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Telefonsperre?!

 

Am Samstag war ich mit meiner Chefin und ihrem Nachbarn/Bekannten/Freund/Taxifahrer (whatever) frühstücken. Ana hatte schon am ersten Tag meiner Ankunft davon gesprochen, dass wir mir eine lokale Handykarte suchen müssten und nach fast zwei Wochen kümmerten wir uns also darum. Das war ganz in meinem Interesse, denn zwischenzeitlich war ich nur mit WLAN online und nicht unterwegs. Da ich mich zum Großteil zu Hause oder in der Firma aufhielt, war das bisher kein Problem gewesen. Zumal es sowieso angeraten ist, sein Handy nicht auf offener Straße hervorzuholen. Wenn es aber darum ging mal schnell etwas nachzusehen, ein Wort (oder in meinem Fall auch ganze Sätze) zu übersetzen oder sich ein Taxi per App rufen zu wollen, war mir ein lokaler Tarif dann schon ein Anliegen. Die horrenden Auslandsgebühren meines deutschen Anbieters wollte ich ja nicht unbedingt bezahlen. Bisher hatte ich diese auch nur ein einziges Mal genutzt – bei INTERPOL, aber das war ja auch irgendwo eine besondere Geschichte gewesen. (Mehr dazu: Hier)

 

Übrigens, Pro-Tipp: Mit Google Maps lassen sich auch Offline Karten herunterladen. Das ist ziemlich praktisch, wenn man nicht auf das Mobilfunknetz zugreifen kann. Leider lassen sich damit allerdings keine Routen berechnen.

 

Nach dem Frühstück ging es also nach Miraflores. Ich würde behaupten, die drei häufigsten Anbieter die hier fleißig Werbung machen sind Claro, Moviestar und entel. Die ersten beiden haben auch noch an vielen Straßenecken Telefonzellen stehen! (So richtig altmodisch, mit fettem Hörer, Münzeinwurf und allem! In Deutschland sieht man sowas ja überhaupt nicht mehr.) Es war ungewohnt für mich, mir nicht selbst Angebote einzuholen und zu vergleichen, allerdings war das ja auch mal einfacher, die Sache anderen zu überlassen. Also bin ich Ana und Roberto brav hinterhergedackelt.

 

Ich dachte ja, es wäre keine große Sache und notfalls könnte ich das auch alleine hinbekommen. Doch als ich die schnelle Konversation in Spanisch zwischen der Beraterin von entel und Roberto mitanhörte, stieg ich sofort aus. Die Dame wollte jedenfalls meine Passnummer zur Registrierung und schickte mich dann zur Kasse, an der ich 30 Soles bezahlte. Für die 30 Soles bekam ich im Monat 3 GB mobiles Internet, SMS und Anrufe innerhalb von Lima (warum auch immer das auf die Stadt Lima beschränkt war). Nach vier Wochen muss ich die Karte dann wieder mit 30 Soles aufladen, damit mir die Leistung weiterhin zustand. Ein Bankkonto zum Abbuchen habe ich ja noch nicht. Ehrlich gesagt, 3 GB Internetnutzung verbrauche ich nie im Leben in einem Monat, aber gut. Das nehme ich hin, denn dafür muss ich mich ausnahmsweise ja nicht selbst bemühen. Nur wie und wo ich auflade – das muss ich dann mal noch herausfinden.

 

Danach ging es jedenfalls einmal runter in den Keller, wo ich die Karte erhielt. Der Angestellte dort klickte noch etwas herum und ließ uns dabei kurz warten. Dem Gespräch konnte ich erneut nicht folgen. Jedenfalls, nach SIM-Erhalt ging es wieder nach oben zur mittlerweile vierten Person, die schließlich die SIM in meinem Handy austauschte. (Na, das hätte ich dann doch noch selbst hingekriegt.) Allerdings hatte ich damit noch immer kein Netz. Das sprachen wir an, da hieß es 15 Minuten warten und mit der Beraterin wurde sich auch nochmal konsultiert, aber ich habe keine Ahnung.

 

Als sich auch nach Neustart nichts tat und wir hier irgendwie nicht weiterkamen, verließen wir den Laden. Wobei mir das ein Rätsel war – ich hatte hier gerade Leistung gekauft, die nicht funktionierte, wo sonst sollte

man das klären, wenn nicht beim Service des Anbieters selbst? Ana meinte, wir müssten mein Handy freischalten lassen, da es sich um deutsches Gerät handelte. Und ich fragte mich nur: Was hat das Gerät denn mit dem Tarif zu tun? Das ist doch nur eine Hülle! Ich will nur ins Internet

 

Naja, wir fuhren jedenfalls zu CompuPalace an der Avenue Arequipa. In diesem Einkaufszentrum sind lediglich Gerätehersteller und Reperaturdienste des Technomarktes vertreten. Und zwar: sehr viele, sehr kleine Läden auf sehr engem Raum. Ein Tresen neben dem anderen – man konnte wirklich schnell den Überblick verlieren.

 

Ich für meinen Teil – ich kannte mich überhaupt nicht mehr aus. Zudem hatte ich das Problem noch nicht ganz erfasst. Ich dachte, vielleicht müsse ich mich nur irgendwo noch registrieren, damit das Netz läuft? Wir machten jedenfalls an verschiedenen Läden Halt, es ging ziemlich kreuz und quer. Zuvor dachte ich noch, die beiden wüssten genau wer das machen könnte, aber dem war wohl nicht so. Als Roberto mich nach meinem deutschen Anbieter fragte, war ich vollkommen verwirrt – was hatte der denn noch damit zu tun, wo ich längst die neue SIM im Handy stecken hatte? In Deutschland ist Anbieter wechseln ja auch nichts anderes – Karte raus, Karte rein, fertig.

 

Aber ich war nunmal nicht mehr in Deutschland. Ana erklärte mir schließlich, dass Handys – ich meine, sie bezog sich primär auf Handys aus dem Ausland – prinzipiell erstmal gesperrt seien. Grund dafür sei, damit geklaute Handys von Touristen nicht so einfach am Markt weiterverkauft werden konnten. Die Regel steht wohl erst seit April 2019 – oder wurde da zumindest verschärft. Die meisten Angestellten hier im CompuPalace wollten hierbei nicht rumpfuschen, aus Sorge erwischt zu werden. Offenbar war diese „Handy-Freischaltung“ illegal. Ich kann es nicht anders beschrieben, denn ich habe technisch keinen blassen Schimmer, was sich dahinter versteckt. Ana meinte selbst zu mir „Nicht so viel darüber nachdenken, akzeptier es einfach. Es ist so.“ Dabei würde ich sogerne auch die technische Komponente dabei verstehen. Und wenn sich ein Dieb damit auskennt, hilft das ganze Gesetz ja auch nichts, oder? Wobei ich natürlich auch nicht sagen kann, was der Durchschnitts-Gauner hier in Peru alles drauf hat oder nicht. Wie auch immer, tatsächlich fanden wir schlussendlich einen Laden, der mir das machte – was auch immer er da machte. Ansonsten hätte ich mir wohl ein neues Handy kaufen müssen. Na danke! Der Typ hat wohl auch nur an meinem Handy herumgepfuscht, weil ich offensichtlich ausländisch war – ich musste auch einen dermaßen verwirrten Blick im Gesicht haben. Für mich war dieser Aufwand einfach unverständlich und ich fragte mich einfach nach dem: Wie, wo, was? Das Warum – Diebstahlabschreckung – war mir ja noch begreiflich. Aber der Rest? Puh.

 

Es hat auch nicht allzu lange gedauert, da hatte ich mein Handy wieder – und tatsächlich funktionierte mobiles Netz & Co jetzt. Gekostet hat mich das 80 Soles – mit Karte durfte ich nicht bezahlen, ganz offensichtlich, damit man das nicht zurückverfolgen konnte. Das war wohl gerade wirklich mehr als schwarz gewesen. Es ist seltsam, weil ich nicht gedacht hatte, dass das so eine große Sache wäre. Ich weiß ja auch, dass mein Handy nicht geklaut ist – aber beweisen?

 

Naja, am Ende habe ich nun meinen lokalen Tarif. Aber es war eben mehr als nur alte Karte raus, neue Karte rein ins Gerät. Auf mich allein gestellt, hätte ich es also wohl kaum hingekriegt – wäre ja nie auf dieses Problem in der Kette gestoßen, was sich nur *hust* illegal *husthust* lösen ließe (oder am einfachsten illegal? Ach, wer weiß das schon!). Da hätte es schon mehr spanische Gewandtheit gebraucht, um das selbst zu regeln. Dennoch komme ich nicht darüber hinweg, wie wenig ich verstanden habe – sehne ich mich doch immer nach Klarheit und Kontrolle. Tja, manchmal muss man sich einfach auf die Dinge einlassen – schlussendlich hat es ja geklappt. Irgendwie.

 

 

In diesem Sinne: Fröhliches Surfen im Netz!

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