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Über die Grenze: Peru-Bolivien

Wie kommt man eigentlich von einem Land ins Nächste und was gibt es zu beachten? Wo sind die Grenzübergänge überhaupt, welche bieten sich eher an als andere? Ich habe mir zuvor einige Gedanken gemacht, nur um festzustellen, welch Leichtes das im Grunde ist. Vor Corona verstand sich.

In Europa haben wir den Luxus, uns darüber überhaupt keinen Kopf mehr machen zu müssen - dem Schengenraum sei Dank. Auch als Pauschalurlauber haben wir nur wenig Stress. Stempel gibt’s am Flughafen und gut ist. Tatsächlich lernte ich erst im Laufe der Zeit, dass es Länder gibt, in denen man sein Visa besser vorher beantragen sollte. Für die meisten südamerikanischen Länder gilt für Deutsche jedoch: Visa-on-Arrival – alles ganz entspannt also.

Jetzt musste ich mir nur noch überlegen, wo ich von Peru nach Bolivien springen wollte. Dazu gibt es nämlich zwei Möglichkeiten – und ich habe sie beide genutzt!

Desaguadero

Desaguadero ist ein kleiner Ort, der sich zur einen Hälfte auf Peru, zur anderen auf Bolivien befindet. Die Grenze befindet sich direkt auf der Brücke, die über eine Schneise des Titicacasees führt. Von Puno aus gibt es lokale Busse (die typischen Vans), die bis dorthin fahren.

 

Der Ort selbst hat nicht viel zu bieten. Es gibt einen großen Markt jeweils am Freitag und am Sonntag. Daher haben wir mit der Familie dem Ort einen Besuch abgestattet. Früh morgens um 08 Uhr waren wir da und warteten bis wir die Brücke überqueren konnten. Es war voll, wurde viel gedrängelt und man muss wirklich auf sich und seine Sachen aufpassen. Viele Peruaner gehen zum Markt, der sich auf der bolivianischen Seite befindet, da die Waren um einiges günstiger sind. Bezahlen lässt sich übrigens in beiden Währungen.

 

Die offizielle Ein- und Ausreise macht hier übrigens keine*r, der nur kurz für ein paar Stunden auf den Markt gehen will. Klar, das Grenzhäuschen befindet sich direkt an beiden Seiten zur Brücke und kann aufgesucht werden – kontrolliert wird jedoch nicht. Es ist natürlich nicht ratsam, sich dauerhaft illegal in einem Land aufzuhalten, sich die Stempel zu holen liegt im eigenen Interesse. Wer jedoch das Interesse nicht hat, nun... Desaguadero ist euer Ziel würde ich sagen :'D

 

 

Im Grunde bietet sich dieser Grenzübergang nur an, wer Copacabana auslassen will und direkt nach La Paz, da der Weg kürzer ist. Besser angebunden ist jedoch die andere Route.

 

Kasani

Wer von Puno aus Copacabana ansteuert, wird dort zahlreiche Busangebote finden. Am besten einen bolivianischen Anbieter wählen, peruanische Fahrzeuge dürfen nämlich nicht über die Grenze. Im Grunde kann man hierbei jedoch nicht viel falsch machen.

 

 

Jetzt befand ich selbst mich jedoch längst nicht mehr in Puno, sondern bei der Familie meiner Freundin in Jachapampa. Es gab einige schlechte Anbindungen nach Yunguyo, dem letzten Ort auf der peruanischen Seite. Wie im letzten Artikel erwähnt, hatten wir ja einen Taxifahrer ausfindig gemacht, der mich für 35 S/. an die Grenze bringen wollte. Der hat den Hof der Familie jedoch - trotz Standortfreigabe und bestimmt zehn Anrufen - nicht gefunden. Irgendwann haben wir das dann aufgegeben und sind erstmal etwa eine halbe Stunde bis zur Hauptstraße vor gelaufen. Sicher, notfalls hätte ich nach Zepita und zurück nach Puno – oder eben von dort aus versuchen einen Van nach Yunguyo zu ergattern. Wir haben jedoch schauen wollen, ob nicht zufällig ein Taxi vorbeikam. Ob ich skeptisch war? So mitten im Niemandsland? Oh ja! Doch tatsächlich, mussten wir nicht einmal allzulange warten, als ein Taxi kam. Ob ich Zweifel hatte? Und ob! Bin ich trotzdem eingestiegen? Irgendwie schon...

 

 

Meine Freundin Ruth hatte verhandelt, sich das Kennzeichen abfotografiert und meinen Standort stets live mitverfolgt, bis ich an der Grenze angekommen war. Die Fahrt dauerte gerade mal ca. eine halbe Stunde.

 

Kaum eine Menschenseele war hier. Ich marschierte also vollbepackt mit meinen Rucksäcken in das Grenzhäuschen, meldete mich an und erklärte mein Anliegen. Für Peru die typische Prozedur mit Foto und Fingerabdrücken.

 

Rucksack wieder aufgeschnallt, marschierte ich also über die Grenze, die durch einen steinernen Torbogen markiert ist. Gracias por su visita! in Peru und Bienvenidos in Bolivien! Noch war ich jedoch nicht fertig – in Bolivien musste ich mich ja entsprechend wieder anmelden :-)

 

Also, wieder ins Häuschen marschiert, einmal Hallo gesagt und mein Anliegen vorgebracht. Diesmal nur Foto, ohne Fingerabdrücke. Der Beamte fragte mich, wie viel Tage ich gerne hätte und ich antwortete mit 30 – da ich bereits wusste, das dies das Maximum war, welches ich bei der Einreise erhalten konnte. Für Südamerika sind 90 Tage typisch, Bolivien ist hier eine kleine Ausnahme. Erstmal 30 – lässt sich aber auf 90 Tage verlängern, man muss nur entsprechend die Migraciones aufsuchen.

 

 

Übrigens: Das hatte ich in Sucre später auch gemacht, als wir wegen der Corona Krise die Stadt nicht mehr verlassen konnten, da ich nicht wusste, wie lange wir eben festsaßen. Eine Verlängerung wird übrigens nur wenige Tage vor Ablauf der Frist veranlasst – mit meinen rund 10 Tagen, die ich noch auf der Uhr hatte, war ich zu früh dran gewesen.

 

Übrigens2: US-Bürger kostet ein bolivianisches Visum übrigens sage und schreibe 160 USD.

Auf meiner Reise ist mir schon häufiger aufgefallen, wie viel an der Aussage „Der deutsche Reisepass öffnet Türen.“ dran ist.

Bereits Weihnachten bei meiner Heimreise nach Deutschland habe ich bemerkt, das ich nur weggenickt wurde bei Ansicht. Die Peruanerin hinter mir in der Schlange wurde erstmal gefragt, wo sie hinwolle: Italien. Warum? Familie besuchen. Ja, ob sie denn einen Einladungsbrief vorweisen könne. Als ich das mitanhörte, fiel ich ein wenig aus den Wolken. Es sind Momente wie diese, wo mir mein Privileg als Weiße Deutsche bewusst wird. Ich wurde nie ausgehorcht, sondern kann einfach an der Grenze aufschlagen, mir meine Stempel holen und unverrichteter Dinge weiterziehen.

 

So, Bürokratie erledigt. Jetzt nur noch die Frage beantworten: Wie komme ich von hier weg und nach Copacabana? Wieder echt einfach. Ich fragte zwei Leute und schon saß ich im richtigen Kleinbus. Für 3 BOB (!) - oder waren es 6 gewesen? Jedenfalls wenig. Geld lässt sich an der Grenze natürlich tauschen, ich war jedoch bereits eingedeckt. Nach einer Weile fuhren wir los und auf ging es in den nächsten Ort.

 

Alles in Allem war er Grenzübertritt einfach, reibungslos und schnell. Mein Vorteil durch eine unkonventionelle Anreise war natürlich, dass nur wenig Leute da waren. Ein ganzer Reisebus voll dauert natürlich länger – bis alle ausgestiegen, sich angestellt und die Ein- und Ausreise hinter sich gebracht haben, also zweimal an den Behörden vorbei. Eventuell noch mit Taschenkontrolle – meine wurden übrigens beide Male nicht eingesehen – kann dauern.

 

Wer dem also entgehen will, kann statt einem Reisebus von Puno nach Copacabana, einen der lokalen Kleinbusse vom Terminal Terrestre nach Yunguyo wählen und sich von dort dann per Taxi / Mototaxi an die Grenze chauffieren lassen. Das kann ggf. sogar günstiger sein. Den lokalen Bus schätze ich auf 10-20 Soles.

 

 

Außerdem, aber das sollte sich von selbst verstehen: Eine Durchreise tagsüber planen. Nicht nur aufgrund der Sicherheit, die Grenze schließt zum Abend auch.


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