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Migraciones

Letzten Freitag kam ich ein Stück näher an mein Visa heran. Zwei Wochen später als ursprünglich geplant. Verlief alles planmäßig? Natürlich nicht, aber es verlief um ein Vielfaches einfacher als bei INTERPOL.

 

 

Das größte Problem an diesem Tag lag tatsächlich bei der Anreise. Der Termin stand auf 11 Uhr, abgeholt werden sollte ich zu Hause um 10 Uhr. Kurz nach 10 Uhr schrieb ich dann meiner Kontaktperson. Das Gespräch verlief wie folgt:


Ich vertrieb mir ganz entspannt die Zeit auf Social Media, bis dann kurz vor 11 Uhr ein Auto vorfuhr. Die Dame war ganz aufgeregt und hat sich ungefähr tausendmal für das Chaos entschuldigt. Zu meiner Erleichterung sprach sie ein ganz ausgezeichnetes Englisch! Wie sie mir später erzählte, ist sie Peruanerin, aber ihr Großvater ist Deutscher und ihre Oma Chinesin, daher klingt ihr Name auch so ganz und gar nicht spanisch. Jedenfalls erklärte sie mir nochmal kurz, dass offenbar eine Erdbeben-Übung durchgeführt worden war. Das erinnerte mich an die Feueralarmübung, die wir in der Schule jährlich machen mussten. Jetzt leuchtete mir auch ein, warum zuvor die Leute aus dem Gebäude gegenüber alle auf die Straße gerannt sind – ich dachte der Alarm hätte sich auf das Haus beschränkt und habe dem daher keine weitere Beachtung geschenkt. Tja, bei einem echten Erdbeben Alarm hätte ich wohl ein Problem, wenn ich die Anzeichen nicht bemerkte. Nunjaaa…. Zu allem Überfluss war dem eigentlichen Fahrer wegen dem Chaos ein Unfall passiert und jemand ist ihm rein gefahren, weswegen mich mein Kontakt persönlich abholen kann. (Dem Fahrer geht’s soweit gut).

 

Wie sich herausstellte war das Einwohnermeldeamt überhaupt nicht weit weg. Ironischerweise hätte ich das laufen können, den Platz kannte ich nämlich. Dort war ich auch schon ins Kino gegangen.

 

Und jetzt kommt’s: Das Amt sitzt in einem Parkhaus unter der Erde.

 

 

Ich wiederhole: In einem Parkhaus.

Das ist so skurril! Ich war schon mehrmals daran vorbei gelaufen, ohne es zu bemerken! (Durch das Parkhaus zu laufen ist nämlich einfacher als die Straße zu überqueren).

 

Der Rest war dann wirklich ein Klacks, ich kam kaum dazu Fotos zu machen. Wir trafen dort auch wieder den Anwaltsläufer, dem ich auch schon bei INTERPOL begegnet war. Er drückte mir einen dicken Bogen Dokumente in die Hand: Zahlungsbestätigungen, Formulare, die ich noch schnell unterzeichnen und mit meinem Fingerabdruck versehen wollte, die Ficha von Interpol, eine Passkopie und der Arbeitsvertrag. Alles mit zahlreichen Stempeln und Unterschriften versehen.

 

Ich sage nur: Ein Glück muss ich mich nicht um den Papierkram kümmern.

 

Dann sollte ich mich anstellen, vier Personen waren vor mir. Nur um mich kurz darauf wieder davon wegzuziehen, denn anscheinend wurde ich – aus welchen Gründen auch immer – woanders vorgezogen. Ins „Büro“ (es ist alles offen) ging ich dann allein. Die Frau, die mich abgeholt hatte, sagte mir nur, ich solle sie holen, falls ich einen Übersetzer bräuchte.

 

Ich gab der Beamtin also den Papierstapel und sie sah ihn sehr sorgfältig durch. Was genau sie suchte, weiß ich nicht. Nebenbei tippte sie in ihrem PC herum. Und Plottwist: Sie sprach sogar ein bisschen Englisch! Aber viele Worte waren diesmal auch gar nicht nötig. Sie erklärte mir nur, das nochmal Fingerabdrücke (diesmal mit einem Gerät, richtig fortschrittlich) abgenommen und nochmal ein Foto gemacht werden sollte. Ja, na schön. Die Beamtin hat zwischendurch nur meine Unterschrift kritisiert, weil ich auf meinem Reisepass mit meinem vollen Namen unterschrieben hatte und irgendwann dazu übergegangen war, nur noch mit meinem Nachnamen zu unterschreiben. Den Vornamen nachzusetzen war immerhin kein Problem, es sah immer noch genauso krakelig aus wie vor zwei Jahren auf meinem Pass. Keine weiteren Einwände also.

 

Nachdem es sonst nichts zu beanstanden gab und ich glücklicherweise keine unangenehmen Fragen beantworten musste, gab sie mir schlussendlich einen weiteren Zettel und erklärte mir, dass man mit diesen Codes online nachsehen konnte, wann der Antrag durch sei. Bearbeitungszeit: zwischen 30 und 60 Tagen.

 

Das Dokument nahm der Anwalt wieder entgegen, so schnell konnte ich gar nicht schauen. Für mich galt es also erstmal nichts weiter zu tun. Hoffentlich würden sie die 60 Tage nicht ausreizen, ich hatte nämlich nur noch 60 Tage von meiner Übergangsfrist übrig… Aber positiv bleiben.

 

Im Endeffekt hatte ich also länger auf das Taxi gewartet (obwohl ich den Weg auch laufen hätte können), als der Termin überhaupt andauerte. Ich weiß nicht, Dauer etwas zwischen 15 und 30 Minuten?

 

Wieder aus dem Parkhaus aufgestiegen (ich komm darauf immer noch nicht klar…) kam das Taxi auch gleich und ich verabschiedete mich von den Anwälten mit Küsschen, wie es so üblich war.

 

Das Taxi war auch hier wieder sooo unnötig – die Arbeit war literally 5 Minuten Fußweg entfernt. Da es sich um eine Einbahnstraße handelte, musste man per Auto also ein wenig drumherum fahren. Und das Beste: Der Fahrer hatte die Hausnummer falsch verstanden. 281 statt 1281 (doce (12) und dos (2) klingen einfach zu ähnlich…) also landeten wir ganz woanders. Halbe Stunde Fahrt statt fünf Minuten Fußweg.

 

 

Willkommen in Lima!

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