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Caral

Jeder kennt Machu Picchu – aber wer hat schonmal von Caral gehört? Sicherlich die wenigsten. Also lasst mich euch einmal erzählen, welch Geschichte sich in der Wüste Peru's verbirgt.

Ca. 200 km nördlich von Lima erstrecken sich die Pyramiden im Tal von Supe und wurden 2009 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Entdeckt wurden sie wohl schon Anfang des 20. Jahrhundert, doch erst 1996 bewiesen, dass es sich hierbei um eine antike Zivilisation gehandelt haben muss. Mehr als das: Das errechnete Alter beläuft sich auf 5000 Jahre! Das macht Caral zur ältesten Kultur auf dem kompletten amerikanischen Kontinent, und dem zweitältesten der Welt nach Mesopotamien.

Die Entdeckung hat die Geschichtsbücher wohl erstmal auf den Kopf gestellt. Immerhin – 1996! Das ist erst gute 20 Jahre her! Ruth Shady, die die Untersuchungen anstellen hat lassen, konnte selbst zuerst nicht an das Alter glauben. Aus der Caral Kultur müssen entsprechend die vielen anderen Völker, die ihre Geschichte im Land hinterlassen haben, entsprungen sein, bis hin zu den Inka, die das Schlusslicht bildeten.

Gelebt haben sie in diesem Tal von ca. 3000 bis 1600 Jahre vor Christus (bzw. ca. Jahr 7000 bis 8400 nach dem Holozän-Kalender, den ich absolut befürworte).

Sofern wird vermutet, dass die Caral ein äußerst friedliches Volk waren. Es wurden bisher keine Waffen gefunden, die Stärke der Zivilisation schien vom Handel zu kommen.

 

Was außerdem noch fehlt ist ein Friedhof. Wer weiß wo dieser noch verborgen sein mag? Die Stadt könnte seiner Zeit rund 3000 Einwohner umfasst haben. Gefunden hat man bisher nur 4 Körper – 3 von Kindern und einen erwachsenen Mann, der allen Anschein nach ermordet bzw. hingerichtet wurde. Die Wissenschaft schließt eine Opfergabe aus – das war zwar ein Bestandteil vieler früher Kulturen auf der ganzen Welt, jedoch ist ein Körper zu wenig um dies als Beweis zu nehmen. (Vermutlich hat der einfach scheiße gebaut, doch wir können nur spekulieren was eine friedliche Zivilisation dazu bewogen hat das Leben dieses Mannes zu nehmen.)

 

Caral befindet sich zwar auf Wüstenboden, doch durch das Tal Supe geht auch heute noch ein Fluss, der genug Wasser spendet. Es ist ein faszinierender Anblick: ein schmaler grüner Streifen und rechts und links davon nur heller Sand. Auch heute wird hier noch Landwirtschaft betrieben. Man glaubt jedoch, dass der Niedergang der Caral Kultur mit einem Klimawandel verknüpft ist. Zu wenig Wasser könnte die Menschen damals dazu bewogen haben, ihr Land zu verlassen und stattdessen nach Norden und Süden aufzubrechen. Daraus sind aller Wahrscheinlichkeit all die weiteren Kulturen entstanden, die in Peru ihre Spuren hinterlassen haben.

 

Ein interessantes Beispiel: Hier wurden unter anderem „Quipus“ gefunden – die Inka haben diese zur Überbringung von Informationen verwendet, doch offenbar haben sie dieses Wissen aus alter Zeit benutzt!

 

Die Tour

So viel zum groben Überblick der Kultur. Wir sind gute 3 Stunden dorthin gefahren, mit einem kurzen Zwischenstopp für's Frühstück. In der Winterzeit kann man direkt bis zur Stätte fahren, in der Sommerzeit muss ein wenig hintenrum einfahren, da der Fluss dann Wasser hat und daher nicht überquert werden kann. Von diesem Parkplatz sind es ca. 15 Minuten zu Fuß bis zum Eingang. Alternativ kann man sich auch mit einem Mototaxi chauvieren lassen ;-)

 

Vor Eintritt gibt es schon zahlreiche Infotabellen (nur Spanisch). Ein Guide ist übrigens verpflichtend – auch nur auf Spanisch. Daher war es gut, dass wir uns eine Tour aus Lima gesucht haben. Empfohlen wurde uns hier Peruna, die ich jedem nur ans Herz legen kann. Die Agentur gibt es seit ca. 1 Jahr und pro Tour sind max. 6 Leute an Board. Otto war unser Guide und wurde von seinem Vater begleitet. Wir waren verblüfft über sein Äußeres – nicht typisch peruanisch. Wie wir später erfahren haben, drückten sich hier deutsche Gene der Urgroßmutter durch :-) Der Vater lebt auch noch in Oxapampa, was als deutsch-österreichische Kolonie in den Anden bekannt ist.

 

Otto hat jedenfalls ein ganz ausgezeichnetes Englisch und seine Faszination für diese alte Kultur spiegelte sich in seinen Erklärungen wieder. Im Inneren befinden sich auch zahlreiche Informationstafeln (spanisch + englisch). Auf einer weiten Fläche finden sich einige der Pyramiden, die restauriert und nun stets aufrecht erhalten werden – eine mühselige Arbeit. Die Sommerhitze war übrigens unfassbar stark – nichts bietet Schutz vor der Sonne.

 

Die Tour hat ca. 3 Stunden gedauert und war äußerst interessant. Es ist spannend einmal hinter den Ursprung der amerikanischen Zivilisation zu blicken und noch ist es kein allzu bekanntes Ziel. Die meisten Urlauber machen sich direkt nach der Akklimatisierung in Lima gen Süden auf, da gerät dieser Schatz im Norden schnell in Vergessenheit.

 

Nach Caral sind wir übrigens nach Barranca gefahren um uns ein ausgiebiges spätes Mittagessen zu gönnen. Zudem hatten wir dort die Möglichkeit den Strand zu genießen – ein wahnsinnig schöner Strand übrigens, der mit frischem, doch nicht allzukalten Pazifikwasser lockt. Eine perfekte Abkühlung nach der Hitze des Tages und eine schöne Abrundung der ganzen Tour!

 


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