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Dream 9: In der Turmgalerie

the tower of memories

Cedric wachte auf. Er kannte die Umgebung nicht, alles war fremd, leer, öde. Genug Anzeichen die darauf hinwiesen, dass es sich hierbei nicht um die Wirklichkeit handelte. Doch die Luft schnitt eisig kalt, der Wind pfiff ihm um die Ohren, er bekam eine Gänsehaut. Wie konnte er sich also sicher sein, wenn er sich doch gleichermaßen bis gerade eben in einem Albtraum befunden hatte? 

Eine Wolke bildete sich in der frostigen Luft, als er ausatmete. Doch kein Schnee war zu sehen, keine Flocken, die vom Himmel tanzten. Diesmal nicht. Stattdessen glich die Erde trockenem Wüstenboden, nichts das nährte, nichts das gedeihte – ein Nichts, wie es auch ihn selbst erfüllte. Der Mantel der Welt war wolkenverhangen – es kam ihm bekannt vor – und es dauerte nicht allzu lange, ehe sich der Regen in dicken, harten Tropfen ihren Weg gen Boden suchte. Schon bald folgte der Blitz mitsamt dem Donner, der die Ruhe einforderte. Ein Gewitter kam und es war nicht weit weg. Cedric brauchte einen Unterschlupf.

Er rannte los. Natürlich, er hätte auch stur hier bleiben können oder sich zwingen aufzuwachen, wirklich aufzuwachen, doch beides hatte er schon oft genug versucht und nur selten war es zu seinem Wohlwollen geendet. Zudem der innere Drang zur Flucht fest in ihm verwurzelt zu sein schien. Doch wie sollte er in dieser Einöde einen passenden Ort finden?

 

Der Regen fiel härter, erbarmungsloser. Die Abstände zwischen dem grellen Licht und dem brodelndem Donner wurden kürzer. Ihm lief die Zeit davon, doch so war es immer gewesen, nicht wahr?

In der Ferne wurde die Silhouette eines Gebäudes sichtbar. Cedric konnte nicht ausmachen, worum es sich dabei handeln mochte, zu dunkel war es längst geworden. Reichlich viel Auswahl hatte er jedoch nicht, weswegen er weiterhin geradeaus darauf zusteuerte. Als er die Umrisse genauer ausmachen konnte, schlug die Furcht zum ersten Mal in dieser Nacht ihre Wurzeln. 'Niemand möchte den Turm sehen.'

 

Ihm blieb keine Wahl. Das Gewitter tobte nun gleich eines Sturmes über ihn hinweg, er konnte kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen. Der kreisrunde Gigant aus Stein ragte nun vor ihm auf und seine immense Festigkeit wirkte seltsam bedrohlich inmitten des leeren Landes. Trotz der Eile zögerte Cedric kurz, als er die unheilvolle Ablehnung die von den geformten Felsen ausging spürte. Schließlich stemmte er das morsche Holztor auf, welches sich knarzend aus seinen Angeln löste. Mit einem lautem Knall fiel es zurück in sein Schloss. Cedric war drin. Gefangen solange bis der Sturm sich legen würde.

 

Kein Laut von Außen drang durch die dicken Mauern. Es war, als wäre das Gewitter vollkommen von ihm abgeschnitten. Eine Fackel flammte neben ihm auf, kaum als der Wunsch einer Lichtquelle sich in ihm geformt hatte. Argwöhnisch betrachtete Cedric die aufzüngelnden Flammen, ehe er nach der Fassung griff. Er leuchtete gegen die Wände. Links vom Eingang führte eine spiralförmige Treppe weiter nach oben, rechts von ihm gab es keinen Weg, nur weiterer Stein. Ob er einfach hier warten konnte? Er war schon gewillt es zu versuchen, als etwas seine Aufmerksamkeit erfasste. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Bilder die Mauern schmückten. Alte, verstaubte, ihn kunstvollen Rahmen verzierte Gemälde, die aus einem Schlossmuseum stammen konnten. Vorsichtig näherte sich Cedric der ersten Stufe. Seine Augen weiteten sich für einen Moment, ehe er einen Blick weiter den Aufstieg nach oben sah. Kein Zweifel. Innerhalb des Turmes befand sich eine Galerie. Die Pinakothek seines Lebens.

 

War das Gebäude verflucht oder war er es? Ein leises Flüstern schien von den Mauern wider zuhallen, eine unheilvolle Aura ging von der Dunkelheit aus, die vor ihm in einen Tunnel mündete. Wie von selbst bewegten seine Füße ihn vorwärts, betraten schließlich die erste Stufe der endlosen Treppe.

Er kannte das erste Bild. Nicht, weil er sich an diese Situation per se erinnerte, sondern weil es das als Foto tatsächlich gab. Noch fühlte sich der Traum unbeschwert und leicht an, fast wie ein Geschenk, eine kleine Atempause. Abgebildet waren hier Matze, sein Vater zusammen mit seiner Mutter, die er nicht kannte. Außerdem Simon und er, als Babys, beide selig schlummernd. Sie sahen ziemlich zerknautscht aus, wie das nun einmal so war, wenn man gerade geboren wurde. Im Blick seines Vaters lag unglaublicher Stolz, was ein merkwürdiges Gefühl in Cedric auslöste. Er fragte sich nicht zum ersten Mal wie seine Mutter hier ausgesehen haben mochte, doch auf dem Foto war sie heraus gerissen worden und auch auf dieser Kopie war ihre Darstellung vergilbt. Sein Kopf konnte sich alle möglichen Schrecken ausmalen, doch etwas Verlorenes zurückholen, dazu war er nicht in der Lage. Nichtsdestotrotz wirkte in diesem Portrait die Welt noch in Ordnung.

 

Langsam, zögerlich, betrat Cedric die nächsten Stufen. Links und Rechts waren die Bilder seiner Vergangenheit kunstvoll aufgehangen. Er konnte an ihnen entlang gehen, so, als würde er ein Fotoalbum umblättern. Das Wispern im Turm war leise und wirkte noch immer weit entfernt. Am Anfang waren die Gemälde seines Lebens in einem unfassbar schlechten Zustand. Abgesehen vom ersten Bild, konnte man in den Folgewerken kaum etwas erkennen. Sie waren vergilbt, schlecht gepflegt, an einigen Stellen sogar zerrissen oder die Rahmen blieben gänzlich leer. Hatte er hier einfach vergessen?

Cedric blieb auf einer Stufe stehen, als die Illustrationen langsam deutlicher wurden. Noch immer nicht perfekt, noch immer zu Teilen zerstört, dennoch ließ sich ab hier etwas erkennen. Gleichzeitig wurde das Raunen, welches an den steinernen Wänden entlang zu laufen schien, lauter zu werden.

"Und dann gibts da noch was...du kriegst einen Bruder oder eine Schwester. Kate ist schwanger." Ah. Ah. Kate ist schwanger. Oh mein Gott. Cedric trat näher an das alte Gemälde heran, welches Matze und ihn zeigte. Sorgsam strich er mit dem Finger seiner freien Hand über die matten Farben. Auch weitere Personen waren zu sehen, doch nicht mehr im Detail auszumachen. Das ist so lange her. Die Wut, Ungläubigkeit sowie das Entsetzen das er damals verspürt hatte, kratzten heute kaum noch an ihm. Doch es hatte unfassbar lange gedauert, um die Situation und ihr neuestes Familienmitglied zu akzeptieren. Dieses Blatt hatte sich kurioserweise zum Guten gewandt. Doch wie viele von den Bildern in dieser Galerie konnten das von sich behaupten?

Cedric machte einen Schritt rückwärts, ehe er sich zum Kunstwerk gegenüber umdrehte.

"Und.. ich habe dich so schrecklich vermisst, Cedric."

Moment. War das die richtige Reihenfolge? Er runzelte die Stirn, beleuchtete schließlich mit der Fackel die Malerei vor ihm. Sie saßen in einem Café, eindeutig jünger. Selbst seine Haare waren noch länger gewesen. Ein wenig fragend legte er den Kopf schief, so, als würde es sich gar nicht um ihn handeln, sondern als wäre auch er nur ein Betrachter der Dinge. Aber so funktionierte das nicht, nicht wahr?

Wir kriegen ein Halbgeschwisterchen Ran, ist das nicht wundervoll?“ Ah, er mochte den Tonfall in seiner Stimme nicht. Woher nur kam sie?

Es wird alles wieder gut. Wir stehen das durch.“

Er konnte die Stimme nicht ganz zuordnen. Seine? Die von Ran?

I-Ich habe wegen..- also ich habe wegen Will geweint, ja.“

Das reichte. Cedric machte sich an den weiteren Aufstieg, doch auch im nächsten Gemälde war er noch mit Ran zu sehen. Stimmt, er hatte ja einmal im Restaurant gewohnt... Obwohl er an dem Portrait vorbeistapfte, verfolgte ihn das Flüstern, welches daraus hervor zu gehen schien.

Ich bin so müde“,

"Willst du schlafen?"

Ich will nicht schlafen. Ich bin doch endlich wieder bei dir.“

Es war leise, das Wispern in den Hallen des Turmes, doch der Widerhall der Worte zwischen den Mauern war trotzdem nur allzu deutlich zu vernehmen.

"Du.. Ran? Ich brauch.. ein wenig Zeit für mich."

Du musst mir aber auch versprechen, dass alles gut ist.“

"Alles in Ordnung."

Cedric blieb erneut stehen. War das eine Lüge gewesen, seine letzte Antwort? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Für einen Moment schloss er die Augen und wischte sich mit der freien Hand den Schweiß vor der Stirn. Als er wieder aufblickte, erleuchtete die Flamme der Fackel Matze und ihn. War das vor der Disco gewesen?

"Ich hasse dich nicht."

Dir brauch nichts Leid tun, Junge. Du hast dir nichts vorzuwerfen, rein garnichts.“

Das süße Gefühl von Versöhnung. Oder zumindest ein Anfang davon. Doch es hatte alles nichts gebracht. Mittlerweile gibt es genug, was ich mir vorzuwerfen habe.

Er wandte sich ab. Immerhin, es war auch nur ein kleines Bild gewesen. Neben einem winzigen Gemälde, welches die gesamte Familie am Flughafen zeigte. Doch warum musste danach sie bereits wieder auftauchen?

Ach.. es geht. Es gab in der Bar eine kleine Auseinandersetzung. Es war ein bisschen was los und.. es geht. oh, außerdem ist mein Herz in tausende Stücke gebrochen“

Cedric fuhr sich durch die Haare. Er hatte diese Worte, die sie zu ihm gesagt hatte, schon ganz vergessen.

"Ran, ich könnte dich nie hassen, dafür liebe ich dich viel zu sehr."

Ich.. du willst bestimmt, dass ich dir das auch entgegne, du hoffst es oder? Aber.. ich kann das nicht, das weißt du.“

"Was kannst du nicht? Mir deine Liebe gestehen? Das musst du nicht. Aber dann sag mir bitte - warum hast du meine Küsse erwidert?"

Ich weiß nicht, wieso ich das getan habe. Ich fand.. nein, finde es schön, berauschend. In meinem Herz bist du aber nicht allein, Ced.“

Mir scheint, ich bin dir gerade gut genug.“

Ah, es tat weh. Wieso tat es noch immer weh? Es war immerhin schon so lange her, oder nicht? Sie hatte ihn am Ende doch verlassen. Oder empfand er die Bitterkeit nun, da es möglicherweise umgekehrt der Fall war? Das müsste bedeuten, dass sie trotz allem noch einen Platz in seinem Herzen hatte – ihn gar teilte? Nein, nein. Er konnte sie nicht vergessen, vielleicht würde er es nie können, doch der Platz den sie beanspruchte, war nicht derartiger Natur. 'Bist du dir da so sicher?' Ja. Ja. Er war es. Oder? Sich sicher? Doch war er sich überhaupt noch einer Sache gänzlich bewusst? In Zweifel gezogen durch seine eigenen Gedanken, trat er weiter hinauf, ließ dabei einige Kunstwerke außer Acht. Er musste sich das nicht ansehen. Es war nicht mehr von Relevanz! Doch die Flüsterungen wurden fordernder, verfolgten ihn auch, wenn er nicht hinsah.

Ich dachte einfach, dass es am einfachsten für dich wäre, wenn du mich hassen würdest.“, „Aber ich möchte nicht, dass du mich hasst“, „Schmerzen nehmen, durch süße Worte, Küsse?“, „Nur um mich dann abermals fallen zu lassen?“, „Ich möchte dich um etwas bitten“, „Darf ich denn einen letzten Kuss von dir?“, „Nein.. bleib bitte.“

Die Wortfetzen seiner Vergangenheit verfolgten ihn, völlig aus dem Kontext gerissen. Es machte keinen Sinn. Was passierte hier gerade? Cedric blieb abrupt stehen, als würden die Wisperlaute so an ihm vorbeifliegen, aber sie taten es nicht. Wie ein unsichtbarer Schwarm Moskitos, die vom Licht angezogen wurden, schien er die Aussagen wie einen Fluch anzulocken. Er lehnte sich gegen ein freies Stück Wand. Er fühlte sich schon jetzt völlig erschöpft, doch anderseits schien dies bereits zum Dauerzustand geworden zu sein, im Wachen wie im Traum. Zögerlich öffnete er zuerst ein Auge um vorsichtig zu spicken, welchem Gemälde er sich unweigerlich gegenüber finden würde.

Ran O’Shea, bitte, heirate mich!“

Er schloss die Augen wieder. Schön gemacht. Der größte Fehler seines Lebens. Doch ach, welch Glück hatte er verspürt als sie tatsächlich ja gesagt hatte. Ein Glück das nicht währte. Natürlich nicht. Mit einem leichten Stups stieß er sich von der Wand weg. Zumindest sie sollte jetzt für eine Weile verschwinden. Alles in Allem wusste er ja längst, was ihn erwartete. Mit einem beinahe grimmigen Ausdruck setzte er den Aufstieg innerhalb des Turmes also fort.

 

Hallo Cedric.“

Er hörte die Stimme noch weit bevor die Malerei in Sichtweite kam.

Wie ich hörte, sind du und - wie hieß sie gleich nochmal, Ran? - verlobt?"

Seine Nackenhaare stellten sich auf. Dieser Tonfall, diese Arroganz im Klang dieser Worte.

"Ach, nein, du musst dir keine Sorgen machen, dass ich deshalb hier bin. Ich hab nicht das Geringste dagegen. Du wärst der Erste der sich für das Mädchen interessiert, deshalb kannst du mit ihr auch machen, was du willst.“

Wo war es? Wo war das verfluchte Bild? Fast schon aufbrausend suchte er mit der Fackel die Mauern ab. Ah. Hier.

"Was meinst du? Soll ich dich töten?"

Als könnte er dieses Gesicht je vergessen. War dies tatsächlich das erste Mal gewesen, dass er diesem Monster begegnet war? Es erschien irgendwie seltsam, nicht? Gleichzeitig hatte er das Gefühl, in diesem Gemälde fehle etwas. Auch die Illustration wirkte wie überarbeitet. Was sollte das nur bedeuten?

"Gott, bist du leichtgläubig. Ich habe kein Interesse daran dich zu töten - was würde mir das jetzt nützen?"

Cedric zuckte beinahe zusammen, als sich die Gestalten innerhalb des Portraits anfingen zu bewegen. Er hatte Rick eine reingeschlagen? Fast hätte er nun aufgelacht. Und er hatte geglaubt der Heiratsantrag wäre der größte Fehler seines Lebens gewesen. War er größenwahnsinnig gewesen? Kein Wunder hatte jener Dämon es auf ihn abgesehen.

'Habe ich mir gerade einen Todfeind geschaffen?'

Der Gedanke hallte in ihm wider, so klar und deutlich, als wäre er gerade in der Situation gewesen. Aber das war er in gewisser Hinsicht auch, war dem nicht so? Rick brauchte keinen Grund um ihm das Leben zur Hölle zu machen, aber ein Hauch von Rache zur Genugtuung, warum diese nicht mit hinein würzen? Eine dunkle Ahnung überkam ihm, dass dieses Spiel mit ihm noch lange nicht ausgestanden war.

 

"Ähm...hallo?"

Gedankenverloren ging Cedric weiter. Er betrachtete seine Hand, noch ganz in der vorherigen Erinnerung gefangen, ungläubig darüber, dass er unbestritten einmal damit zugeschlagen und physische Gewaltbereitschaft gezeigt hatte.

"Darf ich dich etwas fragen?“

Scheint so, als könnte ich nicht nur mit Worten verletzen. Es mochte lange her sein, dennoch hinterließ der Gedanke ein beklemmendes Gefühl. Das war eine Sache, die ihm ganz und gar nicht gefiel.

"Weißt du warum hier alles so voller Herzen ist?"

Nanu?

Erst jetzt blickte Cedric von seiner Hand wieder auf, doch vor ihm wähnte sich nur die endlose Dunkelheit.

"Sollte man jemanden den man gerne hat nicht jeden Tag zeigen wie sehr man ihn mag...?"

Da war es. Cedric musste einen Schritt zurück treten um das komplette Kunstwerk auf einmal betrachten zu können, eine derartige Größe nahm es ein. Der Rahmen besaß indes die Form eines Herzens. Ob dies nun eine Anspielung auf den Valentinstag war oder die spätere Bedeutung der Person, die zusammen mit ihm abgebildet war, schien zur Interpretation offen zu bleiben.

"Heißt das es gibt niemanden den du gerne hast, weil du heute ganz alleine...“

"Doch, es gibt jemanden - sie ist nur nicht hier.“

Natürlich hast du jemanden den du gern hast. Du bist so unglaublich freundlich. Es würde mich wundern wenn dein Herz nicht bereits jemanden gehört. Aaaah! Es tut mir Leid. Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt oder? Mein Name ist Noita.“

Sie hatte ihn mit ihrer Offenheit vollkommen umgehauen. Es war gar nicht anders möglich gewesen, als das seine eiskalte Schale ein wenig schmolz. Noita... Ein ehrliches, doch unfassbar trauriges Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus, doch er bemerkte es selbst nicht. Er sah die Abbildung einfach nur eine Weile lang an, während sich langsam eine einzelne Träne von dem Ufer seiner Augen löste.

"Cedric.. so heiße ich übrigens."

"Es freut mich dich kennenzulernen Cedric."

Das war die Erinnerung, die es nie hätte geben dürfen, wenn Noita sein Herz nicht an ihn verlieren sollte. Das Bild, das er zerstören musste, um sie zu schützen. Seine Kehle wurde trocken, das unscheinbare Lächeln auf seinen Lippen verschwand.

Ich kann nicht.

'Warum nicht?'

Es tut weh.

'Das sollte umso mehr ein Grund dafür sein.'

Ich weiß nicht wie.

'Du hast Feuer. Benutze es.'

Ich will nicht.

'Tu es.'

Ich hänge daran.

'Du bist schwach. Und egoistisch. Du stellst dich selbst über sie!'

Nein. Nein!

Fast hätte er die Fackel in seiner Hand fallen gelassen. Der Ausdruck auf seinem Gesicht kam nun der blanken Panik gleich, während er nach hinten stolperte und alles daran tat, diesen Standpunkt hinter sich zu lassen. Nur ein letztes Raunen drang noch an seine Ohren, ehe sich eine kurze Welle der Stille über ihn legte.

"Bist du häufig alleine?"

"Ja. Ich bin es gewohnt."

Und nun hatte er sie erneut alleine zurück gelassen.

 

Cedric wurde erst dann wieder langsamer, als er ein wenig außer Atem kam. Die Personen in den Gemälden, an denen er schnurstraks vorbei gerannt war, schienen ihn förmlich anzuschreien, doch ihre Stimmen hatten sich nur in Form von undefinierbaren Chaos in seinen Kopf geschlichen. Damit kam er klar. Müde steckte er die Fackel in eine dafür angebrachte Halterung und setzte sich auf die Stufe, auf der er gerade angelangt war.

Du erinnerst dich doch noch, oder? Schließlich war es ein ziemlich magischer Moment zwischen uns."

Ein wenig verwundert sah Ced auf, denn bei den Worten handelte es sich um eine ihm bekannte, stets optimistische Männerstimme. Ein Bild befand sich direkt auf seiner Schulterhöhe.

"Und als Experte würde ich mich zwar nicht bezeichnen, aber falls du Hilfe brauchst melde ich mich gerne um dein Händchen zu halten Ced."

Nick. Beinahe hätte es ein zweites Lächeln auf seine Lippen geschafft. Doch wenn er sich nun bei dieser Szene befand, dann würde sie im nächsten wieder deutlich präsenter sein.

Cedric hob ein wenig den Kopf. Nur wenig weiter hing es auch schon. Alice und Nick waren auch zu sehen, doch nur Noita bewegte sich gerade auf diesem Abbild, tanzte förmlich auf dem Eis. Sie sah wunderschön aus, obwohl sie sich nur unsicher auf den Schlittschuhen hielt.

"Ja mit ist schon ein wenig kalt aber....ich will noch nicht weg."

Sich daran zurück zu erinnern, löste nur den Kummer in ihm, denn er doch so mühevoll begraben hatte.

"Suche niemals einen Grund dich zu verstecken. Das würde mich sehr traurig machen."

"Würdest du dann nach mir suchen?"

Cedric wandte den Blick ab. Er hatte sich noch nicht dazu aufraffen können weiter zu gehen. Gerade bildete er einfach nur ein kleines Häufchen Elend, beide Arme auf den Knien abgestützt, die Hände ineinander gefaltet, der Kopf der nach unten hing. Leider nur hielt das das Flüstern des Gemäldes nicht zurück, nur weil er wegsah.

"Mir ist ein wenig kalt. Wir sollten uns ein wenig bewegen."

"Ist alles in Ordnung, Ced?"

"Nein ist es nicht. Ist nicht so wichtig.“

"Wenn es nicht wichtig wäre, würde es dich doch nicht belasten."

Kälte breitete sich in ihm aus. Er hatte sie verloren, bevor er sie ganz für sich gehabt hatte und hatte damals noch nicht gesehen, welches Geschenk sie eigentlich war. Wie hatte er nur so blind sein können?

"Du solltest mehr lachen. Lachen ist gesund."

Er hatte es versucht. Manchmal. Ihr zuliebe.

"Ich gebs auf. Du wirst mich jetzt nicht mehr los."

Ein schiefes Lächeln zierte nun seine Mundwinkel. 'Ah, sie hat es nicht anders gewollt, nicht wahr?' Die Stimme aus seinem Inneren klang wie ein hässliches Zischen. Im Gegenzug zu den Gemälden, dessen Geflüster wie direkt aus der Originalfassung ohne Fälschung kopiert wurden. Sein Herz krampfte sich zusammen bei dem Gedanken, wie er sie zurückgestoßen hatte und der Gewissheit darüber, dass es auch für diese Erinnerung ein passendes Kunstwerk in der Galerie seines Lebens gab.

"Daher lass mich zu dir bitte immer ehrlich sein können."

Ah, das war seine Stimme. Es wurde also doch noch hässlicher in Anbetracht der Lügen, die seine Gegenwart nun zierten.

Wann nur war er zu einem solchen Heuchler verkommen?

 

 

Es hatte eine ganze Weile gedauert bis Cedric sich dazu aufraffen konnte wieder aufzustehen. Aber die Nacht war lang genug, nicht wahr? Es bestand also keinen Grund zur Eile. Gemächlichen, gar müden Schrittes fuhr Cedric mit dem Aufstieg fort. Bei einigen Bildern blieb er gar nicht mal mehr stehen, ein flüchtiger Blick genügte.

"Gib dir keine Schuld.",

Nimm meinen! Ich schaff das schon! Vertrau mir!“

"Ich sehe dich wieder."

Sie hatten tatsächlich beide einen Flugzeugabsturz überlebt, huh? Er ja leider auch.

"Whoah Cedric, ich dachte, du wüsstest, dass der Einzige, den ich um die Ecke bringen würde, du bist? Hab' ich das wirklich nicht offensichtlich genug gemacht?"

Er ging einfach weiter. Langsam, bedächtig, schrittweise.

Ran freut sich bestimmt, dich wieder wohlbehütet in den Arm nehmen zu können oder?“

Achja, Alice konnte manchmal schon richtig in den Wunden pulen, nicht wahr?

"Lang nicht mehr gesehen, Cedric."

Oh nein.

Nein, nein, nein.

Ihm drehte sich der Magen um, als sich das Bild der Korallenbucht in einer derartigen Größe um den runden Turm schmiegte, dass es unmöglich war, dem zu entkommen.

 

"Wie ich sehe, besitzt du nach unsrem Unfall noch alle Gliedmaßen. Freut mich. Wirklich. Das bedeutet nämlich, dass ich in Zukunft mehr Auswahl haben werde, wenn es darum geht, dir eines von ihnen zu entfernen. Na wie wär's Cedric, wollen wir Heute damit anfangen?“

Cedric war sich noch nicht sicher, welches die beste Herangehensweise war. Konnte er einfach weiter gehen? Sollte er das aussitzen? Ich will nicht. 'Aah, es ist nicht so als hättest du eine Wahl Ceddy, nicht wahr?' Sein Herz schlug schnell. Mit der freien Hand umgriff er seine Seite, während er mit der anderen ja noch die Fackel halten musste.

"Wenn du mich übrigens loswerden willst, wäre das die perfekte Gelegenheit dazu, abzuhauen..~"

Er hatte ihn gewarnt. Jener Mann hatte ihm wahrhaftig einen Hinweis gegeben. Ob er ihn dann auch wirklich hätte gehen lassen, sei dahin gestellt. Warum nur hatte er den Wink mit dem Zaunpfahl nicht gesehen?

"Du scheinst nicht sonderlich viel von deinen eigenen Worten zu halten, wenn man es genau nimmt, nicht..?"

'Da hat er irgendwie Recht, nicht wahr?' Cedric schob seine innere Stimme unwirsch zur Seite. Er wollte seinen grimmigen Ausdruck beibehalten, doch wenn er jetzt in den Spiegel sehen könnte, war die gequälte Mimik unvermeidbar.

"Mein Gott, erschieß mich doch besser gleich."

"Sorry, hab keine Knarre."

"Schade, das wäre nämlich ein lustiger Zufall gewesen."

Da war es, geschrieben wie aus einer schlechten Komödie. Er sah seinen eigenen verwirrten, dann entsetzten Ausdruck im Gemälde.

"Ah, ich habe mich übrigens dafür entschieden, dir den Gefallen zu tun, dein Leiden zu beenden. Wie findest du das?“

Hätte er ihn doch einfach direkt erschossen. Nicht ins Bein, ins vermaledeite Herz. Heute fände er die Idee ganz wunderbar, doch eine zweite Chance würde er wohl nicht bekommen.

Was denke ich da eigentlich?

Seine Eingeweide fühlten sich an wie in Frost getaucht. Nicht zwingend – oder nicht mehr nur – wegen der bewegten Illustration vor seinen Augen, sondern vielmehr für den insgeheimen Wunsch, den diese gerade in ihm auslöste.

Gibt es wirklich keinen Ausweg?

Nein. Allein das die Frage aufkam, erfüllte ihn mit neuer Angst. An was er da dachte war--

"Aber ich verrate dir gerne noch eine Sache, die ich dir schon auf der verdammten Insel hatte mitteilen wollen. Einfach nur, weil ich dachte, es könnte dich vielleicht interessieren."

Er ignorierte die Worte, die von Rick's Abbild gerade kamen, zu sehr piesackte ihn sein eigener, innerer Hohn gerade. 'Der Gedanke ist dir doch nicht ganz neu, oder?'

"Was dachtest du eigentlich, weshalb sie nicht zurück kommt, huh..? Ran ist tot, du Vollidiot.~"

Als der Schuss fiel – nicht nur einer, gleich zwei – richtete sich sein Fokus abrupt wieder auf das Gemälde vor ihm.

Ran ist tot, du Vollidiot.~"

Nun, für diese Erinnerung hätte er keine Illustration in einem Traum benötigt – jene Worte verfolgten ihn auch danach noch jahrelang. Eine Lüge, die er zu seiner eigenen Wahrheit geformt hatte.

"Irgendwelche letzten Worte?~"

Was hätte er für Worte gewählt, hätte er die Möglichkeit dazu gehabt? War das überhaupt wichtig? 'Es tut mir leid' vielleicht? Abgedroschen. Cedric schüttelte den Kopf, mehr über sich selbst. Darüber musste er wahrlich nicht nachdenken, oder?

"Wenn du mit mir nichts mehr zu besprechen hast, dann würde ich jetzt gern' gehen, Cedric, wäre dir das Recht? Sag einfach, wenn du was dagegen hast, okay?"

Cedric wandte den Blick ab, als er sein Double aus Tusche und Farbe im roten Sand liegen sah.

Ich hab' mir schon eine Freundin ausgesucht, die sich um dich kümmern wird. Ich schick sie gleich rüber, ja?“

Ein wenig verklärte sich sein Blick. Hatte er diese Worte damals noch gehört? Am Bildrand sah er wie Noita – ein erneuter Stich in seinem Herzen – und ihre Cousine angerannt kamen. Cedric schloss die Augen. Es noch einmal so von außen, so derealisiert zu betrachten, war die reine Folter.

 

 

"Ced.... Kannst du mich hören?"

Ran…“

Wir bleiben vermutlich nicht lange.“

Bleib. Ich-“

Ein ovales Portrait, welches aussah, als hätte jemand mit einem Weichzeichner darüber gestrichen. Vollkommen verschwommen. Er hatte es vergessen – vielleicht auch verdrängt. Majo hatte ihn also nicht angelogen.

Eine Welle der Verzweiflung überkam ihm, sorgte für einen verbissenen Ausdruck auf seinem Gesicht, während er die Treppe im Turm weiter nach oben stieg. Sie hatte es gewusst. Sie hatte die ganze Zeit jene Person als Gegenpartie vor Augen gehabt, die er so schmerzlich versucht hatte zu vergessen. Und sie hatte nichts gesagt. Aber wie hatte er das nur vergessen können? Das er nicht ganz bei Bewusstsein gewesen war, entfiel ihm in diesem Moment schlichtweg.

Die Bilder aus dem Krankenhaus waren zahlreiche. Sie schmückten die kalte Steinmauer mit verschiedenen Szenen, die nur leise zu ihm flüsterten. Als er Alessa's verheultes Gesicht sah, blieb er kurz stehen. Sie hatte ihn wirklich vollkommen überrascht.

"...Simon ist auch einfach gegangen...W-wirst du auch fortgehen?"

"Simon ist im Ausland.Wenn er zurückkommt, setzen wir uns mal zusammen und dann kann er uns davon erzählen, was meinst du dazu?"

"Komm ganz bald nach Hause!!!"

 

Und auch Simon kam bald nach Hause.

Cedric schritt an der Abbildung des Friedhofes vorbei, ehe zahlreiche Kunstwerke aus der WG auftauchten. Simon war wieder da. Die Stimmen hingegen überlagerten sich nun so sehr, dass er keinen einzigen klaren Satz ausmachen konnte, weswegen er sich wieder abwandte.

"Was tust du mir nur an!"

"Was ich dir antue? Ich rette deinen Abend."

Er schnaubte bei den Worten, noch ehe er die dazugehörige Illustration ausmachte. Das erste Gemälde war gut erhalten, scharf mit satten Farben. Stufe um Stufe, Bild um Bild weiter hingegen, wurden die Malereien immer verschwommener.

Welche Geschichte willst du denn hören?“

"Welche Geschichte ich hören will? Wie wärs mit der Wahrheit?"

Mit der war er im Grunde nie so gut umgegangen, oder?

Er war mit Nick zusammen in der Bar gewesen. Aber selbst da schon hatte er nicht richtig zugehört.

"Es nervt mich tierisch dass dein Bruder wieder da ist und sich Alice gegenüber so verhält. Sie war so... so traurig weil er sich nicht gemeldet hat und jetzt ist sie allein mit ihm und das nervt mich wirklich mehr als es sollte."

Glaub mir wenn jemand einfach verschwindet und nie wieder auftaucht, das macht das Ganze nicht besser."

Die Alkoholgläschen auf den Gemälden vermehrten sich von Bild zu Bild. Kein Wunder wurde die Darstellung unschärfer.

Ich habe Ran seit Jahren nicht mehr gesehen."

"Ist Ran der Grund warum du... diesen Unfall hattest?"

"Ran ist tot."

Selbst aus seinem eigenen Mund schmerzten diese drei Worte. Diese verdrehte Lüge.

"Wie kann sie mir das nur antun?"

Die Aussage verhallte im Hintergrund, als Cedric weiter ging und diesen Abschnitt der Galerie hinter sich zurück ließ.

 

Er fing erneut an zu laufen. Sein Körper fühlte sich merkwürdig leicht an, so als wäre er gar nicht mehr existent. Doch noch hielt er die Fackel, die nach wie vor brannte, also mussten Moleküle seine Hülle weiterhin zusammen halten.

Er rannte um die Berge, den Winter, den Schnee nicht zu sehen. Wollte sich die süßen Worte, die sanft wie die weißen Flocken fielen, nicht in Erinnerung rufen. Der erste Kuss, den er ihr stahl und nie hätte nehmen dürfen.

"Sagmal. Denkst du es ist in Ordnung mit jemanden zusammen zu sein, auch wenn man der Person nicht gut tut?"

Klingt so, als würdest du dich fragen, ob die Person egoistisch handelt. Aber wer entscheidet denn, ob man der Person wirklich weh tut?“

Tante Su...

Auch hier ließ er das Ölbild zurück, welches ihn mit seiner Patentante bei ihr zu Hause zeigte. Sobald die Gemälde außerhalb des Lichtscheines der Flamme gerieten, schien es, als würden sie erneut in Vergessenheit geraten.

"Wie kannst du bei mir bleiben wollen?"

Cedric sah auf, wurde langsamer. Er hatte nicht die Energie um ewig weiter zu rennen, dafür waren die Stufen zu steil und der Turm zu hoch. Es war ein schönes, großes Gemälde, welches Noita und ihm im Wald zeigte. Die leuchtenden Laternen wogten sanft im Blätterdach der Bäume hin und her.

"Ich habe dir nichts als Kummer bereitet. Ich kann dir noch nicht einmal versprechen, dass ich dir das in Zukunft ersparen kann!"

Er hatte sie gewarnt, nicht wahr? Nicht zum ersten Mal. Eine verständliche Seite in ihm fragte sich, ob es sich dabei nicht um eine selbsterfüllende Prophezeiung gehandelt haben mochte. Als er daran dachte, fiel ihm ein, dass Antoinette sogar davon gesprochen hatte. Neun Schwerter. Als könnte das noch verhindern, was unweigerlich eintreten würde.

"Das ist doch nicht wahr! Wie kannst du so etwas glauben?! Niemand kann einem vor dem Kummer und dem Leid auf der Welt bewahren. Das ist nicht möglich aber... man kann es gemeinsam durchstehen."

Er schloss die Augen. Sie sollte das aber nicht gemeinsam mit ihm durchstehen müssen. Dieses Etwas, zu dem er verkommen war. Es war nicht Traurigkeit, nicht Kummer, nicht Angst – sie waren Teile etwas Größerem, etwas das er nicht begriff und das ihn langsam zermürbte.

"Es tut mir leid.", "Es tut mir leid.", "Es tut mir leid.", "Ich brauche dich."

Wie viel Kraft es ihn kostete, sich von ihr fern zu halten, selbst nur in Gedanken, war unmöglich zu messen. Er brauchte sie, ja, doch selbst mit der Energie der Sonne könnte sie die Dunkelheit in seinem Herzen nicht vertreiben. Allein der Versuch dessen war schon zu weit gegangen.

Cedric ließ die Fackel ein wenig sinken. Mit einem verbitterten Ausdruck im Gesicht, führte er den Weg fort, nicht ohne das ihn seine letzten, eigenen, hohlen Worte noch hinterher hingen.

"Ich will dich glücklich machen."

 

Langsam wurde es zu viel.

Das Wispern das durch den dunklen Flur hallte, das Raunen, welches ihm seitens der Kunstgemälde entgegen kam, das Flüstern in seinem eigenen Kopf.

"Ich will dir etwas versprechen."

Ja, es tat weh. Sich mit seinen eigenen Fehlern konfrontiert zu sehen, zu durchleben, was er schon einst erlebt hatte.

"Ich werde immer ehrlich zu dir sein."

Erneut festzustellen, was für ein verdammter Damian er geworden war. Was für einen Heuchler, Lügner, Scheißkerl er darstellte.

War nur das die erste Lüge gewesen, die er ihr gegeben hatte?

"Alice ist tot"

Und was für einen ebenso verdammten Idioten er als Bruder hatte?

"Ich werd sie niemals wieder im Arm halten können, niemals wieder."

Nicht, dass er es nicht irgendwo verstand...

Deine Freundin hat mir gerade sehr geholfen. Wirklich ein tolles Mädchen.. kümmer dich gefälligst gut um sie!“

Er konnte nicht.

Er konnte nichts mehr, weil er nichts war, war das denn so schwer zu verstehen?

 

So, my dead new friend. How did you die?“

Cedric sah auf. Fast schon ein wenig fragend legte er den Kopf schief. Diesmal war das vor ihm kein Ölgemälde, kein Werk aus Tinte und Farbe. Es war ein Foto, welches sich nichtsdestoweniger ebenso in einem goldverziertem Rahmen befand. Ein Selfie. Das Bild, welches er von sich selbst und Kyle geschossen hatte, mit einer Menge an Alkohol, Pommes und Chicken Nuggets im Hintergrund. Es war nur dieses eine Bild doch es reichte, um die seltsamen Worte des nicht minder seltsamen Punks zu ihm zurück zu bringen.

The thing is.. I didn't just die once“

But the first time i did.. i was murdered, I guess. Though if i think about it, i probably was never alive in the first place“

and im not dead, ced never said i was i said i died a few times already thats a difference!“

people can die in a lot of different ways“

ah well, if u want to pretend.. lets pretend“

Das Raunen hatte diesmal eine andere Farbe. Nicht die Stimme von Kyle... oder Melchior oder was auch immer. Der Ton klang abstrakter, irgendwie. Vielleicht weil diese Worte gar nicht gesprochen worden waren?

"Ah, verstehe. Du bist nicht echt."

Ein schiefes Grinsen machte sich auf einen Zügen breit. Der schaurige Effekt wurde durch die Schatten, die die Flamme der Fackel warf, nur noch verstärkt.

Er war nicht echt. Natürlich. Auch das hier war es nicht, nicht wahr? Nur ein Gebilde seiner Vergangenheit, ein Tunnel durch den sein Unterbewusstsein ihn schickte. Wurde es dann nicht langsam Zeit wieder aufzuwachen? Doch der Gedanke an den nächste Morgen grauste ihm noch weit aus mehr als die Puzzleteile seiner Erinnerungen, durch die er sich bewegte. Wann war es nur dazu gekommen...?

"Wir sehen uns wieder, oder?"

Damit verdunkelte sich das Bild vor seinen Augen. Ein Zeichen für ihn die nächsten Stufen zu erklimmen. Obwohl sie sich seither nie wieder begegnet waren, ahnte Cedric, dass dieses Versprechen noch eingelöst werden würde.

 

"Ich weiß nicht, was gerade passiert ist, aber ich hatte Angst... Angst davor dich zu verlieren, bevor ich dir gesagt habe, was ich dir schon längst hätte sagen sollen."

Sein Magen verkrampfte sich. Das war er. Der Moment, in dem er schwach geworden war. Aber er war so glücklich gewesen, wie hätte er glauben können, es sei ein Fehler? Und am Ende – war es das wirklich gewesen? Waren es nicht jene Momente die ihn solange haben durchhalten lassen?

"Ich möchte auch mit dir zusammen sein..."

Es war dieses seltsame Picknick gewesen, doch er war hingegangen. Und sie war zu ihm gekommen.

"Ced... deine Seele ist alles andere als nur schwarz. Sie ist kunterbunt und farbenfroh.

Du müsstest dich nur einmal mit meinen Augen sehen können..."

Manchmal fragte er sich wirklich, was sie in ihm erblickt hatte. Während er hier so in der Dunkelheit stand, umgeben nur von dem schmalen Schein des Feuers, konnte er ihren Worten keinerlei Glauben mehr schenken.

"Nimmst du mich auch, wenn nicht alles in Ordnung ist?"

Es wird auch nicht immer alles in Ordnung sein aber das ist okay. Mehr als nur okay."

Nein war es nicht. Nicht für ihn.

Aber spielte das jetzt überhaupt noch eine Rolle?

 

"Alice ist schwanger"

Lüg mich nicht an. Nie.“

"Ich würde dich niemals anlügen."

Tu mir das nicht an, denn das musst du nicht. Egal was los ist – okay?“

"WEIßT DU WAS?! KÜMMER DICH DOCH EINFACH UM DEINEN EIGENEN SCHEIß, CEDRIC!"

Es war ein komisches Bild, wie sie da so da standen im Kellerflur, beide ihrer Freundinnen verjagt. Auseinanderzuhalten nur an der Kleidung und ihrer Mimik. Der eine wutverzerrt, der andere entsetzt. Wann nur war es soweit gekommen?

Und warum hat er mir nicht direkt gesagt, dass sie wieder hier ist? Kryptische Nachrichten anstatt klare Ansagen. Oder hatte er es einfach nur nicht sehen, nicht hören wollen?

 

uhmm I think somthing or someone.. baaad from ur past is gonna.. come.. back??

Die nächsten Protraits zeigten ihn alleine, wie er scheinbar durch halb Riverport lief. Ihm war das gar nicht so aufgefallen. Das er sich tatsächlich wieder an den Strand gewagt hatte, war nichtsdestotrotz erstaunlich.

Ein erstaunlicher Zufall, wenn man so will.

Oder wurden die Geschicke seiner Welt nun doch von einer Art höheren Macht gelenkt? Der Gedanke war so grauenvoll, immerhin, wer wäre so skrupellos und könnte an solch einem Leid Freude empfinden? Was für ein Gott sollte das sein?

"Cedric...?"

Die Stimme von ihr ließ ihn aufblicken. Nein, nein das wollte er wirklich nicht sehen. Doch die Idee, die Fackel als Waffe zu benutzen, so wie er sie vorhin gehabt hatte, war ihm entglitten. Ansonsten hätte er schon ganz andere Szenen ausradiert. Aber würde das noch etwas ändern?

"Ran...? Aber du bist tot!"

Es war die Verwirrung in ihrem Blick gewesen, die die Lüge aufgedeckt hatte. Nicht, dass er das sofort glaubte.

"Du lebst. Das kann nicht sein. Du kannst nicht sein."

"Ich hab dich so vermisst..."

"Warum hast du mich dann verlassen?"

Ich musste da raus!“

Ein Messer in seiner Brust hätte den Verrat nicht besser beschrieben – und sich vermutlich immer noch als mildere Strafe angefühlt als der Betrug, den sie veranstaltet hatte. Er konnte ihr das nicht verzeihen. Vielleicht nie.

"Ich war deine Familie."

"Wenn du gehen willst, geh"

"Du schickst mich fort?"

Ein weiterer Fehler. Ein weiterer Kuss, der nie hätte geschehen dürfen. Ein weiterer Vertrauensbruch auf seinem Teller. Konnte er dieser Frau denn nie entrinnen? Doch... wollte er es überhaupt noch? War das noch von irgendeiner Bedeutung?

"Ich habe dich geliebt."

 

Er ging auf das – noch relativ gut erhaltene – Ölbild mit Tara nicht ein. Zu sehr schmerzten noch die Gemälde, die er gerade hatte betrachten müssen. Zu qualvoll würden die sein, die nun kamen.

"Noita... Ich habe dich vermisst."

Ein großes Artefakt, welches sich ihm darbot. Die Tränen, die sie zeigte, waren mit einem solcher solchen Kunstfertigkeit in einem derartigen Detail gemalt, dass er sie für echt halten könnte. Aber das waren sie auch gewesen, nicht war? Er hatte sich echt nicht im Griff gehabt. Es waren schon fast unsägliche Worte, wie sie sich so durch sein Leben zogen. Grausame Worte.

"E-entschuldige...ich... freue mich nur so dich zu sehen... Was... ist denn passiert?"

Zu viel. Zu viel. Und er konnte nichts davon rückgängig machen.

"Ich habe versprochen dich nicht anzulügen und das werde ich auch nicht tun."

Doch er hatte es getan und das war womöglich die schlimmste Lüge von ihnen allen.

"Ich habe jemanden geküsst und dieser jemand warst nicht du."

Warum... warum hast du...?“

Verzeih mir...“

Das er tatsächlich die Blöße gehabt hatte, sie um Verzeihung zu bitten! 'Weil du schwach bist.' Es schmerzte sie so zu sehen, ihr trauriges, verletztes Gesicht so in einem Gemälde verewigt. Nur mit Mühen hinderte er sich daran, die Leinwand zu berühren um ihre Tränen von dort zu wischen. Sie würden nicht gehen, die Szenerie war bereits beschlossen.

"Li-liebst du sie...?"

Ja."

Ob es sich bei dieser Antwort um Gnade oder Folter handelte, blieb dem interpretfreudigen Kunstliebhaber wohl selbst überlassen.

 

Ah, es tat so weh, so weh.

Der Verrat, der an ihm begangen wurde. Der Verrat, den er selbst begangen hatte. Der Verrat, den er an sich selbst beging. Sein Körper hatte die gewohnte Schwere zurück erlangt und am allerschwersten, ja, da wog sein Herz, gefüllt mit Qual, angereichert mit Kummer, verdichtet mit Leid.

"Ich entschuldige mich jetzt schon für sie. Sie ist ein Biest. Aber mein Biest."

Ein alter Fetzen, der ihn bis hierher verfolgt hatte? Nur noch mühsam schaffte Cedric es, sich die Treppen hoch zu quälen. Nicht mehr viel, nicht mehr weit. Doch er konnte nicht mehr.

Ich kann es wirklich, wirklich nicht abhaben wenn jemand meiner Cousine weh tut.“

Cedric sackte zusammen. Er saß auf der Treppe und besah sich das Gemälde, welches über ihm hing gar nicht erst. Das musste er auch nicht, konnte er den furiosen Blick der blonden Frau förmlich spüren.

"Lass mich raten, Ran vielleicht?“

Miststück.

Wieso geht es ihr immer scheiße wenn ich euch zusammen sehe? Wieso habe ich das beschissene Gefühl, dass du ihr das genau deswegen, weil es ihr immer scheiße geht, so gesagt hast?"

Er konnte nicht klar denken. Das Einzige was er wollte, war das Gesicht in seinen Händen zu vergraben und seine Ohren im selben Moment zu verschließen. Doch er hielt nach wie vor diese beschissene Fackel in der Hand.

Steh auf und geh weiter. Geh!

Er konnte nicht.

Du verkriechst dich zuhause in deinem Loch und suhlst dich in deinem Selbstmitleid, bis du irgendwann einsam und alleine dort verreckst? Du strömst so viel Leidigkeit aus, dass mir selbst schon ganz anders wird. Meinst du das ist besser für sie?“

Der Plan war doch gut gewesen, oder? Er hatte tatsächlich genau das gemacht, was sie gesagt hatte. Sich in seinem Loch verkrochen und nun wartete er auf den erlösenden Tod. Nichts und nichts anderes spielte sich gerade bei ihm ab. Warum nur musste sie so verdammt Recht behalten?

Du wirfst deine womöglich einzige Chance weg irgendwie Rettung zu erfahren. Das ist das was du tust. Du rettest weder dich noch sie.“

Ein müdes Schnauben entkam ihm – nicht minder zu seiner eigenen Überraschung. Er war nicht auf seine Rettung aus. 'Bist du dir da so sicher?' Er hatte zumindest versucht, ihr eine zu geben. 'Glaubst du das wirklich?' Sein Magen überschlug sich erneut. Manchmal wusste er wahrlich nicht mehr, was er noch glauben konnte und was nicht.

Man kann nicht miteinander leben, ohne einander zu verletzen.“

Warum lebten sie dann überhaupt?

Man muss nicht allein durch jede beschissene Situation, mit irgendjemandem musst du darüber reden, weil Gedanken nicht wahr sind. Nur weil dir dein verkorkstes Gehirn irgendwas einimpft muss es noch lange nicht stimmen.“

Genug!

Cedric ließ unwillkürlich die Fackel fallen, als er instinktiv versuchte sich die Hände an die Ohren zu legen. Was er da tat, bemerkte er für einen Moment zu spät. Das Feuer stürzte zu Boden, mit einem Klong, Klong einige Treppenstufen weiter nach unten, ehe die Flammen schließlich ausgingen.

Dunkelheit umhüllte ihn.

Die Panik, welche sich im selben Bruchteil der Sekunde in seinem Gesicht abzeichnete war nun für niemanden mehr sichtbar.

 

Hektisch stand er auf, machte sich daran, weiter nach oben zu laufen. Er fürchtete sich vor der Finsternis, oh ja, das tat er. Zumindest hier, in dieser Welt, bedeutete sie nie etwas Gutes. Er erstickte darin, ertrank, verlor sich in sich selbst. In der Schwärze lauerten die Dämonen, die nur darauf warteten zuzuschlagen. Und er hatte seinen einzigen Schutz, das wenige Licht des Feuers, einfach verspielt, weil er den eigenen Worten der Vergangenheit auf Dauer nicht hatte standhalten können. War es am Ende also eine Prüfung gewesen?

Seine Beine bewegten sich zäh wie Sirup. Er sah nicht wohin er lief, ging mit seiner rechten Hand an den Steinmauern entlang, um zu spüren, wo er sich hinbewegte. Nicht selten kam er dabei über ein Gemälde, die nach wie vor an den Wänden hingen. Noch immer ihm sprachen, denn warum sollten sie sich von der Finsternis beunruhigt fühlen?

Hast du abgenommen..?“ „Sag mir nicht du bist auch ein Fremdgänger..“ „Aber komm auch und vergrab dich daheim nicht in deinem Bett!“ "Mir geht's gut." „Also erzähl mir nichts von 'für sie da sein'.“„Glaubst du wirklich daran?“

Noch etwas mischte sich plötzlich unter das Wispern der Kunst. Regen. Donner.

Das Gewitter hatte noch immer nicht nachgelassen.

 

Als der Blitz den Turm erhellte wurde es für den Bruchteil einer Sekunde still. Kein Unwetter von draußen, kein Raunen von innen. Die unheilvolle Ruhe vor dem Sturm.

Aber wie war das überhaupt möglich? War der Steinriese nicht vollkommen geschlossen gewesen?

Ein weiterer Himmelsfunke brachte Licht in die Finsternis. Cedric drehte sich langsam nach unten um. Die Gemälde waren verschwunden und an ihrer Stelle nun Fenster, gleich einem Gefängnisgitter, entstanden.

Ein dritter Blitz, ein weiteres Grollen. Das Gewitter musste sich nun direkt über ihm befinden. Als der Tunnel, der hinter ihm lag ein letztes Mal erleuchtet wurde, spiegelte sich das Grauen in das Gesicht des Träumenden wider.

Aus den Fenstern der Außenseite drang der Regen, aus den Öffnungen der Innenseite gruben sich Arme hindurch. Blass bis hin zu den Fingerspitzen, an denen sie eine hässliche schwarze Färbung bekamen. Dämonen, die er hatte verdammen wollen, angelockt worden von seiner Angst. Kalte Hände griffen nach ihm, wollten ihn zu sich ziehen, sich an ihm verzehren, an seinen Fehlern, seiner Schwäche, seinem Mangel. Aber war er nicht längst einer von ihnen?

Cedric rannte weiter, zögerte nicht länger. Versuchte den Versuchungen, den Angriffen der Ungeheuer auszuweichen, die im Grunde nicht mehr waren, als vergessene Gefangene. Gefangen in sich selbst, wie auch er es war.

Es musste nicht mehr weit sein, er hatte die Gegenwart doch bereits passiert oder? Die Turmspitze zu erreichen schien ihm der einzige Ausweg zu sein, aber war es das wirklich? Noch immer tobte der Sturm über dem Himmel, doch wenn er sich zwischen diesem und dem Grauen innerhalb des Gemäuers entscheiden musste, stand die Wahl fest.

 

Keuchend durchbrach Cedric das Dach. Binnen des Bruchteiles einer Sekunde war sein Hemd, seine ganze Kleidung vom Regen durchnässt. Doch immerhin sie konnten bis hierhin nicht vordringen. Mühselig versuchte er seinen Atem unter Kontrolle zu bekommen, doch es gelang ihm nicht. Gehetzt suchte er nach einem Ausweg, einer weiteren Fluchtmöglichkeit, aber er war auf dem Dach angekommen. Von hier aus gab es keinen anderen Weg.

Das Gewitter tobte und toste über ihm.

Kann ich die Zukunft denn noch ändern?“

Immer.“

Doch wie? Welche Mittel standen ihm schon zur Verfügung. Bedächtigen Schrittes ging Cedric an den Rand des Daches, die Turmzinnen aus Stein, die seinen Umfang zierten. Er legte die Hände auf dem kühlen Fels ab und blickte nach unten. Das war hoch. Verdammt hoch.

Ein weiteres Grollen, ein weiteres Mal durchzuckte ein Blitz die Dunkelheit der Nacht. Ein Funke schlug ein im Giganten, der nicht minder als die Geschichte seines eigenen, verfluchten Lebens beinhaltete. Ein Funke, der ein Feuer auslöste, dem der Regen über ihm keinen Einhalt gebieten konnte. Panisch rannte Cedric zurück an die Stelle, an der er auf das Dach gelangt war, doch es war bereits von weitem zu erkennen: Die Flammen, die sich durch das innere des Treppengeländers fraßen. Zeit spielte wie immer nur eine untergeordnete Rolle, nicht wahr?

Sie steht für dein Potenzial!“

Was für ein Potenzial denn? Mein Potenzial zu sterben?

Er fühlte sich wie eine Maus in der Falle. Welche Möglichkeiten gab es schon? Sich vom Blitz treffen lassen, am Regen ertrinken? Sich in die Hitze eines Infernos begeben, zu Asche zerfallen? Oder doch ganz simpel, der direkte Weg nach unten?

Ich will nicht!

Er wollte wirklich nicht. War die Angst vor dem Tod selbst im Traum noch eine derart präsente? Müsste er das nicht schon längst kennen?

'Wieso wehrst du dich noch?'

Ich will nicht.“, wiederholte Cedric nun laut, doch noch immer mit leiser Stimme. „Ich will aufwachen. Einfach aufwachen.“

'Es gibt kein Aufwachen. Du rutscht nur von einem Albtraum in den nächsten, schon vergessen?' Die Feststellung hatte den Klang eines mütterlichen Ratschlags, was sie nicht besser machte. Sein Gesicht nahm wieder einen gequälten Ausdruck an. Sie hatte Recht. Die Stimme. Weshalb machte er sich eigentlich noch die Mühe? Er lebte doch schon lange nicht mehr.

Warum?“ Nun hatte er tatsächlich die Stimme erhoben, während er in die Mitte des Daches zurück kehrte, den Blick starr gen Himmel gerichtet. „Warum tust du das? Warum passiert das alles? Warum tust du mir das an? Warum hasst du mich so sehr?“ Er schrie wie ein Verrückter gegen das Unwetter an, welches doch keine Erklärung für ihn hatte.

Antworte mir!“, brüllte er weiter, doch der Himmel blieb stumm. Nicht einmal ein weiteres Donnergrollen zeichnete sich ab. Was wäre auch der Sturm, wenn er sich eines einfachen Menschen annehmen würde?

 

Antworte mir...“ Cedrics Stimme war nun noch ein Flüstern, ehe er auf die Knie fiel. Er hatte den Blick vom Himmel abgewandt, sein linker Unterarm war auf dem Boden abgestützt, während die rechte Hand zur Faust geballt mit der verbliebenen Energie gegen den Stein schlug. Ob er nun weinte, oder ob es lediglich die Tränen des Himmels waren, wusste er dabei selbst nicht. Doch auch das würde das Universum nicht zu einer Antwort erbarmen, noch zu einem Ausweg führen. So verharrte der junge Mann in der Position, während der Turm unter ihm langsam in seine Grundsteine zerfiel.

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