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Die Flusslande Perus

7 Stunden südöstlich von Lima findet sich eine Perle, die so einfach nicht zu erreichen ist. Die Rede ist von Huancaya, einem Dörflein im gleichnamigen Huancaya Distrikt, abgeschottet in den Bergen der Anden. Nicht zu verwechseln mit Huancayo, dem ich definitiv auch noch einen Besuch abstatten möchte ;-)

Öffentliche Busverbindungen gibt es direkt von Lima aus nicht. Man kann sich über Umwege und Collectivos sicher über Lunahuaná und Yauyos durchschlagen, doch da ich zeitlich nicht flexibel war, suchte ich mir ein lokales Tourunternehmen. Das stellte sich gar nicht als so einfach heraus. Zwei von knapp 10 Agenturen konnten mir ein Angebot unterbreiten.

Als ich schließlich am Freitag, den 01. November abends zum Sammelplatz stieß, bestand unsere Gruppe aus knapp 20 Leuten. Abgesehen von mir waren noch zwei Chinesen mit an Bord, die ebenfalls in Peru arbeiteten, der Rest bestand aus Einheimischen. Das, so dachte ich mir, könnte spannend werden!

Nach einer mehr schlecht als rechten Nacht kamen wir morgens in dem abgeschiedenen Dorf Huancaya an. Es war friedlich, ruhig und kleiner als mein Heimatort (und das will etwas heißen!) Im Huancaya Distrikt (welcher aus 2 Ortschaften besteht) leben insgesamt gerade mal um die 1300 Leute.

Die Unterkunft samt Restaurant war super einfach gehalten. Lediglich Lehmboden, das Warmwasser eher so lauwarm und es gab weder WLAN noch mobiles Netz. Der Fußboden im Zimmer war eisig und drei dicke Decken ersetzten uns eine Heizung. Ich glaube es hat mich noch nie soweit abseits verschlagen – selbst in Peru nicht.

Doch was gibt es in einem so kleinen Bergdorf überhaupt zu sehen? Das Spektakel – wie könnte es auch anders sein – lag natürlich in der Natur, die uns umgab.

 

 

Im Fluss des Wassers

Nachdem wir uns bei einem kräftigen Frühstück gestärkt hatten, ging es ein kurzes Stück mit dem Bus zum Ausgangspunkt an der Laguna Hualhuas. Dort wanderten wir ein kurzes Stück bis wir an dessen Flussufer gelangten – die Aussicht auf die vielen Seen war bereits jetzt unglaublich! Am See genehmigten wir uns eine gemütliche Bootstour auf dem kristallklaren Wasser.

 

Gefischt wird hier übrigens auch und der Fisch ist eine beliebte Mahlzeit in der Gegend. Die Bootsfahrt führte uns zu einem fantastischen Wasserfall, der in der Regenzeit noch beeindruckender sein soll. Den Legenden nach leben in dieser Lagune übrigens Sirenen, die die Fischer einst verführt haben und zu ihren Ehren, hat man eine Figur auf einem Felsvorsprung an dem Wasserfall platziert.

Danach ging es den Weg zurück, auf der anderen Seite unseres Ausgangspunktes führt nämlich ein Wanderpfad. Es ist kaum vorzustellen wie weit das Wasser reicht – kurz erwischte uns auch der Regen und die Höhe von 3800 Metern erforderte zu Mittag hin langsam ihren Tribut. Dennoch wäre ich am liebsten stundenlang vor diesem Ausblick gesessen.

Nach dem Mittagessen am frühen Nachmittag und Bezug unserer Zimmer, legte mich die Soroche - die Höhenkrankheit - so nieder, das ich erst einmal ein dreistündiges Nachmittagsschläfchen hielt :-) (Alte Frau lässt grüßen!) Da war ich wirklich froh, das am Nachmittag kein Programm anstand! Umso mehr, da es sowieso aus Eimern geschüttet hatte – wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter gehabt, welches uns am Vormittag noch wohlgesinnt gewesen war!

Die Historie

Obwohl Huancaya ein winziger Ort ist, besitzt es – neben einer heruntergekommenen Kirche – auch ein Museum! Die Gründung erfolgte mutmaßlich zwischen dem Jahr 700 und 1000 und es gibt verschiedene Theorien zur Begriffsherkunft von „Huancaya“

Eine Abweichung aus dem Quechua WANKAYA, wobei das wiederum aus den Silben HUANCA = großer Stein und AYA = tot besteht. (Wie aus Wanka Huanca wird kann ich euch jetzt allerdings nicht erklären!). Geprägt wurde die Kultur von dem Volk der Wari-Tiwanaku und der Paracas. Danach kamen die Yawyu und die Yauyos und so weiter bis schließlich zu den Spaniern. Am 15. November 1915 wurde schließlich der unabhängige Distrikt Huancaya verlautet.

 

Unheimlich in dem Museum fand ich die vielen Mumien, die hier ausgestellt waren!

La Yanza

Noch vor dem Abendessen bemerkte ich, wie sich etwas tat am Hauptplatz. Danach wurde klar: Ein Fest! Zur Feier des Jahrestages der Gründung (auch wenn wir zwei Wochen früher dran waren – wer nimmt das schon so genau.)

 

Es gab Musik, einen Festschnaps und eine Tradition: Vier Eukalyptusbäume hatte man am frühen Abend eingegraben (die Straßen bestanden ja nur aus Lehm) und die Leute tanzten zur Musik um die Bäume, in deren Blättern Luftballons (in denen kleine Geschenke gefüllt waren) und anderlei Dinge hingen. Jeder der Feiernden konnte, wenn er wollte, seine Axt 3x gegen den Baum schlagen – ich sag euch, bis der Baum fiel, das hat ganz schön lang gedauert! Dann hieß es erstmal, weglaufen um nicht davon erschlagen zu werden und danach schnell hinrennen um sich einen Teil der Geschenke zu sichern! Einer fiel, drei folgten noch, doch wie lange die Peruaner an diesem Abend gefeiert haben, vermag ich nicht zu sagen :-)

 

Später lernte ich, dass sich diese Festlichkeit "La Yanza" nennt!


Vilca

Gut ausgeruht fuhren wir am nächsten Tag 17 km (ca. 45 min) in den Nachbarsort Vilca. Erst nachdem wir den Aussichtshügel erklommen hatten, konnten wir die Pracht der Seen und Wälder erkennen - ein fantastisches Panorama!

 

In diesem See, so sagt eine Legende, liege eine goldene Statue am Grund des Bodens, den vor vielen, vielen Jahren jemand aus Huancaya geraubt und hierher gebracht hatte. Oder andersrum? Wie dem auch sei, gefunden hatte man die Statue in den Tiefen bis heute jedenfalls noch nicht!

  

Auch lag vor uns der Bosque del Amor – der Wald der Liebe. Grund für die Namensgebung war, weil sich hier ein liebendes Paar einst umgebracht hatte. Wie aufheiternd. Nun, aber ich lasse besser die Bilder für mich sprechen:

Tja und dann ging es auch schon wieder zurück Richtung Lima! Kurz legten wir noch einen kleinen Stopp an einem See ein, ehe es die holprige Straße bergabwärts ging. Doch es sollte noch ein paar Stunden dauern, bis es wieder in die Zivilisation (= Internetfähiges Land) ging :-)


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