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Können wir endlich über unsere Tage reden?

Wir schreiben das Jahr 2019. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, das Themen wie Sex, Sexualität, die Periode tabuisiert werden. Aber ist das wirklich nur Frauensache?

Ja, ich bin eine Frau. Ja, nicht nur Frauen haben eine Regelblutung. Und ja, bei keinem ist sie gleich.

Wieso sprechen wir nicht offen darüber?

Klar. Im vertrauten Umfeld ist das kein Problem – aber wie das vertraut in diesem Satz schon impliziert, handelt es sich dabei auch um ein geschlossener Raum. Unter Freundinnen tauschen wir uns aus und hin und wieder schreibe ich meiner Mama, einfach weil ich weiß, dann kommt ein bisschen Mitleid zurück und genau das will ich in dem Moment auch haben (Danke Mama, an dieser Stelle!).

 

 

Mein größtes Problem sehe ich hier jedoch im Beruf.

Dort müssen wir immerhin funktionieren und können nur selten aus.

Sagte ich einem männlichen Kollegen „Ich hab meine Tage“ kam als Antwort „Ja, so genau wollte ich es eigentlich nicht wissen.“

Wenn menstruierende Personen untereinander sprechen, dann meistens im Flüsterton, hinter vorgehaltener Hand oder mit Andeutungen, die das Gegenüber dann auch versteht, ohne das wir diese Sache direkt aussprechen müssen. Immer schön drumherum, ja nicht auf den Punkt.

Na, dann sprich doch einfach direkt!

Weshalb tue ich es nicht?

Zwei Begriffe: Angst und Scham.

 

Wenn ich im Büro sitze und mir geht’s nicht gut, weil ich meine Tage habe, dann erreicht das durchaus auch mal den Punkt, an dem ich sage: Vergiss es, ich geh heim. Auf die Frage, was mir fehlt, antworte ich in der Regel dann: "Ich bin schlapp/nicht gut beinander", "weiß nicht" oder "Bauchschmerzen". Warum? Weil ich Angst habe, das mein „mir geht es nicht gut“ mit Grund „Periode“ nicht mehr so ernst genommen wird.  Das mir mein Schmerz deswegen aberkannt wird. Und manchmal zwickt es auch nur leicht im Unterleib, stattdessen bin ich aber müde und unfassbar unkonzentriert. Ich fürchte mich davor schwach auszusehen und dem unausgesprochenen: Das gehört als Frau halt dazu! Da muss man drüber stehen! Wieso sollte ich nur deswegen nicht mehr arbeiten können?

 

Außerdem: Bleibe ich 1-2 Tage jeden Monat zu Hause, macht mich das dann zu einer schlechteren Arbeitskraft? Na, dann lieber was anderes vorschieben oder ein bisschen durchquälen. Doch so erreichen wir nie die Akzeptanz, die wir uns wünschen und auch brauchen.

 

Das Schlimme ist: 'Gesteht' mir eine Kollegin, sie hat ihre Periode, denke ich mir nach meinem „oh weh.“ nicht selten ein „wenn's weiter nichts ist.“ Und das obwohl ich selbst eine Frau bin und genau weiß, wie beschissen das ist! Woher kommt diese Denkweise? Wenn mir das selbst durch den Kopf geht, ist es wohl kaum verwunderlich, das ich auch glaube andere denken dasselbe. Aber stimmt das überhaupt?

 

Monatsblutung wird heruntergespielt und nicht ganz ernst genommen. Herabwürdigende Sprüche wie „Hast mal wieder deine Tage oder was?“  helfen hier auch definitiv nicht weiter. Als wäre Menstruation eine Schwäche, ein Makel, den es zu verstecken gilt, um weiterhin eine stolze und starke Person nach außen hin zu zeigen. Insbesondere im Job, in dem Status oft nach Leistung geht, will man dem Lack doch keinen Kratzer verpassen.

 

Jetzt fällt es mir als cissexuelle Frau schon schwer offen darüber zu sprechen. Ich kann mir nur vorstellen, das es für menstruierende Männer, Intersexuelle & Co. nochmal ein Stück schwieriger ist. Was wir brauchen ist ein offener Raum für alle um die Angst vor Ablehnung, Herabwürdigung und Schamgefühl Stück für Stück zu überwinden und Verständnis aufzubauen. Damit das Flüstern hinter vorgehaltener Hand nicht mehr notwendig sein wird und pikierte Blicke bis hin zu blöden Sprüchen endlich  verschwinden.

 

 

Was sind deine Erfahrungen zu diesem Thema?  Empfindest du ähnlich oder gänzlich different?  Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!

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Kommentare: 1
  • #1

    Mitaia (Donnerstag, 21 November 2019 08:15)

    Ich fand es zu Schulzeiten immer schrecklich wenn ich Bauch Krämpfe hatte und mich Übergeben hab und meine Mutter immer meinte: "Jetzt kannst du noch daheim bleiben, aber später wenn du arbeitest, musst du dich zusammen reißen. Da kannst du nicht einfach wegen deiner Tage krank sein!" und ich fragte immer warum, wenn ich doch so starke schmerzen hatte, dass ich mich immer übergeben muss, is das kein Grund? Heute, hat sich nichts an meiner Einstellung geändert, ich sag meinen Kollegen grade aus wenn ich meine Tage habe und es mir nich gut geht. Klar gibt es ein bis zwei die das eklig finden und meinen sie wollten das nich wissen... Aber ein anderer Kollege macht mir dann zum Beispiel eine Wärmflasche oder Tee und daran merk ich persönlich dass sich schon was ändert. Die Frauen wirken alle Verständnisvoll. Heim gegangen oder daheim geblieben deswegen, bin ich bisher nicht, aber das liegt eher daran dass ich meine kollegen nich allein lassen will. Was ich aber bemerkt hab, ist das manche Kolleginnen angefangen haben auch offener das Thema anzusprechen und wir teilweise ganz normal in der Pause uns auch über unser leiden austauschen und das find ich ist ein guter Anfang! Es präsent werden zu lassen. Das ist für viele bestimmt schwer, aber ich hoff dass es irgendwann besser wird.