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Urlaub!

 Ich lag gerade mit dem Rücken auf der Couch und starrte Löcher in die Decke. Ende Juli und der Sommer brannte gefühlt schon seit April vom Himmel. Was ich damit sagen will? Verdammt war das heiß! Da konnte man es mir ja wohl kaum übel nehmen, wenn ich nichtstuend auf dem Sofa vor mich hinvegitierte und fleißig prokrastinierte. Prokrastination. Ein fantastisch kluges Wort, mit dem man wunderbar hübsch seine eigene Faulheit umschreiben konnte. Nun, wenn man so vor sich hin schmilzt, ist es kein Wunder, wenn die Gedanken hin und wieder einen eher merkwürdigen Gedankengang einlegen.

 Doch dann kam sie – die Ablenkung. Mein Handy vibrierte und riss mich so aus meiner Lethargie. Wie ein Zombie griff ich nach dem Teil und öffnete mit der Geschwindigkeit eines Faultiers WhatsApp.

 

 „Griechenland fackelt gerade ab… vlt doch doch woandres hin?! XD“

 Scheiße, dachte ich mir, Die armen Griechen.

 Die Nachricht kam von meinem Partner-in-Crime Leo und stellte uns zwei vor ein gravierendes Problem: Wo sollten wir dann Urlaub machen?!

 Ja, im Vergleich zu den Griechen, die Feuer gefangen haben und um Hab, Gut und Leben bangen mussten, war unser Problem vielleicht etwas weniger wichtig. #firstworldproblems wie man ihn als Hashtag so gerne benutzt. Trotzdem! Ich hatte mich gefreut den Göttern Olymps auf die Spur zu kommen, aber solange wie an die schon keiner mehr glaubt, da kann man auch noch ein paar Jahre länger warten, bis man dort Inselhopping betreibt. Nur gut, dass wir noch kein Hotel gebucht hatten – das steht nun vielleicht schon gar nicht mehr. Bitter, aber wahr.

 „Wollen wir woanders hin?“, tippte ich schließlich zurück, nach dem die Schocknachricht (ja okay ich nahm es relativ gleichgültig auf – nur die Griechen taten mir wirklich ein wenig leid!) verdaut war.

 Von Malta über Ägypten bis in den hohen Norden kamen wir irgendwie auf keinen grünen Zweig. (Oder ausgehend von Griechenland: Auf keinen trockenen Zweig. (Okay, ich hör schon auf.)).

 „Komm vorbei, dann werfen wir einen Dartpfeil auf die Weltkarte und dorthin fliegen wir dann.“, schlug ich vor, bereute es dann jedoch sofort. Bei dieser Hitze könnte das am Ende noch in Sport ausarten und eigentlich lag ich gerade ganz gut auf meiner Couch. Zu spät! Den physikalischen Fakt ignorierend, dass Leo eigentlich eineinhalb Stunden Autofahrt entfernt wohnt, kam sie um den Lauf der Kurzgeschichte zu Vereinfachen, im nächsten Moment WG-like in meine Wohnung. Ich warf einen Blick auf den Dartpfeil in ihrer Hand und dem Weltkartenbild an meiner Wand (ulala, ein Reim!) und weinte ein bisschen bei dem Gedanken, dass das gute Stück Karte gleich einen Schaden davon tragen würde. Aber was tat man nicht alles um ein hübsches Urlaubsziel zu finden.

Eine ehrliche Runde Schere-Stein-Papier später, wurde Leo auch die Ehre zuteil, den besagten Pfeil zu werfen. (Wie konnte mein Stein mich nur im Stich lassen?). Nachdem ausgemacht war, dass der erste und einzige Wurf galt und es keine Entschuldigungen und Ausnahmen geben wurde, stellten wir uns vor der Karte auf. 

 

Hu, ich mag ja ein spontaner Reisetyp sein, aber so seinen Urlaubsort auszusuchen, war auch für mich neu. Und kurzfristig Urlaub im tiefsten Afrika oder Nordkorea zu machen, na, da hielt sich meine Lust auch in Grenzen. Vielleicht hätten wir doch ein paar Ausnahmen definieren sollen. Oder ein Vetorecht. Doch jetzt war es zu spät.

 „Versuch Europa zu treffen!“, warf ich noch ein, denn mit einer Woche würde sich eine weitere Reise wohl kaum lohnen. Doch da flog der Pfeil auch schon. Stumm sah ich auf das Endergebnis und dann zurück zu Leo.

 „Du hättest dir wünschen sollen, dass ich zumindest die Erde treffe.“, gab sie trocken zurück.

 „Ich bin nicht davon ausgegangen eine Grunderwartung definieren zu müssen.“, erwiderte ich, „Shit. Und nun?“

 Es war unser einziger Shot gewesen. Und der hing nun gut 10 Zentimeter über dem Bild. Bedeutete das etwa nun… kein Urlaub für uns?! Nun, natürlich hätten wir einfach den Pfeil nochmal werfen können, aber das war so in den Regeln ja nicht ausgemacht gewesen. Deutscher Bürokratismus musste immerhin gewahrt werden! Am Ende ging Pfeil Nummer Zwei auf ein Land, auf das einer von uns keine Lust hatte und dann hieß es: Aller guten Dinge sind drei! Und mit weiteren Ausreden oder Misstreffern ging es dann zu Pfeil vier und fünf und sechs und zehn. Nein, so würde man nie zu einem Ende kommen! Oder noch schlimmer: Wir müssten wieder eigene Überlegungen anstellen wohin wir reisen wollen! Wenn man sich schon dazu entschloss, die Entscheidung dem Schicksal zu überlassen, dann musste man dem Schicksal auch ein wenig Vertrauen entgegen bringen.

 „Was ist das dann? Mond, Mars oder Venus?“, fragte Leo schließlich und ehrlich gesagt, war ich mit dieser Frage am Ende mit meinem Latein. Ich hatte keine Ahnung und das ging soweit, dass ich nichtmal sagen konnte, wie man das ergoogeln sollte. Nach einigem Hin und Her und Mithilfe eines neunmalklugen Bruders, kamen wir zum Ergebnis das unser Urlaubsziel uns zur Venus bringen würde. War mir auch lieber. Wenn man die Wahl hatte zwischen dem Gott des Krieges und der Liebe, fiel die Entscheidung nicht schwer. Aber hatten ja auch nicht wir entschieden, sondern wie gesagt, die Schicksalsgöttin. (Tja, wir kommen auch ohne Griechenland offenbar auf unsere Glaubenskosten. Ha!)

 Und wie jeder weiß: Sobald das Ziel feststeht, kann man Anfangen mit der Planung: Anfahrt, Unterkunft, Packen. In dieser Reihenfolge.

 

 Anfahrt:

 Das Schwierigste zu anfangs. Wie jeder weiß, gibt es 2018 noch keine interplanetarischen Linien. Leider. Das hätte uns einiges an Stress und Arbeit erspart. Aber so wie die Leute vor *hier eine unfassbar hohe Zahl einfügen* Jahren, musste man dann eben wieder selbst ran.

 Kein Problem, dachten wir. Wir sind Cosplayer und damit sowieso in allen möglichen Bereichen selbstausgebildet. Ausgerüstet mit einer Werkstatt, Säge und jeder Menge Holz; bewaffnet mit jeweils einer Heißklebepistole und ordentlich Munition dazu und zuletzt unterstützt von Leo’s neuem Multifunktionsgerät hatten wir keinerlei Bedenken. Zusätzlich unterstützt von meiner Mama, die uns regelmäßig mit frischem Kuchen versorgte. Wir sahen keine Lücken in diesem Plan. Einzig problematisch war, dass wir unsere Zeit eigentlich in unsere DCM Finalkostüme stecken sollten. Aber in den Urlaub wollten wir im September und das Finale war im Oktober, da war also dazwischen noch massig Zeit. Für die DCM würde es schon reichen. Und damit begannen wir unser Werk. Was wir vorhatten? Eine Flug-Rakete, um uns zur Venus zu katapultieren natürlich! Mit ein paar Extra Features, einer Snackbar und coolem Design. Eine Art Tardis 2.0 quasi. (Wir hätten uns natürlich viel Arbeit erspart, wenn uns der Doktor einfach per Anhalter mitgenommen hätte, aber neeeeeein…). Tja und tatsächlich, schafften wir es eine Art… Fahrzeug herzustellen. Es hat geholfen, dass mein Auto zwischendurch den Geist aufgegeben hat, so konnten wir auch dort die Reifen und ein paar Teile wiederverwehrten. (Ruhe in Frieden).

 

 Unterkunft:

 Nachdem auch hier, weder auf booking.com, noch auf hostelworld, noch sonst wo eine ordentliche Unterkunft auf der Venus zu finden war, entschlossen wir uns, aus dem Trip einen Camperurlaub zu machen. Ein Zelt hat man auch schnell eingepackt, außerdem können wir dann so ohne Stress von A nach B reisen. Vorausgesetzt unsere 1A Flugrakete 2.0 hält das durch. Aber davon gehen wir aus. Notfalls haben wir Heißkleber und Sicherheitsnadeln dabei – wie immer!

 

 Packen:

 Puh, ursprünglich wollte ich an dieser Stelle einige interessante Fakten über die Venus einfließen lassen, aber – holy shit – ich kapier nichtmal die Hälfte davon, was auf Wikipedia steht. Dabei reden wir hier von Wikipedia! Bei der Hälfte hab ich aufgehört, den Text zu überfliegen – es mag vielleicht auch daran liegen, dass es schon reichlich spät ist. Tja, nachdem wir uns also nun nicht über die Beschaffenheiten auf der Venus informiert haben, wappnen wir uns einfach für alle Dinge. In die Tasche kommt also Bikini neben Schneeanzug und sonst noch überlebenswichtige Dinge. Was man halt so braucht, auf einer solchen Expedition!

 

 Tja, und dann war der Tag der Abreise da.

 Vielleicht liege ich auch immer noch auf der Couch und verspekuliere mich hier nur im Kopf, nachdem Leo mir die traurige Nachricht Griechenlands übermittelt hat. Vielleicht haben wir dieses verrückte Vorhaben aber auch wirklich in die Tat umgesetzt. Ich sage nur so viel: Folgt uns auf instagram, wenn ihr Bilder sehen wollt! @kaddoseaice und @lord_leobaskerville

 

 

Cheers!!

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