· 

Sucre – die weiße Hauptstadt

Sucre. Kaum jemand ist der Name dieser Stadt ein Begriff, obwohl sie doch die offizielle Hauptstadt Boliviens ist. Viel hatte ich schon gehört von dieser weißen Stadt und hatte entsprechend hohe Erwartungen – die nicht enttäuscht wurden. Mit dem Nachtbus der Transcopacabana aus La Paz kommend, teilte ich mir ein Taxi mit einer anderen Reisenden und übernachtete im Hostel Villa Oropeza – eine Empfehlung von Leuten aus La Paz, die sich – insbesondere im späteren Verlauf der Ereignisse – bewährt hat.

Sucre ist mit gerade mal ein wenig über 200.000 Einwohnern sicherlich keine Metropole. Mit 2800 Höhenmetern ist das Klima gemäßigt und angenehm.

 

Der Verkehr ist nach wie vor typisch südamerikanisch, dennoch gut mit umzugehen. Die Fassaden der Gebäude sind tatsächlich weiß und häufig malerisch verziert. Da drückt der Kolonialstil durch. Viele Gebäude aus dem 18. Jahrhundert sind dabei noch gut erhalten. Richtig bekannt unter Reisenden ist Sucre als Hochburg der Spanischlernenden. Viele Hostels bieten Vermittlungen zu Lehrern an. Ein bisschen Spanisch schadet nie und die Bolivianer sind für ihre klare Aussprache bekannt, daher bietet sich Sucre ideal dafür an.

Zu sehen gibt es inner- wie außerhalb natürlich auch genug! Nachstehend ein paar der Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten:

 

1. Durch die Stadt bummeln

 

 

Werdet vertraut mit der Umgebung – Sucre lädt einfach dazu ein! Es gibt einen großen Markt, der immer einen Besuch wert ist. Um den Hauptplatz herum gibt und in den davon ausgehenden Straßen gibt es zahlreiche Restaurants, Cafés und Museen. Der Platz selbst lädt zum verweilen ein und nicht selten verkauft eine Bolivianerin einen frisch gepressten Saft. Der Aufstieg zur La Recoleta lohnt sich alleine um der Aussicht wegen – gerne zum Sonnenuntergang. Auch der Friedhof liegt mitten in der Stadt. Eine merkwürdige Empfehlung, aber mehr Grün gibt es in der Stadt nirgens. Mein schönster Anblick hier war eine Gitarristin die vor einem Grabfenster musiziert hat.

 

2. Den Dinos auf der Spur: Parque Creatico

 

Man kann ihnen kaum aus den Weg gehen: Den Überbleibsel der Vergangenheit, für die man die Stadt selbst nicht einmal verlassen muss. Der Dino-Bus fährt täglich zu verschiedenen Zeiten vom Hauptplatz weg. 2006 wurde der Park eröffnet, aber was gibt es da überhaupt so Spannendes zu sehen? Die Antwort lautet:

 

Fußabdrücke.

Echte Dinosaurier Fußabdrücke.

 

Am besten wählt ihr eine Uhrzeit mit einer Führung aus, denn dann gibt es jede Menge interessanten Input zur Entdeckung, Geschichte und generell alles was das Dinosaurier-Herz begehrt. Die Anlage ist wirklich gut aufgebaut mit Erklärungen, Nachbildungen, ein VR-Erlebnis, Dinosaurier-Modellen in Lebensgröße und mit einem ordentlichen Guide ist das alles wirklich interessant. Die Größe ist dabei überschaubar. Das Highlight der Tour endet dann natürlich mit Besichtigung der realen Fußspuren auf der Cal Orck'o. Das ist Quechua für 'The line stonehill'.

 

Wir reden hier von einer riesigen Steinwand aus Kalkstein. Entdeckt wurden sie 1994 von einem Schweizer und Argentinien Forscher. Die Wand ist 180 m hoch und 1,5 km lang bei einer Neigung von 72°. Ziemlich steil also.

Über 12.000 Fußabdrücke sind zu erkennen von 4 verschiedenen Dinosaurierarten (welche vorher im Park vorgestellt wurden). 3 Pflanzenfresser und 1 Fleischfresser, dem Terópodo.

Warum sich die Fußabdrücke heute auf einer Steinwand befinden, statt am Boden, lässt sich durch die tektonische Plattenverschiebung erklären.

An diesem Ort hatte eine Zementfabrik gegraben. Sie hörten auf, als sich die Stuktur der Erde änderte und für Zement ungeeignet wurde. Entdeckt wurden die Fußabdrücke dann danach. Die meisten Fußabdrücke sind durch den Regen verloren gegangen. Die Steinwand durchzieht auch zahlreiche Risse, die durch Bewegungen der Erde und Regen die Überbleibsel weiter zerstören. Vor zehn Jahren wurde durch den vielen Regen jedoch darunter eine neue Erdschicht mit weiteren Fußabdrücken freigelegt.

 

 

 

Wen das Thema auch nur oberflächlich interessiert, der ist hier gut aufgehoben. Es ist lehrreich und faszinierend zugleich. Ein halber Tag lässt sich hier gut verbringen.

 

3. Castillo Glorietta

 

Etwas außerhalb, aber gut mit den normalen Kleinbussen zu erreichen, liegt das Castillo Glorietta. Bekannt für nennenswerte Adelsgeschlechter ist Bolivien üblicherweise nicht, daher fand ich es spannend zu sehen, dass es auch ein Schloss mit kurzer Geschichte zu sehen gibt.

 

Wirklich viel zu sehen oder zu erfahren gibt es meiner Meinung nach nicht. Das Gebäude ist jedoch architektonisch interessant und schön anzusehen. Ich kam nur fast zu spät und so hatte ich kaum Zeit mich in Ruhe umzusehen – eine gute Stunde reicht locker, ich bin notgedrungen in einer halben durchgeflitzt.

 

4. Wanderungen in den Anden

 

Viel spannender sind dagegen die vielfältigen Angebote zu Wanderungen. Von Tages- bis Mehrtagesangeboten ist alles dabei. Touren kommen allerdings nicht immer zustande – man sollte hier also flexibel sein. Ich war auch in der Nebensaison unterwegs, dass gereichte mir hier zusätzlich zum Nachteil. Nach einiger Suche, konnte ich dann jedoch spontan eine eher unbekannte Route mit Greentrackers mitmachen – wir waren gerade mal zu dritt plus einem Guide. (Die Verpflegungs-Sandwiches hat seine Frau mit viel Liebe selbst gemacht und waren unfassbar lecker :-)).

 

Etwa 7,5 Stunden marschierten wir 14 km durch die bergige Landschaft. Pinturas rupestres nannten sich die antiken Wandmalereien, denen wir ganz nebenbei auf den Spur gingen. Ziemlich cool!

 

Eine der bekanntesten Wanderungen um Sucre ist jene, zum Vulkankrater XYZ. Wir sahen den Krater und sein einzigartiges Muster stattdessen von der Ferne – bekamen so jedoch das ganze Spektrum zu sehen, was auf der eigentlichen Vulkanwanderung gar nicht sichtbar ist (weil man sich ja dann in nächster Nähe dazu befindet).

 

 

Für Wanderungen ist Südamerika ja bekannt und auch Sucre lässt hier keinen Wunsch aus. Greentrackeres kann ich hierbei nur empfehlen! (Falls sie Corona überstanden haben...)

 

Nach all diesem Input hatte ich bereits Pläne zur Weiterreise nach Tupiza getroffen. Endlich sollte ich die legendäre Salzwüste zu Gesicht bekommen! Doch quasi über Nacht wurden Fahrten gestrichen, Museen geschlossen, Grenzen dicht gemacht. Meinen Bus nach Tupiza hätte es noch gegeben, doch es schien mir sicherer an einem Ort zu verweilen, der groß ist, gute Verbindungen hat und dem sich genug andere Reisende tummeln. Sucre bietet all das – auch behördliche Instanzen waren notfalls Vorort – sodass ich mir keine bessere Stadt zur Quarantäne hätte wünschen können.

 

Sucre ist eine schöne, friedliche Stadt zum „Pause machen“ auf Reisen, die dennoch genug Angebot zur Zerstreuung bietet. Das Hostel Villa Oropeza war schön groß, mit zahlreichen Möglichkeiten zum Rückzug, aber auch zur Kontaktsuche. Der große Garten hat uns in der Quarantäne Zeit auf jeden Fall den Tag gerettet und die Leute vom Hostel selbst waren super angenehm und hilfsbereit.

 

 

 

Sucre kann ich euch ans Herz legen und ich hoffe, die Stadt ein weiteres Mal besuchen zu können. Wer wissen will, wie sich die Flucht aus der Hauptstadt dargestellt hat und welchen Hindernissen wir dabei begegnet sind, liest gerne die Artikel zu Corona in Bolivien (1, 2 & 3), die hiernach zeitlich anknüpfen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0