· 

Weinverkostung in der Wüstenstadt

Teil 1 2 [3] 4

Ich vermisste die beiden Kanadier vom Vortag jetzt schon. Am Sonntag konnte ich etwas „ausschlafen“ und um 09 Uhr gab es wie abgemacht Frühstück. An diesem Morgen frühstückte ich allerdings alleine, was ein wenig schade war, nach dem fantastischen Tag gestern. Luis war bereits wieder on Tour, ab in die Wüste, sodass mir seine Tochter Frühstück bereitete. An diesem Morgen habe ich außerdem die beste Avocado meines Lebens gegessen und ich schwärme dem leckeren Geschmack noch immer hinterher.

Um 10 Uhr kam dann ein Taxi, welches ich mit zwei Deutschen teilte, die gerade in Ica angekommen waren. Es war noch Vormittag, dennoch war unser Ziel folgendes: Die Weingüter von Ica unsicher machen! Eigentlich bin ich kein Weintrinker, aber wenn ich zum Alkohol greife, dann am ehesten zu Wein. Zum Weingut Tacama wollte ich auch nur, weil die Landschaft auf den Bildern sehr schön ausgesehen hatte – für mich Grund genug :-)

Die beiden Deutschen hatten gerade ihren 5-wöchigen Urlaub begonnen und wollten bis Donnerstag in Ica bleiben. Ganz schön lange, dafür das die Wüstenstadt gar nicht so viel zu bieten hat, anderseits ist es auch super angenehm, die Dinge langsam angehen zu lassen.

 

Ica wirkt auf der Karte überhaupt nicht groß und auch wenn man mit dem Auto durch die Straßen fährt, hat man eher ein Kleinstadt-Gefühl. Fast schon Dorf. Das liegt daran, dass wir keine hohen Gebäude gesehen haben, sondern der Ort flach in der Wüste verankert liegt, mit Häusern die klein und dicht aneinander stehen. Außerdem sieht alles ein bisschen, nunja, heruntergekommen aus. Meine Vermieterin sagte wörtlich „Ica ist nicht schön.“, das halte ich zwar ein wenig hart ausgedrückt, aber es ist sicher kein Ort, durch den man gemütlich schlendern möchte. Es gibt nicht viel zu sehen. Dennoch: Ica besitzt über 200.000 Einwohner! Diese Zahl würde man niemals vermuten, wenn man so durch die Stadt fährt.

 

Die Fahrt mit dem Taxi zum Weingut dauerte vielleicht 20-30 Minuten, fühlte sich aber länger an, da die Strecke kein Ende nehmen wollte. Wir fuhren nicht auf einer asphaltierten Straße, sondern lediglich auf Lehmboden, schmalen Wegen, an Häuserfronten vorbei und überraschend kurvig. Tacama liegt etwas außerhalb und es war schon ein wenig abenteuerlich. Dabei sind mir viele wilde Hunde aufgefallen, denen ich nicht vorhatte, näher zu begegnen.

 

Dort angekommen, bezahlten wir jeweils 15 Soles für die Tour, die auch bald begann. Die Gruppe bestand auch nur aus uns dreien. Der Guide erzählte uns ein wenig über die Entstehung von Tacama, wir durften uns ein Filmchen über die Geschichte ansehen, in dem auch der Herstellungsprozess erklärt wurde und danach ging es durch die Hallen, um die Theorie in der Praxis zu sehen. Ich habe mir die Zahlen nicht gemerkt, aber allein vom Anblick her, kann ich sagen: Da gehen schon ordentlich viele Liter von A nach B!

 

 

Nachdem wir also etwas schlauer waren als zuvor, durften wir auch etwas Wein probieren – klar, wozu fährt man denn sonst auf ein Weingut ;-) Der erste (Weißwein, trocken) hat mir gut geschmeckt, danach ging es abwärts. Und auch, wenn die Peruaner behaupten, Pisco sei Wein – für mich ist das Schnaps! Brennt wie Hölle * lach *. 4 Gläschen später war die Tour auch schon zu Ende – ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber lang hat es nicht gedauert. Macht aber gar nichts, die trockenen Fakten interessieren mich sowieso nur bedingt. Viel schöner war: Mittlerweile war die Sonne herausgekommen! Was ein Glück, ich hatte schon befürchtet, sie ließe sich an diesem Tag nicht blicken. Wir konnten uns also so noch etwas Zeit nehmen, gemütlich über das Anwesen schlendern und viele Fotos machen. Denn eins muss man sagen: Es ist wirklich ein schönes Gut.

 

Unser Taxifahrer wartete bereits darauf, uns zur nächsten Attraktion zu bringen. Wir waren uns alle drei nicht sicher: Folgte noch ein Weingut? Aber ja! Ab ging es zu El Catador, in einer kleinen, schmalen Straße, in der es eine Reihe von Läden gab, die alle ihren Pisco an den Mann bringen wollten.

 

Wir hörten uns also nochmal den Herstellungsprozess an, aber das machte nichts. El Catador spezialisierte sich rein auf die Piscoproduktion und ist viel, viel, viel kleiner als das professionelle Tacama. Tacama trumpft mit ihrem schönen Weingut – aber die Tour von El Catador hat mir persönlich mehr Spaß gemacht. Der Guide hatte auch ein besseres Englisch und erzählte uns unter anderem, dass die Trauben noch immer mit den Füßen klein gematscht wurden und das ganze Nachts geschah – in der Hitze des Tages waren die Arbeitsbedingungen nämlich nicht zumutbar. Um die Leute nachts bei Laune zu halten, wurde natürlich auch Pisco verteilt ;-) Am Ende der Erntesaison (Feburar/März) gab es dann ein Fest, in dem die hübschesten Peruanerinnen auf den Trauben tanzten und Wein und Ehre gewinnen konnten. Aber auch Außenstehende und Touristen dürfen mitmachen – wer weiß, vielleicht sehe ich ja nächstes Jahr nochmal in Ica vorbei? 

 

Der Kontrast zwischen dem ersten und dem zweiten Weingut war wirklich erstaunlich. Hier war alles viel einfacher, kleiner und familiärer – im wahrsten Sinne des Wortes! Denn tatsächlich teilten sich vier Familien – Abkömmlinge derselben Familie – eine Produktion und machten daraus verschiedene Piscos. Sehr verschiedene Piscos.

 

Der gute Mann reichte uns jeweils ein Schnapsglas. Fast schon ernüchternd, nachdem wir bei Tacama richtige Weingläser bekommen hatten. Gab es etwa nicht mehr? Aber ich sag ja – Pisco ist Schnaps, kein Wein, können die Peruaner sagen was sie wollen :-) (Und wie jeder weiß, bin ich ja ein Alkoholkenner - ha! Als ob.) Die Entscheidung uns jeweils nur ein Stampal (bay. für Shot) von Pisco zu geben, stellte sich als sehr klug heraus. Wir probierten nicht zwei, nicht drei – sondern an die zwölf Piscosorten! Das wussten wir allerdings nicht, als wir anfingen.

 

Es war super lustig. Mag sein, weil wir schon vorher etwas getrunken hatten, mag aber auch sein, das unser Guide einfach wusste, wie man Pisco vertickte. Bevor wir probierten, mussten wir zuerst artig Trinksprüche und -redewendungen aufsagen. Es fing ja einfach an, auf Spanisch mit: "Arriba, Abajo, Al centro, Al dentro!" (Hoch, runter, in die Mitte, hinein!). Dann ging es weiter mit Quechua, der indigen Sprache Peru's, und irgendwann wurden die Sätze so lang, dass ich sie mir nicht mehr merken konnte. Nach jedem Gläschen, wurde uns die Bedeutung auch grob ins Englische übersetzt und es war wirklich sehr herzlich!

 

Wir wurden auf jeden Fall teil verschiedenster Variationen und ich muss sagen: War schon ziemlich lecker! Bei den letzten zwei bin ich ausgestiegen, mir hatte es langsam gereicht. Es hat auf jeden Fall unglaublichen Spaß gemacht dort und ich kann einen Abstecher dahin nur empfehlen, wenn ihr mal in Ica seid! Und wie sagt man hier so schön: Was machst du in Ica, wenn du nicht zur Weinverkostung hier bist?

 

Vom Alkoholgehalt hier war übrigens von 7% bis 40% alles dabei. Danach schlenderten wir noch die kleine Straße entlang, warfen einen Blick auf die anderen Läden und ich kaufte mir „tejas“. Meine Vermieterin hatte mir erzählt, die gibt es nur in Ica – süße Leckereien – da musste ich mir natürlich welche mitnehmen!

 

Gut gelaunt (aus offensichtlichen Gründen), wurden wir dann vom selben Taxifahrer nach Huacachina gebracht. Die Sonne schien und ich fühlte mich in diesem Moment wirklich pudelwohl! Wir ließen die Mototaxis, die durch Ica fuhren, hinter uns und mir ging das Herz auf, als wir die Stadt hinter uns ließen und sich vor uns plötzlich riesige Sanddünen auftürmten. Und dann lag sie vor uns: Die Wüstenoase Huacachina.

 

 

 

Was genau sich hier abgespielt habt, erfahrt ihr ein andermal :-)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0