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Viva la Visa!

Der Artikel kommt war etwas nachträglich, aber es passiert einfach immer so viel! Doch Leute, holt die Partyknaller raus und schwingt die Fahnen: Ich habe mein Visum!

Zur Feier dieses Anlasses wollte ich einmal den Weg bis hierhin zusammenfassen – für alle die sich ebenfalls die Frage stellen: Wie komme ich überhaupt an ein Visum?

 

 

 

Drehen wir die Zeit also ein wenig zurück nach Deutschland, 2018. Vorneweg sei natürlich gesagt: Anderes Land, andere Sitten! Ich glaube beispielsweise für USA, kann man ein Visum auch ganz bequem (oder furchtbar bürokratisch) aus Deutschland aus beantragen. Ich hatte das Glück, das meine Firma sich darum bemühen wollte. Das.... das glaube ich zumindest, so verstanden zu haben.

 

Im Jobangebot war es wie folgt formuliert:

  • Lokal work permit costs

 

Ich hab dann zweimal nachgefragt, ob damit das Visum gemeint ist. Einmal bei der HR-Beauftragten in DE und einmal bei der Chefin in Peru. Und trotzdem hatte ich mega Angst, etwas falsch verstanden zu haben. Ist das Visum auch dasselbe wie die Arbeitserlaubnis? Sind es zwei Paar Schuhe? Muss ich etwas beantragen und hätte es zur weiteren Bearbeitung nach Peru schicken sollen? In Deutschland war ich doch ein wenig nervös deswegen, einfach, weil ich damit das ganze Projekt „Ab ins Ausland“ am seidenen Faden hängen sah. Kein Visum – keine Bleibeerlaubnis – kein Peru.

 

Zur zeitlichen Eingliederung: Das Jobangebot kam Ende September 2018. Dann hörte ich eine Weile lang nichts. Eine ganze Weile lang. Stelle hin oder her, ich glaubte zu dem Zeitpunkt noch nicht vollkommen, das ich auswandern würde – mit allem was dazu noch kommt. Ende des Jahres fragte ich einmal nach, aber wegen der Jahreszeit hieß es, gerade ist zu viel los (Weihnachten und Neujahr). Aber auch im neuen Jahr zog es sich hin. Im Februar fing ich dann für mich an, trotz allem etwas konkreter zu planen: Ich machte mir eine Liste, brachte Zeug los, erledigte Termine, informierte mich bezüglich Versicherungen, ging zum Arzt und so weiter.

 

Es war dann bereits März, als die Info kam: Ahja Visum vorab beantragen geht nicht, können wir erst in Peru machen. Gleichzeitig mit der Info, ich solle bitte mit einem Geschäftsvisum einreichen. Generell kamen nicht selten ein wenig widersprüchliche Informationen. Ein wenig in Panik versetzt, rief ich am selben Tag noch bei der peruanischen Botschaft in Deutschland an und fragte nach. Die Dame am Telefon war alles andere als auskunftsfreudig, bestätigte mir jedoch die Aussage. Da ich ihr dennoch nicht vollends glaubte (lag wohl an ihrer Art), schoss ich noch eine E-Mail hinterher um nach Informationen zu bieten (typisch deutsch, ich wollte alles schriftlich haben). Darauf kam übrigens nie eine Antwort.

 

Für alle, die genauso viel Durchblick haben, wie ich damals: Man kann unter anderem zwischen diesen 3 Visatypen in Peru unterscheiden:

  • Touristenvisum: Bis maximal 90 Tage, kann ggf. um 30 Tage noch verlängert werden, bekommt man ganz einfach, wie immer am Flughafen per Stempel in seinem Reisepass.

  • Geschäftsvisum: Selbes Zeitfenster wie die Touristenversion, man kann jedoch soweit auch schon Geschäftsaktivitäten bis zu einem gewissen Grad tätigen. Das sollte ich dann am Flughafen direkt beantragen.

  • Arbeitsvisum: Endstadium.

 

Vermutlich gibt es noch weitere, insbesondere wenn es um Familie, Heiraten und so weiter geht, aber damit habe ich mich entsprechend nicht beschäftigt.

 

Übrigens, alle Informationen zur Einwanderung sind hier zu finden:

Migraciones Superintendencia Nacional Perú

Alas, die Seite ist natürlich auf Spanisch.

 

 

Ich habe mich dann jedenfalls darauf eingelassen und versuchte mich optimistisch: Das klappte! Und wenn nicht? Dann hätte ich zumindest für drei Monate mal etwas vom Land mitbekommen und das ist mehr und länger, als ich je im Ausland gewesen war. Fun Fact: Die 3 Monate sind jetzt fast um! Und nach allem was ich in diesen nicht ganz drei Monaten schon gesehen und gelernt habe, bin ich sehr gespannt, was die nächsten neun Monate auf mich warten wird!

 

Vor Abreise spielte sich in meinem Kopf nur noch folgendes Horrorszenario ab: Ich sollte am Flughafen nach einem Geschäftsvisum fragen, okay. Der Flug kam um 01 Uhr nachts in Lima an. Entweder die Beamten waren so müde, dass sie keinen Stress machten und einfach ausstellten, was ich wollte oder die Beamten waren so angepisst, das sie nachts arbeiten mussten, dass sie mich in die Zange nahmen.

 

Als der Tag dann schließlich eintrat, war es am Flughafen relativ ruhig. Der Beamte bei der Einwanderungskontrolle zeigte sich freundlich und sprach auch Englisch. Allerdings sagte er auch: Geht nicht. Ich war so: waaaas, waruuuuum und versuchte ihm nochmal die Informationen weiterzugeben, die ich selbst nur halbwegs verstanden hatte. Meine Energie hielt sich nach einem 20 Stunden Flug jedoch sehr in Grenzen. Er hat mir nur nochmal erklärt, das ich mich halt bei der Behörde dort melden musste (klar) und mir den Reisepass dann abgestempelt. Ob ich jetzt als Tourist oder Geschäftstätiger registriert war? Tja, das weiß ich bis heute nicht!

 

Seltsamerweise hatte ich nach Ankunft in Peru gar keine so großen Sorgen mehr wie vorher. Ich glaubte einfach daran, dass sich das schon so fügen würde, wie es sollte, wenngleich ich dennoch am Ball bleiben sollte. In Peru nimmt man das „Mañana“ sonst zu wörtlich.

 

Ich bekam schnell gesagt, wer hier im Personalwesen das Sagen hatte und genauso schnell mit, das er nur wenige Worte Englisch sprach. Uff. „No te preocupes – don't worry!“, war eine Phrase, die ich schon bald von ihm gelernt hatte.

 

Die Firma hatte sich übrigens um einen Anwalt dafür bemüht, der sich um den Papierkram kümmerte. Tatsächlich hatten sie diesen bereits im Juli 2018 kontaktiert - weit bevor sie mir das Jobangebot geschickt hatten! Das war glaube ich eine gute Entscheidung, denn wenn wir die deutsche Bürokratie schon verfluchen, so soll es in Peru noch um einiges schlimmer zugehen – und langsamer. Daher kann ich zu all den Dokumenten selbst gar nicht so viel Auskunft geben, ich bekam sie in der Regel nur in die Hand gedrückt, musste sie woanders abgeben, bekam stattdessen etwas anderes zurück und gab das wiederum an den Anwalt weiter. Ahja, und ab und zu mussten noch Unterschrift und Fingerabdrücke drauf. (Alles mit Fingerabdrücken!)

 

Am 09.05. ging es jedenfalls erstmal zur Registrierung nach INTERPOL, darüber habe ich hier ausführlicher geschrieben. Nach ca. einer Woche konnten wir dann einen Termin beim Einwohneramt ausmachen – der war dann jedoch erst für den 31.05. möglich. Wie es dort ablief, könnt ihr wiederum hier nachlesen :-) Danach hieß es 30-60 Tage warten. Das würde knapp werden, denn ich hatte nur noch 60 Tage Übergangszeit, aber dennoch machte ich mir keine Sorgen mehr. Soweit war erstmal alles geschafft – ich musste das Ding dann nur noch abholen gehen! Tatsächlich erhielten wir bereits nach nicht ganz 30 Tagen die Info, das ich den abholen gehen konnte. Ich glaube, der Anwalt blieb wirklich dran, da wir auch genörgelt hatten – ohne Visum konnte ich nämlich noch kein Bankkonto eröffnen.

 

Am 28. Juni dann bekam ich einen Ausweis im Scheckkartenformat mit dem hässlichsten Foto überhaupt überreicht *lach* . Das Ding ist ein wenig windiger als der deutsche Perso, dennoch fühlte ich mich super stolz, den Schein in den Händen zu halten! Ich freute mich riesig – diese Hürde war gemeistert. Ich durfte bleiben, war erwünscht – man fühlt sich willkommen. Das mag nun wirklich etwas seltsam klingen, es ist aber so.

 

Und wenn ich jetzt mit dem Bus Fernreisen buche, muss ich nicht mehr meinen Reisepass angeben, sondern kann das stolz mit der Carné de extranjería machen :-) Am selben Tag eröffnete ich zugleich noch das Bankkonto, ein weiterer Schritt ein Teil des Landes zu werden, anstatt nur ein Gast zu sein. Das macht tatsächlich einen Unterschied.

 

Übrigens: Die Freude wurde im Büro gleichwohl geteilt, mein Chef beglückwünschte mich „almost peruvian now!“, meine Chefin umarmte mich und wir gingen eine Woche darauf im Team mittags zusammen Essen, um das ein bisschen zu feiern!

 

 

Bleiben darf ich jetzt bis zum 21. Juni 2020! Und eine Verlängerung des Visum scheint weitaus nicht so kompliziert zu sein, wie der Erstantrag. Mal sehen, wie lang es am Ende sein wird – ich halte euch auf dem Laufenden!

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