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FanExpo Peru

Contime auf der anderen Seite der Welt.

Jeder der mich kennt, weiß: Ich bin leidenschaftlicher Congänger. In Deutschland gab es Phasen, da gab es jedes Wochenende eine andere Con in einer andere Stadt – die ich natürlich auf keinen Fall ausfallen lassen konnte! Das artete nicht selten auch mal in Stress aus, aber gleichzeitig waren deutsche Cons auch so etwas wie Kurzurlaub für mich: Man hatte eine entspannte Zeit, musste sich um nichts kümmern und sah all seine Freunde.

Jetzt in Peru keine Cosplays mehr zu machen ist nur eine der Dinge, die ich vermisse. Da stand es natürlich außer Frage, dass ich auch hier keine Con sausen lassen würde, sobald sich eine Möglichkeit bieten würde!

 

Als ich dann rein zufällig durch die Instastory von @calssara mitbekam, das im Juni in Lima Contime angesagt war, stand für mich also sofort fest: Das musste ich mir genauer ansehen!

Die Fanexpo fand am 22 und 23. Juni 2019 in der Centro de Convenciones Festiva (müsste schon sehr Lima Downtown/Zentrum sein) statt.

 

Die Blogspot Seite wird bei mir auf dem Rechner blockiert, da zu unsicher, also hangelte ich mich lediglich an dem Facebook Flyer entlang (dabei wollte ich dieser Seite eigentlich abschwören, aber naja!)

 

Um 11 Uhr sollte es losgehen, um 12 Uhr kam ich schließlich (mit einigen Hindernissen) dort an. Ich hatte ja doch ein wenig Sorge wegen dem Ticket, da ich nicht einschätzen konnte, wie groß der Ansturm war und wie viel Kontingent verfügbar war.

Im Nachhinein muss ich nur darüber lachen.

 

Zuerst einmal fand ich den Eingang nicht. Man hatte mir bedeutet in den Hinterhof zu gehen, dort hat allerdings eine Metalband laut ihre Musik zum Besten gegeben. Damit konnte ich auch gar nicht weiter fragen, denn ich hörte meine eigene Stimme nicht mehr. Also auf eigene Faust suchen – man würde mich schon darauf hinweisen, wenn ich irgendwo rumspazierte, wo ich nicht sollte.

 

Im Hinterhof gab es eine Treppe nach innen und ich sah bereits die Stände von ihrer Rückseite! Nur... wo ging es rein?! Ich ging einmal hoch bis aufs Dach, doch nichts. Als ich wieder die Treppe runter ging und auf der anderen Seite des Gebäudes schauen wollte, hielt ich kurz inne und teste einfach an der Tür. Sie war nicht abgesperrt. Da schlich ich mich also hintendurch hinein, an dem Gerümpel vorbei, der rumstand, an den aufgestellten „FanExpo Peru“ Flyern vorbei und ich war drin. Hups!

 

Es stand sogar ein Security Typ herum, aber entweder er hatte mich in dem Moment nicht gesehen oder es war ihm schlichtweg egal. Ich war mir eine ganze Weile unsicher, ob ich auch richtig war, denn... es war so... winzig!

 

 

Jeder deutsche Cosplayer war sicher früher oder später mal auf einem animexx Treffen. Ich bin eine Zeit lang sogar relativ regelmäßig zu denen in München gegangen – das waren ganz skurille Zeiten. Und irgendwie, was soll ich sagen? Fühlte ich mich genau dahin zurückversetzt. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, das animexx in München war größer als die Fanexpo hier, aber meine Erinnerungen mögen mich hier auch trügen.

 

Im ersten Stock befanden sich also einige kleine Händlerstände (11, wenn man wirklich ganz genau zwischen den Tischen unterschied), die das typische Merch verkauften: Poster, Kissen, Plüschtiere, Schlüsselanhänger, Tassen und zahlreiche weitere Dinge, die verkauft wurden, solange nur das Emblem eines Franchises zu sehen war. Ein Stand gab sich besonders viel Mühe: Dort wurden doch tatsächlich Hogwarts Briefe verkauft – ich rede dabei allerdings nicht von hochwertigem Harry Potter Merch, sondern schlichtweg um Umschläge mit Briefen, die ganz danach aussahen, als hätte sie jemand liebevoll selbst ausgedruckt.

Eine handvoll Tische mit japanischen Snacks durfte dabei natürlich auch nicht fehlen und eine Bude gab es mit richtigem Essen, weniger japanisch, mehr peruanisch und dort gönnte ich mir eine ordentliche Portion (wirklich viel) Chaufa. (lecker!)

Auf der Bühne passierte nicht viel, es dröhnte nur Anime Musik aus einem Fanradio. (Leider allerdings Anime Musik von der schlechten Sorte. Keine Klassiker, sondern mehr im Stile von Caramelldansen – ihr wisst was ich meine).

 

Der zweite Stock war dann für die Aussteller und andere reserviert. Was bedeutete das im Genauen? Sagen wir so: Es gab eine Batman und eine Star Wars Ausstellung, das heißt, ein paar Tische auf denen Figuren & Co. Aus dem Universum standen und dahinter fette Banner. Viel war es nicht, aber vom Star Wars Fanclub habe ich stolz eine Visitenkarte überreicht bekommen!

 

Außerdem gab es einen Artist Table, der mit 3 Künstlern vertreten war. Später habe ich dort von einer auch einen Print gekauft, denn hey, nicht jeder kann sagen, mal Merch von einer Con aus Peru bekommen zu haben und das Bild ist wirklich süß. Außerdem gab es dort einen „Gamesroom“, der allerdings nicht in einem extra Raum war und schlichtweg aus 2 Bildschirmen mit 2 Konsolen bestand. Ich spielte mit dem Typen dort drei Runden Smash Bros auf der Switch für 1 Sol um mir die Zeit zu vertreiben.

 

 

Das Highlight des zweiten Stockes waren für mich persönlich ja die Tempelritter. Keine Ahnung, wie sich dieser Verein auf Spanisch nannte, jedenfalls boten sie einem ein Duell für 2 Soles und präsentierten stolz ihre Rittermontur. Auch stellten sie sich für Schaukämpfe bereit! Das hatte zwar eher etwas von kleinen Jungs, die spielten, aber ihre Begeisterung und ihre Leidenschaft – oh yeah! Das machte ihnen so schnell keiner nach!




So und das war's. Was tun, fragte ich mich? Ich glaube ich habe bestimmt drei Leute gefragt, ob das hier wirklich die ganze Con sei – es war so leer! Erstaunt beobachtete ich noch, wie sie die Flyer von den internationalen Cosplayern von einem Raum in den anderen transportierten und ich dachte mir: Oh? Kommt bald etwas? Aber nein! Zu früh gefreut.

 

Warum ich mehr erwartet hatte? Ganz einfach aufgrund des Programmes und weil tatsächlich internationale Cosplaygäste & mehr geladen waren. Sowas musste man sich als Veranstalter ja auch erstmal leisten können und dazu braucht es Besucherzahlen. Die sah ich hier jedenfalls noch nicht. Aber so schnell gab ich nicht auf! Ich hatte mir das Wochenende dafür freigehalten und daher nichts weiteres geplant, ich würde das ganz einfach weiter beobachten. Und verbrachte dabei auch ziemlich viel Zeit am Handy, um etwas Zeit totzuschlagen, während ich mir die Stände zum dritten Mal ansah.

 

Ich möchte nochmal betonen: Das Event begann offiziell um 11 Uhr. Um 2 Uhr Nachmittags gab es immer noch Leute, die dann erst anfingen, ihren Tisch aufzubauen um Zeug zu verkaufen. Interessant, dachte ich. Auch kamen erst am Nachmittag die ersten Cosplayer hinzu. 2 zählte ich, dann 5, dann 8. Aha. Cosplay gibt’s also doch! Ich hatte begonnen die Cosplayer anzusprechen und nach Fotos zu fragen und mir damit eine kleine Aufgabe zum Zeitvertreib gesetzt. Irgendwann wurden es aber dann doch zu viele, wer hätte es gedacht?

 

Zwischendurch wurde auf der Bühne auch mal etwas angesagt. Da es allerdings auf Spanisch war, verstand ich nicht allzuviel – dafür musste ich schon sofort und genau aufpassen. Nur passierte daraufhin auch nichts weiter. Bis, tatsächlich! Irgendwann eine kleine Band für eine halbe Stunde spielte.

 

Es war dann schon 3 Uhr Nachmittags vorbei, als ich die internationalen Cosplaygäste eintreffen sah. Sie wurden jedoch sofort „weggesperrt“ und nie mehr gesehen.

Nein,  nicht ganz. Auf der Bühne gab es mittlerweile regelmäßig Programm und ab halb4 wurde es auch gefüllter. Nochmal zur Betonung: 15:30 Uhr. In Deutschland schälen sich um diese Uhrzeit die ersten aus ihren Cosplays, in Peru geht es jetzt erst richtig los!

 

Was die Cosplayqualität betraf, kann ich nur so viel sagen: Gemischt! Von einfachen bis hin zu richtig krassen Sachen war alles dabei. Cosplays sah ich mir ja immer gerne an! Nur wann und wo dieser ominöse Cosplaywettbewerb stattfand, das wusste ich noch nicht.

 

Calssara hielt schließlich einen Workshop. Während es auf deutschen Cons ja typischerweise Workshopräume gibt um das in Ruhe zu machen, war das hier eher so ein: Ab auf die Bühne und los geht’s für alle! Die PowerPointPräsentation hat leider nicht funktioniert oder sagen wir besser: Nachdem sie fertig war und Fragen gestellt werden konnten, ging die PPP dann los. Technik – alles nicht so wichtig!

Was ich aber sagen muss: Meines Empfinden nach sind wir Deutschen bei Fragerunden doch eher zurückhaltend. Das war zumindest mein Eindruck, wenn ich mir Panels auf deutschen Cons angesehen habe. (Ich gebe zu: Ich selbst mag laut vor Fremden in die Runde fragen ja auch überhaupt nicht!) In Peru empfand ich diesen Aspekt als sehr offen, sofort kamen Fragen und das von vielen verschiedenen Leuten, zu Cosplay, zu Fanbases und so weiter. Ich hab hier einmal schön stiller Beobachter gespielt.

 

Danach wurde auch noch einmal offiziell verkündet, dass sich die internationalen Cosplaygäste im zweiten Stock zum Meet&Greet aufhielten. Eingeladen waren Calssara aus Deutschland, Elffi aus Finnland (bzw. DE), Tatsume Inui aus Japan und rusetgreen aus Chile.  Es wurden aber auch bekannte nationale Cosplayer promoted und andere Gäste, deren Feld ich jedoch nicht ganz zuordnen kann. (Voiceactor unter anderem vielleicht?)

 

Klar wollte ich da mal vorbeisehen, immerhin gab es sonst ja auch nicht viel zu machen, wenn man alleine da war. Allerdings hatte ich mich wohl versehentlich vorgedrängelt, denn ich wurde freundlich gebeten zu warten, nur war es einfach so unorganisiert, das ich die Schlange selbst mit gutem Willen nicht erkannt habe. Ungünstig war hierbei, das man die Orgaleute nicht erkannte: Sowas wie Orga-T-Shirts bzw. Helfershirts war leider nicht gegeben – hätte einem jedenfalls vieles erleichtert!

Irgendwann kam ich dann doch ins Gespräch und was soll ich sagen? Natürlich war es der unterhaltsamste Teil des Abends, denn sich über Cosplay und Conventions und all das auszutauschen bereitet einfach Freude. Und die vielen Cons in DE besuche ich ja in erster Linie um all meine Freunde zu sehen ;-)

 

Später spielte dann noch eine Band, aber so laut, das man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Nachdem das Gebäude ja nicht so groß ist, gab es nur begrenzt Ausweichmöglichkeiten. Fun Fact: Die Band hatte ich in Lima bereits auf einer Mini-Fanveranstaltung für Anime spielen gehört – vielleicht gibt es in Peru ja nicht so viele dieser Art? ;-) Ich würde sagen am vollsten am Samstag war es zwischen 5 und 7 Uhr abends. Bereits um 08 Uhr, beim Verlassen der Veranstaltung, war es schlagartig wieder sehr leer gewesen.

 

Ich hab mir dann tatsächlich überlegt, ob ich am Sonntag wirklich noch hingehe und bin so gegen halb5/5 nochmal aufgeschlagen. Vorher hätte sich ja nicht gelohnt. Diesmal sogar ganz fair Eintritt bezahlt – 50 Soles! Das ist an sich nicht viel, aber in meinen Augen für das wenige Gebot doch zu viel. Seltsam war auch: Sie hatten die ganze Con über Nacht umgeräumt!

 

Fragt mich was leichteres: Der zweite Stock war nun leergeräumt, die Sachen aus dem zweiten Stock jetzt unten und dafür die Sachen vom ersten Stock auf dem Hinterhof, den gestern die Metalband blockiert hatte. In meinem Augen war die Aufteilung so auch viel sinnvoller. Die Gäste und die Aussteller bekamen so mehr Aufmerksamkeit und es war nicht so beengt. Zudem ließ sich die größere Bühne draußen nutzen.

 

Am Sonntag hielt Elffi einen Workshop – dessen Datei überhaupt funktionierte – und *Trommelwirbel* es gab tatsächlich einen Cosplaywettbewerb! Ich frage mich wirklich wie die Peruaner ohne einen Plan und Uhrzeiten klarkommen.

Drei Paare und einige Einzelteilnehmer konkurrierten jeweils um den ersten Platz um im Finale in Spanien teilnehmen zu können! (Und wieder frage ich mich: Woher hat die Con so viel Geld?)

 

 

 

Damit auch ihr einen Einblick bekommt, habe ich das Ganze natürlich in bester Handyqualität gefilmt:


Was ist also nun mein Fazit?

Es war mal eine andere Erfahrung. Ich finde es spannend so einfach mal einen Vergleich ziehen zu können und muss an dieser Stelle auch einfach mal einen großen Applaus für deutsche Cons geben, die zum Großteil immer noch ehrenamtlich organisiert sind und eine unglaubliche Leistung vollbringen. Danke an euch!

 

In erster Linie würde ich, aus deutscher Brille heraus, sagen: unorganisiert. Wer spät kommt, hat noch nichts verpasst. Es gab ein Programm, nur ohne Hand und Fuß. Tatsächlich denke ich, das ist für die Peruaner selbst gar kein Problem. Ich glaube die Punkte, die stattfanden, wurden stets durchgesagt und es wirkt lediglich auf mich schwierig, weil ich der Sprache noch nicht so mächtig bin. Das Problem der Orga ist leider noch viel tiefer verwurzelt, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte - die internationalen Gäste (und wer weiß wer sonst noch) wurden nämlich tatsächlich nicht bezahlt! Dadurch erhält die Veranstaltung nochmal einen bittereren, negativen Beigeschmack. Genaueres könnt ihr hier nachlesen:


Und dennoch - eine Sache bleibt gleich, egal auf welcher Con in welchem Land man unterwegs ist: Die Liebe zum Franchise. Zu sehen, wie sehr sich die Fangemeinde über die internationalen Cosplaygäste gefreut hat, sich untereinander auszutauschen, die selben Anime/Manga/Filme zu verfolgen und mitzufiebern: Das unterscheidet sich nicht. Und das so zu sehen, hat mich unglaublich gefreut!

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