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Deutsch vs. Spanisch - das Duell!

"Deutsche Sprache, schwere Sprache" - sicher wird jedem dieser Ausdruck schon das ein oder andere Mal untergekommen sein. Und es stimmt! Wie oft zerbrechen wir uns den Kopf über korrekte Schreibweisen oder komplizierte Satzkonstrukte? Von den ewig langen Wörtern - die manchmal gar unmöglich scheinen - ganz zu schweigen.

Ich meine:

 

Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz.

 

Ernsthaft? Kein Wunder, dass so mancher Fremdsprachler an unserer schönen Poesie verzweifelt. Allein die Aussprache ist herausfordernd! Wenige Vokale, viele Konsonanten und dann auch noch die Umlaute. Uff.

Wie schneidet da eine Sprache wie Spanisch im Vergleich ab?

Naja, ehrlich gesagt: Im Vergleich zum Deutschen ist die Aussprache einfacher, der Satzbau simpler gestrickt und selten haben Wörter mehr als 4 Silben. So kann man sich relativ schnell grob verständigen.

Ich hatte also gehofft, je mehr ich lernte, desto einfacher würde es werden. Ha! Selten bin ich einem größeren Trugschluss erlegen.

Damit stelle ich euch jetzt 5 Dinge vor, die im Deutschen einfacher sind als im Spanischen - viel Spaß!

1) ser + estar

Das deutsche „sein“ gibt es im Spanischen natürlich auch – nur doppelt.

'ser'  wird verwendet um unveränderliche Sachen zu beschreiben, während 'estar'  dazu genutzt wird vorübergehende Dinge und Orte zu benennen.

 

Beispiel:

ser:

Ich bin Katrin, bin aus Deutschland, bin Speditionskauffrau und bin single.

 

estar:

Ich bin zu Hause und bin glücklich! ;-)

 

Gerade Beschreibungen lassen sich so verdeutlichen. Ist man generell unordentlich, kann man beispielsweise „ser“ verwenden, ist man nur im Moment unordentlich lässt sich auf „estar“ zurückgreifen.

Aber puh – das ständig auseinander halten zu müssen – also bitte!

 

 

Übrigens: Das Alter wird im Spanischen nicht mit „sein“ angegeben sondern mit „tener“ – „haben“

Heißt also: Ich habe 25 Jahre (hinter mich gebracht.) 

2) Verbendungen + Konjugation

Okay – unregelmäßige Verben, die hat jede Sprache (glaube ich mal).

Jedenfalls – ist euch aufgefallen, dass im Deutschen alle Verben die Endung –en aufweisen? Somit haben zumindest alle regelmäßigen Verben dieselbe Konjugation.

 

Im Spanischen können die Verben auf dreierlei Art enden: -ar, -er und –ir. 

Während sich bei –er und –ir vieles deckt, konjungiert man die Verben auf –ar anders. Und das natürlich in allen Zeitformen – die es im Spanischen zu Haufen gibt!

3) Gerundio

Eine Verbform die dazu verwendet wird, eine Handlung zu betonen. Das ist zum Lernen halb so wild, weil dasselbe Prinzip gibt es im Englischen auch: to be + verb-ing  ist auf Spanisch dann einfach estar + verb-ando bzw –iendo.

 

Wir Deutschen machen uns das leichter! Einfach das Wort „gerade“ in den Satz schieben und fertig!

 

Beispiel:

Ich arbeite = Yo trabajo.

Ich arbeite gerade = Yo estoy trabajando.

Ich arbeitete gerade = Yo estuve trabajando.

4) Zeitformen

Sie sind der Horror eines jeden Sprachschülers: Zeitformen!

 

Im Deutschen existieren 6 von ihnen – schön und übersichtlich. Insbesondere in der Vergangenheit machen wir es uns einfach: Präteritum für das geschriebene Wort, Perfekt für die gesprochene Sprache. Zudem die Vorvergangenheit, das Plusquamperfekt, welches sich sogar mit dem Spanischen deckt. Praktisch, oder?

 

Darüber hinaus musst du im Spanischen jedoch aufpassen, was genau du in der Vergangenheit ausdrücken möchtest.

 

Generell gilt:

  1. Das Indefinido  für abgeschlossene Handlungen in der Vergangenheit
  2. Das Imperfekt  für wiederkehrende Handlungen (Routine) in der Vergangenheit sowie Beschreibungen
  3. Das Perfekt für Handlungen in der Vergangenheit, die einen Bezug zur Gegenwart haben.

Das mal sehr grob. Man muss sich also jedes mal vor Augen halten, worum genau es geht, um das Verb in seine richtige Form zu bringen. Bah! Furchtbar! Ganz zu schweigen von den unzähligen (!!!) Unregelmäßigkeiten im Indefinido.

 

Darüber hinaus, gibt es hier auch noch einen landestypischen Unterschied:

In Lateinamerika wird viel häufiger das Indefinido verwendet, während man in Spanien öfter auf das Perfekt zurück greift.

 

Übrigens:

Eine Zukunftsform mehr als im Deutschen gibt es auch – man gönnt sich ja sonst nichts.

 

Ist euch in diesem Zusammenhang übrigens mal aufgefallen, das wir im Deutschen häufig das Präsens für Zukunftsabsichten verwenden?

 

Beispiel:

"Mein Bruder geht morgen ins Kino" anstatt zu sagen: "Mein Bruder wird morgen ins Kino gehen."

Das geht im Spanischen zwar auch, ist aber eher ungewöhnlich.

5) Subjuntivo

Neulich am Stammtisch:

Deutsche: Jetzt lebe ich seit 3 Jahren in Lima und fange an, das Subjuntivo hier und da mal einzustreuen. Ob das immer richtig ist? Bestimmt nicht!

Peruaner: Weißt du, wenn es eine Sache gibt, die Fremdsprachler im Spanischen quasi nie meistern, ist es das Subjuntivo.

 

Das Grauen schlechthin, der Samen des Bösen. Das ist es, was das Subjuntivo am Besten beschreibt. Doch was hat es mit dieser Gräueltat auf sich?

 

Es gibt nichts Vergleichbares im Deutschen, mit dem man das Subjuntivo gleichsetzen könnte. Es gab einst sechs Formen davon im Spanischen, heutzutage werden noch vier verwendet.

Ich lerne gerade die zweite, aber das in die Praxis einzuarbeiten ist mir glaube ich noch kein einziges Mal geglückt.

 

Was passiert also?

Man nehme ein Verb, bastelt ein bisschen daran rum (wie das ja immer so der Fall ist) und erhält eine Verbform im so genannten Subjuntivo. Die Bildung des Verbes ist also eine Sache, die man sich aneignen muss. Soweit, so einfach.

 

Jetzt müssen wir uns nur noch merken, wann  wir das Subjuntivo verwenden. 

*räusper*

 

"Um Wünsche, Notwendigkeiten, Fragen, Absichten oder Hilfsangebote anderen gegenüber auszudrücken, die Meinung (aber nur in Negativsätzen!) zu bekunden, Sätze die mit „Wenn“, beginnen (aber nur wenn ein Zukunftsgedanke dahintersteckt), bei Aussagen die nicht so ganz sicher sind, Gefühle anderen gegenüber, für Empfehlungen, um Erlaubnisse und Befehle zu geben sowie in Konnexion mit ser/estar + gewissen Adjektiven (die man sich nebenbei auch noch merken darf) [...]"

 

Na, alles gemerkt? Die kleine Liste gilt jetzt erstmal nur für die Gegenwart. Vollständigkeit vorbehalten.

 

Ein einfaches Beispiel zur Veranschaulichung:

„Ich will Spanisch lernen.“ = „Quiero aprender español.“

„Ich will, dass du Spanisch lernst.“ = „Quiero que aprendas español.“

 

Normalerweise ist „du lernst“ im Spanischen aber „aprendes“. Man muss also ein Gefühl dafür bekommen, in welchen Konstellationen (s. Liste) man ein wenig am Verb rumschrauben muss – und natürlich auch wie ;-)


Ich hoffe, dass waren nun nicht allzuviele Fachbegriffe. Es gibt auch Lernkurse, die davon ebenso wenig halten, sich Grammatikregeln zu merken und gar zu benennen, denn kein Muttersprachler arbeitet aktiv damit, wenn er kein Lehrer ist. (Ich musste auch erstmal nachschlagen, was der Unterschied zwischen einem starken, schwachen und gemischten Verb im Deutschen ist. Dude.)

 

Auch im Englischen habe ich keinen Schimmer mehr von den Benennungen, was ist was und wann benutzt man welche Zeitform – mal gelernt, alles vergessen. Auch nicht mehr wichtig.

 

Zum Lernen am Anfang half es mir persönlich jedoch wahnsinnig, mir die Regeln genau anzuschauen. Selbst, wenn ich es nicht selbst anwenden kann, erkenne ich zumindest immer mehr, wenn mir jemand mit einer seltsamen Verbform kommt und ich kann es dadurch viel leichter zuordnen :-) (Yay!)

 

 

 

Auf jeden Fall: Das sind (bisher) meine 5 Favoriten, bei denen ich mir dachte „Deutsch ist in dieser Hinsicht viel leichter! Von wegen schwere Sprache!“ – wie steht ihr da zu Deutsch und Fremdsprachen? 

 


Mehr Sprachchaos!


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