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Kalter Sturm

 Als der neue Tag anbrach und die Sonne den Horizont in zarte Goldtöne tauchte, erstarrte Trampoli im Augenblick der Zeit. Die Dorfbewohner wagten es noch nicht aufzuatmen angesichts der Schrecken die der kleinen Stadt - die so unbedeutend und doch einmalig am Rande der Welt dalag - letzte Nacht wiederfahren waren. So klein und unbedeutend der Ort auch sein mochte, es gab eine Besonderheit die die Aufmerksamkeit so vieler auf sich zog, seien es Menschen, Elfen oder Monster, ob gut ob böse spielte keine Rolle, sollte man überhaupt zwischen diesen unterscheiden können. Denn es gab eine Insel die hoch über der Stadt schwebte und ihr einzigartiges Wesen zog viele Gestalten an, insbesondere die, die sich auf Magie verstanden. Aufgrund ihrer Form nannte man sie schlicht und ergreifend die Walinsel und hatte sie je einen anderen Namen besessen so war er längst in Vergessenheit geraten. In der Ferne betrachtet wirkte sie friedlich, doch ihr Kern verbarg viele alte Geheimnisse. Menschen mieden die fliegende Insel üblicherweise, weswegen Monster sie umso mehr als eine Heimat schätzten.

 Auf dieser Insel lebte ein Kind. Es war ein junges Mädchen, welches eines Tages am Fuße eines Turmes aufgewacht war und seither in diesem hauste. Ihr Name lautete Iris und so kam es, dass sie es war die die Veränderungen des neuen Tages als Erste bemerkte.

Was die aufgehende Sonne bisher allen verschwiegen hatte war lediglich eines: Der Winter kam.

 

 

 Leisen Schrittes tapste das Fräulein die geschwungene Treppe ihres Turmes hinab. Obwohl Menschen die Insel für gewöhnlich nicht betraten, fühlte Iris sich nicht einsam. Sie kannte ihr Leben nicht anders und viele, die als Monster bezeichnet wurden, stellten sich häufig als sehr freundliche Geschöpfe heraus. Als das Mädchen die schwere, alte Holztür aufschob fröstelte es. Erstaunt blickte Iris über die Ebene vor ihr, doch noch war sie zu verschlafen um Unheilvolles zu ahnen. Wie jeden Morgen griff sie als erstes nach der Gießkanne, füllte diese mit frischem Wasser und summte leise vor sich hin, während sie ihr Blumenbeet pflegte. Doch Zeit verging, die Sonne schien mittlerweile hell vom Himmel und noch immer wurde es nicht wärmer. Iris atmete langsam, ganz langsam aus und betrachtete erstaunt die eisige Wolke vor ihr, die sie soeben geschaffen hatte. Erneut richtete das Kind den Blick gen Himmel, an dem nun bereits Wolken auszumachen waren. „Winter?“, stellte sie die Frage im flüsternden Ton und das niemand hier war, um ihr eine Antwort zu geben, ja, das schien ihr in diesem Moment selbst nicht ganz klar zu sein.
 Es war zu früh. Winter durfte noch nicht eintreffen, konnte es nicht. Sie musste ihre Blumenbeete doch erst frostfest machen! Wo blieben die Vorboten? Die weißen Raben, die den Wechsel ankündigten? Der sanfte Temperaturabfall, der erste Raureif? Die Winde die um sie tänzelten, wenn der Herbst sie verließ? Es war zu früh, kam zu plötzlich. Etwas stimmte nicht. Nur… was?

Und schließlich bebte die Insel.

Die Erschütterung ging vom Herz des Wales aus und für diejenigen, die seine Stimme hören konnten, schien er zu brüllen, zu weinen, so sehr das es einem im Innersten zerriss.

 

 Unten in der Stadt hörte niemand die Klagelaute der Walinsel. Die Unruhen, die sich über den Köpfen ihrer Bewohner zusammenbrauten hatten sie jedoch gleichwohl bemerkt. Wer weiß, vielleicht hatten Trampolis Bürger auch einfach schon ein gewisses Einfühlvermögen für herannahende Katastrophen entwickelt.
 Der sonnige Morgen, der ihnen versprochen wurde war längst einer kühlen Wolkendecke gewichen, die von Minute zu Minute dunkler zu werden schien. Es dauerte nicht mehr lange ehe die ersten dicken Flocken vom Himmel rieselten und den Boden bedeckten. Immer, wenn derlei Mysterien geschahen, versammelten sich die Menschen der Stadt zuallererst am Rathausplatz. Bauern standen neben Gelehrten, Kinder quengelten, versuchten ihren Müttern zu entkommen und Reisende sahen neugierig von Weitem zu. Unmut wurde laut.

 „Die Ernte ist noch gar nicht vollständig eingeholt!“ „Die Stadt liegt vom letzten Angriff noch halb in Trümmern!“ „Wie sollen wir unsere Familien ernähren?“ „Was tobt dort oben für ein Monster?!“ „Was geht hier vor sich?!“ […]

 Die Stimmen vermischten sich untereinander und kamen als ein Schwall von Beschwerden bei Bürgermeister Wolkanon an, der verzweifelt versuchte die aufbrausende Menge zu beruhigen. „Wir finden eine Lösung… ja das wissen wir… wir versuchen… nein, nicht doch…“ Der arme Mann wusste kaum auf wen er zuerst eingehen sollte. Das Volk, welches seine Schwäche spürte, bedrängte sein Oberhaupt immer weiter, ehe ein lautes Pfeifen ertönte. Irritiert von diesem Geräusch, suchte der wütende Mob ebenjenen Quell und so zog eine Elfe nun die Aufmerksamkeit der Menge auf sich. Sie erschien durchaus kraftvoll inmitten des Chaos und ihre Stimme hallte laut am gesamten Platz wieder. „Haltet die Klappe, euer Gemurre bringt niemanden was.“, herrschte sie die Ansammlung mit grimmigen Blick an, „Ich gehe auf die Insel und sehe mir das Ganze mal an! Diejenigen, die mutig genug sind können mir gerne folgen.“ Es war die Jägermeisterin Ganesha die gesprochen hatte. Herausfordernd blickte sie auf die verstummte Menge, ehe sie ihr schließlich mit einem Schnauben den Rücken zudrehte und ging.

 

 „Sie werden kommen.“, dachte Iris bloß, während sie über die Insel lief. Sie werden kommen, wie sie es immer taten, als würde die Insel ihnen gehören, als hätten sie ein Recht hier einzudringen! Iris musste ihnen zuvorkommen. Sie war hier zu Hause, kannte jede Ecke des Areals… naja fast. Diesen Vorteil musste sie nutzen.
 „Hatschi!“ Ein Niesen unterbrach sie. Abrupt blieb sie stehen um zu sehen, wer das Geräusch verursacht hatte, doch es stellte sich heraus, dass sie es selbst gewesen war. „Ohjeh. Ohjehohjehohjeh!“, rief sie aus. Der Anblick der sich ihr bot erschreckte sie. Wo kam nur der ganze Schnee her? Das Vampirblut, welches durch ihre Adern floss ließ sie die Kälte kaum spüren, doch Pflanzen und kleine Tiere bibberten erbarmungslos in der Kälte. Der Schnee lag mittlerweile knöchelhoch und irritiert stäubte sich das Mädchen etwas weißen Puder vom Haupte. Winter kam anders dieses Jahr, zu anders. Iris blickte gen den grauen Himmel. Sie musste die Ursache dafür herausfinden, bevor sie es taten, bevor die Menschen kamen. Manchmal wünschte sie sich, die Ranke, die die Insel an ihrem Platze am Firmament festhielt einfach zu kappen, doch die Verbindung war alt und beruhte auf Magie, sodass es ohne das nötige Wissen unmöglich war sie zu durchtrennen. Vermutlich war es richtig so. Wer mochte schon ahnen wie viele Geheimnisse die Walinsel verbarg?
 Ein erneutes Beben riss Iris zurück aus ihren Gedanken. Ein Brüllen so markerschütternd und bestialisch, dass einem das Blut in den Adern gefror, schallte über die Ebene und wies ihr so den Weg. Der Instinkt riet ihr wegzulaufen, weit weg, doch ihr Herz vermutete die Ursache der Ereignisse in greifbarer Nähe. Das Mädchen zweifelte nicht daran, dass der tiefe Schrei über der ganzen Stadt zu hören sein würde und eilte geschwind weiter. Als sie den Ursprung dafür erblickte stockte ihr der Atem.

 „Bleib ruhig ich will mir deine Wunden ansehen!“ Iris kannte das Mädchen, dessen Stimme voller Verzweiflung nachhallte. Es handelte sich um Kohaku, ein junges Halbwesen welches am ältesten Baum inmitten von Trampoli wohnte. Sie hatten noch nie miteinander gesprochen, doch aufgrund ihrer Wesensart war sie Iris ins Auge gefallen. Als letzte des Vampirgeschlechtes achtete sie auf Geschöpfe, die keine Menschen waren, zogen einfach ihr Interesse auf sich. Doch was machte sie hier? Und noch viel wichtiger war die Frage: Was machte er hier?

 Die Kreatur, der Kohaku ihre Stimme geschenkt hatte, war eindeutig ein Drache. Der Körper war lang und schmal wie der einer gigantischen Schlange. Die Schuppen leuchteten in reinem weiß wie frisch gefallener Schnee. Zwei Paar gefährlich spitzer Krallen bohrten sich in den von Regen und Schnee aufgeweichten Boden und seine wie perlenbesetzte Schwanzspitze wirbelte wild das gefallene Weiß hinter ihm auf. Das Blütenmädchen musste achtgeben nicht von seinen scharf gewetzten Hörnern aufgespießt zu werden, während sie das Maul, welches vier Reihen massiver Zähne entblößte, versuchte festzuhalten. Ihr weinerliches Flehen schien dabei  kein Gehör zu finden. Iris stand reglos da, gelähmt war ihr Körper bei dem Bild das sich ihr bot. Ein Drache. Ein Winterdrache, schoss es ihr durch den Kopf. Und er war verletzt. Tiefe Schnitte zierten die schuppenbedeckte Haut, Blut welches aus seinen Wunden tropfte sammelte sich in einer Lache zu seinen Füßen. Iris atmete bedächtig aus. Wer, nein, was würde es wagen einen Winterdrachen anzugreifen? Und inwiefern hing Kohaku damit zusammen? Als Iris sich endlich regte, es langsam wagte näher heranzutreten, bemerkte das Blütenmädchen sie schließlich.
 Verzweifelt sah sie Iris an und schrie: „Du musst mir helfen! Ich weiß nicht was ich tun soll!“
 Doch noch während sie die Worte rief verließ sie die Kraft und der Drache befreite sich von der Umklammerung des Mädchens. Unbändig schlug sein wilder Körper aus, sich vor Schmerz krümmend, ehe er sich geradewegs hinauf gen Wolkendecke schlängelte und dahinter verschwand.
 „Er weiß nicht was er tut!“, rief Kohaku schluchzend, „Er ist ganz durcheinander!“ Kraftlos war das Mädchen auf den Boden gefallen, wo Schlamm, Schnee und Blut sie benetzten.

 Iris kniete sich neben sie, ratlos darüber was sie jetzt tun sollte. Die Präsenz des Winterdrachen hatte sie eingeschüchtert, doch glaubte sie nun den plötzlichen Wetterumschwung zu verstehen. Jene Wesen brachten den Winter mit sich, egal wohin der Weg sie führte. Dieser Drache hingegen wurde angegriffen, abgetrieben von seiner üblichen Strecke, stürzte ganz von Sinnen vom Himmel, geradewegs auf die schwebende Walinsel. Iris fragte sich diesbezüglich eines: War es ein Versehen gewesen, ein reiner Zufall oder steckte mehr dahinter, ein Fadenzieher, der sich bedeckt hielt und dieses Geschehnis beabsichtigt hatte? Der Drache verkörperte soeben bildlich einen unkontrollierbaren Winter – und es war das Letzte das Trampoli nach all seinen Schicksalsschlägen gebrauchen konnte.

 Das Schluchzen neben ihr wurde leiser und etwas zu spät wurde Iris bewusst, dass sie das Mädchen wohl etwas hätte trösten sollen. In derlei sozialen Konfrontationen schwächelte sie seit jeher, die Tatsache dass sie alleine in einem Turm inmitten eines Monsterareals lebte hatte diesen Umstand nicht unbedingt begünstigt. Iris überlegte angestrengt was sie wohl sagen könnte um Kohaku etwas zu beruhigen, doch mehr als ein „Alles in Ordnung?“ mochte ihr nicht einfallen. Die Antwort darauf war zwar ziemlich offensichtlich, doch Iris stellte die Frage trotzdem. Wie zu erwarten gewesen war schüttelte Kohaku den Kopf, richtete jedoch ihr tränennasses Gesicht auf sie. Iris fragte sich unweigerlich wie es wohl aussehen würde, wenn die Tränen auf ihren rosigen Wangen einfroren.

 „Er ist mein Freund!“, brachte Kohaku schließlich hervor, sichtlich darum bemüht ihre Fassung wieder zu erlangen. „Und jetzt… jetzt…“ Ihre Stimme erstarb, doch die wenigen Worte hatten die Neugier von Iris erweckt. Mit leuchtenden Augen (die in der Situation möglicherweise nicht ganz angebracht waren) suchte sie Kohakus Blick.

 „Dein Freund? Ein Winterdrache?“

 „Sein Name ist Myrskykylmae“, begann Kohaku langsam, abwägend ob sie sich Iris offenbaren konnte oder nicht. Am Ende siegte jedoch ihr Wunsch sich jemanden anzuvertrauen.

 „Ich war noch ganz klein, also… kleiner als jetzt als ich ihn kennenlernte. Damals viel es mir noch schwer zwischen meinen Formen zu wechseln.“ Sie wurde etwas rot dabei und Iris verstand ungefähr was in ihr wohl vorging, auch wenn sie ein Vampir war, kein Halbwesen. Auch Halbwesen blieben lieber unter sich.

 „Eine Windböe erfasste mich und als Schmetterling wurde ich abgetrieben. Ich strandete hier auf der Walinsel und hatte fürchterliche Angst ein bösartiges Monster würde mich angreifen. Im Dorf erzählt man sich ja so viel! Ich habe dann auch einen riesen Schreck bekommen als Myrskykylmae auf einmal aufgetaucht ist, doch er hat nur gelacht.“ Kohaku schüttelte sich kurz bei der Erinnerung. „Er bringt den Winter jedes Jahr nach Trampoli! Friedvoll und sanft bemüht er sich zu sein, denn er weiß das Trampoli momentan nicht mit schweren Wintern umgehen könnte und er freut sich darauf wenn es dem Ort wieder besser geht, denn so ist der Winter für ihn auch ganz schön langweilig! Also habe ich mich mit ihm angefreundet, damit er sich nicht so sehr langweilt, während er hier ist!“, beendete sie ihre Erzählung und die Traurigkeit kehrte in ihr Gesicht zurück.
 „Ich verstehe einfach nicht was passiert ist!“, sagte sie bedrückt, „Es ist viel zu früh für ihn. Und woher hat er all diese Verletzungen?! Er hat mir gar nicht zugehört!“, brauste sie auf und wandte schließlich den Blick ab. Iris sah sie stumm an. Die Vampirin war eine gute Zuhörerin und war beeindruckt von der tiefen Freundschaft, die diese zwei so unterschiedlichen Wesen offenbar verband. Ein Winterdrache und ein Schmetterlingsmädchen. Unweigerlich musste Iris an ein Lied denken, welches sie schon oft gesungen hatte. Doch Gesang würde dieses Problem nun auch nicht lösen. Was also tun? Iris hatte keine Idee, doch noch ehe sie sich mit Kohaku beratschlagen konnte, trat eine Gestalt aus den Schatten.

 

 Iris musterte die Anreisende misstrauisch, während Kohaku verzagt aufblickte. Es handelte sich um niemand Geringeres als Ganesha, die Jägermeisterin von Trampoli. Iris fürchtete, worauf sie diesmal Jagd machen würde und blickte unwillkürlich noch ein wenig finsterer drein. Ganesha lachte.

 „Was sollen die langen Gesichter?“, erkundigte sie sich locker, geradezu beiläufig, behielt sie jedoch dabei scharf im Auge, dessen war Iris sich bewusst.
 „Du hast gelauscht!“, platzte es unverblümt aus ihr heraus, selbst davon überrascht wie wütend sie klang. Instinktiv hatte der Vampir sich auf die Seite des Halbwesens und des Winters geschlagen und sie misstraute denjenigen, die aus dem Dorf kamen, auch wenn es sich um eine Elfe handeln mochte. Ganeshas Blick wurde ernst.
 „Das stimmt.“, gab sie ohne Umschweife zu, „Diese Ohren hören viel. Aber ich glaube ich weiß wie man euch helfen kann.“ Nachdenklich legte Ganesha zwei Finger an ihre Lippen, als würde sie sich eine Lösung überlegen. Doch Iris gab ihr die Zeit nicht.
 „Warum?“, fragte sie gespannt ohne diese Frage auszuschmücken. Sie sah keinen Grund warum Ganesha ihnen helfen sollte. „Bist du nicht gekommen um ihn zu töten?“, fügte sie leiser hinzu. Kohaku neben ihr zuckte bei diesen Worten zusammen. Die Elfe antwortete schnell.
 „Bei aller Liebe nein! Eilt mir mein Titel wieder voraus? Ich mag eine Jägerin sein, doch es wäre närrisch einen Drachen des Winters zu meucheln! Wer weiß welche Ursachen dies zur Folge haben könnte? Umso schockierter bin ich, dass es tatsächlich jemanden mit solch niederer Absicht gibt…“ Ernst sah sie zu den beiden Mädchen. „Vermutlich werden einige aus dem Dorf anders darüber denken und wenn Aufrüher einen wütenden oder verängstigen Mob anzetteln, dann wird selbst ein kluger Kopf zum Narr. Wir müssen dies abwenden, bevor es soweit kommt.“
Ihre Worte klangen ehrlich, doch Iris gefiel es trotzdem nicht wie leicht sie von einem „wir“ sprach. Kohaku schien durch ihre Ansprache jedoch neuen Mut gefunden zu haben.
 „Weißt du wohin dein Freund verschwunden sein könnte?“ Die Frage richtete sie direkt an das Blütenmädchen. Diese nickte schüchtern.
 „Auf der anderen Seite der Insel, hinter den zerfallenen Denkmälern. Dort treffen wir uns seit jeher.“
Ganesha nickte. „Dann führe uns dorthin, doch erst…“
 Sie pfiff einmal laut mit ihren Fingern und ein prachtvoller Greifvogel segelte durch die Lüfte auf sie zu, ein Adler der würdevoll auf den Arm der Meisterin landete.
 „Bring mir eine Nachricht ins Dorf.“, murmelte sie uns als der Adler seine kraftvollen Flügel wieder ausbreitete und davonflog, brachen sie auf.

 

 Das Schneegestöber wurde schlimmer. Die Insel mochte überschaubar wirken solange man vom Boden aus aufblickte, doch ihr wahres Wesen war weitaus größer als es schien. Selbst Iris, die auf der Walinsel lebte seit ihre Erinnerungen ihren Anfang fanden, glaubte längst nicht alles über das schwebende Geröll zu wissen. Und als sich der sanfte Schneefall schließlich in groben Hagelschlag verwandelte war sie davon überzeugt in Gefilde vorzudringen, die sie bisher nicht betreten hatte. So war es tatsächlich Kohaku die das kleine Gespann voran führte. Trittsicher und prüfend bewegte sie sich vorwärts, die Kälte und den Hagel ignorierend, vielmehr verbissen wirkte sie nun, hartnäckig ihr Ziel verfolgend. Es war durchaus erstaunlich, zu wieviel mehr die lebenden Geschöpfe der Erde in der Lage waren, wenn ihr Herz sie vorantrieb. Ein Blütenmädchen, welches sich im Schnee zurechtfand. Eine Jägermeisterin, die ihre Beute nicht erlegen wollte, sondern vielmehr das Gegenteil im Sinn hatte. Iris fragte sich wohl zu Recht, mit welchen Unglaublichkeiten sie an diesem Tage noch konfrontiert werden würde. Außerdem wunderte sie sich welche Botschaft Ganesha ins Dorf senden lies und ob diese zu ihrem Wohlwollen oder ihrem Schaden ausgerichtet war. Ob die Elfe wirklich mit ehrlichen Absichten zu ihnen gekommen war? Iris zog ihren Umhang enger an ihren kleinen Körper und gab das Schlusslicht ohne ihre beiden Gefährten aus den Augen zu lassen. Jeder Schritt wurde zusehends schwieriger, mittlerweile stapften sie schon kniehoch im unberührten Schnee und sahen nicht weiter als wenige Meter. Ihre Hoffnung sank. Wie nur sollten sie das außer sich geratene Tier, welches der Auslöser für die heraufziehenden Schneestürme war, bloß aufhalten? Iris hatte keine Idee, doch ebensowenig konnte sie jetzt einfach umkehren und es dabei belassen. Sie hatte sich längst zu sehr in die Geschehnisse verstrickt, um noch an einen Rückzug denken zu können.

 Iris hob den Kopf als sie stehen blieben. Kohaku stand vor ihr und sah gespannt in die Ferne, ehe sie schließlich ihre Hand hob und wisperte: „Dort.“
 Schnell fing der Wind das Gesprochene auf und trug es von dannen, doch seine Bedeutung war klar. Iris kniff die Augen zusammen. Trotz ihres scharfen Blickes erkannte sie nicht das Geringste. Kohaku jedoch ließ sich nicht länger bremsen und stürmte voran. Ihre Gestalt wechselte sie dabei nicht, was angesichts der Wetterlage eine kluge Entscheidung war.
 „Myrskykylmae!“, rief sie immer und immer wieder: „Myrskykylmae! Mein kalter Sturm, hör mich an!“ Viel zu schnell verschwand das Blütenmädchen in der weißen Welt und sie hatten Mühe ihr hinterherzukommen. Blind folgten sie dem Klang ihrer rufenden Stimme und schließlich erblickten sie ihn. Eingerollt lag er im von roter Tinte benetzten Schnee, schwach hob und senkte sich sein schlangenförmiger Körper. Weiße Flocken tänzelten wild und gefährlich um seine Mitte, welche freiblieb vom weiteren Niederschlag. Er war das Zentrum des Winters und so beweinte ihn ebendieser, indem er um ihn herum stürmte, im strudelförmigen Chaos tobte, ihn jedoch nicht direkt berührte.
 Kohaku hatte sich neben dem gigantischen Körper geworfen, die kurzen Arme soweit um ihn geschlungen, wie es ihr möglich war und so saß sie bei ihm, unermüdlich bittere Tränen vergießend. Iris hielt den Atem an. Der Anblick war so grausam, so unendlich traurig und trug dennoch eine einzigartige Größe in sich. Schnell warf sie einen Seitenblick zur Jägerin, der sie noch immer nicht gänzlich traute. Ganesha’s Blick jedoch ließ sich nicht deuten. Lag darin Begierde, Sorge, Mitleid? Handelte es sich um Ehrfurcht oder Neugierde? Eine Mischung aus alledem? Iris wusste es nicht. Sie machte den Mund auf, um die Elfe auf ihr weiteres Vorhaben anzusprechen, wurde jedoch von dem einzigartigen Geschrei eines Greifvogels unterbrochen. Der Adler, den Ganesha vorhin losgeschickt hatte, war zurückgekehrt. Eine Kraftleistung, wenn man an den Schneesturm rings um den Winterdrachen dachte. Iris erkannte nicht was Ganesha da tat, sah jedoch wie sie nickte und nun den Blick ihrer unterschiedlichen Augen suchte.

 „Iris.“, begann sie mit fester Stimme, doch ein Schatten von Besorgnis war kurz auf ihrem Gesicht zu sehen – oder bildete sie sich das nur ein? Er war so schnell wieder verschwunden, dass es sich um ein Trugbild handeln könnte.
 „Du bist ein geborener Vampir, nicht wahr?“ Iris nickte zögernd, verstand den Sinn hinter dieser Frage nicht. Die Elfe fuhr fort: „Wir glauben, Myrskykylmae wurde bei seinem Angriff vergiftet. Das hindert ihn daran den Heilprozess einzuleiten. Aber Vampirblut… deines… es hat regenerative Fähigkeiten. Ich bin mir sicher es kann ihm helfen.“

 Erneut stockte Iris der Atem, ihre Augen wurden groß. Wie oft wurde sie heute bereits mit dem Unfassbaren konfrontiert? Unzählige Male. Unzählige Male wo man glaubte die Zeit würde stehen bleiben und unzählige Male mehr wo sie es eben nicht tat, sondern weiter voranstrich, wie immer, unverändert und gleich.
 Ganesha verzog keine Miene, ihr Blick war ernst, ihr Gesicht vollkommen regungslos. Die Nachricht löste einen Schock in dem Fräulein aus, welches darauf nicht gefasst gewesen war. Sie fragte sich nicht einmal, warum Ganesha plötzlich von einem „wir“ sprach.
 „Ich… aber… ich…“, stammelte sie hilflos, den Blick von der Elfe abgewandt, die Augen stattdessen in vollkommener Bestürzung über die Ebene schauened, auf das erbarmungslose Bild, welches sich vor ihr darbrachte.
 „Ich weiß es ist keine leichte Aufgabe. Aber nicht nur der Winterdrache benötigt deine Hilfe, sondern auch die ganze Stadt, denn sie ist einem stürmischen Winter dieses Mal nicht gewachsen, nicht jetzt, nicht nach all den Ereignissen, die nunmal passiert sind.“ Iris konnte nicht glauben was sie da hörte. Wie konnte Ganesha es wagen ihr solche Worte entgegenzubringen? Wie konnte sie glauben, dass dies in irgendeiner Weise helfen würde?
 „Eine schnelle Alternative gibt es nicht.“, sagte sie mit Nachdruck, sprach weiter obwohl sie kein Recht dazu hatte, „Der Drache ist zu magisch, als das Heilzauber eine Wirkung hätten. Alles andere würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Vielleicht ist es möglich, doch das Risiko ist hoch… zu hoch.“
 Angewidert von diesen Worten richtete Iris den Blick wieder auf die Elfe. Sie hatte damit nichts am Hut – Trampoli schuldete ihr nichts, scherte sich doch nicht um das sonderbare Mädchen welches alleine und einsam inmitten von Monstern lebte. Und jetzt wollten sie ihre Hilfe, ihr Blut? Beinahe hätte sie laut aufgelacht, doch die Kälte hatte alle überschüssige Luft längst aus ihren Lungen gepresst.
 Kohaku’s Weinen drang erneut an ihr Ohr. Der schwache Atem des Drachen. Das Eis auf dem sie stand, welches es noch gar nicht hätte geben dürften. Ein Teil von ihr wusste, dass sie nicht nur zuschauen durfte, da sie längst Beteiligung gezeigt hatte. Und nun hatte sie die Möglichkeit etwas zu verändern. Sie versuchte sich einzureden etwas Derartiges nicht tun zu müssen, doch der Anblick dieser zwei so unterschiedlichen Wesen, die eine solch tiefe Freundschaft verband, schnitt in ihr Herz. Sie wollte nicht Schuld daran sein, dass Kohaku weitere Tränen vergoss, wollte die Bürde eines sterbenden Winters nicht tragen, auch wenn es nicht in ihrer Verantwortung lag.

 „So viel ich geben kann.“ Ihre Stimme zitterte als die Antwort über ihre Lippen kam. Ganesha nickte. „Es muss reichen.“
 Der Drache regte sich mittlerweile nur noch schwach, doch er hatte offenbar erkannt das Kohaku bei ihm war und Wache hielt. Ganesha machte einige Schritte auf das Blütenmädchen zu. Iris folgte ihr mit pochendem Herzen. War sie wirklich bereit das zu tun? Konnte sie ihren eigenen Selbstschutz überwinden?
 „Kohaku bitte sieh zu, dass Myrskykylmae ruhig bleibt. Iris… hier.“ Ganesha reichte ihr einen schönen, mit Edelsteinen verzierten Dolch, dessen Klinge gefährlich aufblitzte. Seine Schärfe war nicht zu übersehen. Iris schluckte. Ihr Vorhaben erschien ihr waghalsig, verrückt gar und doch hatte sie sich entschlossen. Warum nur…?
 „Brauchst du Hilfe?“, erkundigte sich die Elfe stirnrunzelnd, als sie in das blass gewordene Gesicht der Vampirin blickte. Zaghaft schüttelte Iris den Kopf. Niemals würde sie sich von jemand anderes verstümmeln lassen! Sie richtete ihren Blick auf den Drachen und das Mädchen. Kohaku gab sich Mühe ihr Schluchzen zu unterdrücken, zielstrebig murmelte sie dem Wesen beruhigende Worte ins Ohr und stimmte schließlich ein Lied an, welches sie mit zittrigem Klang vortrug.

Einst lebte in Gärten von Valinor
ein einsamer Schatten der Nacht
Er liebte ein Mädchen des Blütenvolks
vom Glanz ihrer Farben entfacht

 Iris kannte dieses Lied. Ebendies kam ihr in den Sinn als das Blütenmädchen ihre Geschichte erzählt hatte. Obwohl der Klang nicht rein war, denn Kohaku’s Stimme war voll von Angst und Kummer, empfand Iris beim Zuhören einen Hauch von Geborgenheit. Ohne darüber nachzudenken setzte sie bei der zweiten Strophe mit ein.

Sie trafen sich heimlich im Dämmerlicht
die Stunden vergingen so schnell
Dem Hüter der Gärten entging er nicht
der Tanz zwischen dunkel und hell

 Der Gesang schenkte ihr Kraft. Ganesha, die dies ebenfalls bemerkte hatte sich bereit gemacht. Alles wartete nur noch auf sie. Iris atmete tief ein und schnitt sich kraftvoll in den Unterarm. Gleichzeitig stieg Ganesha ohne zu Zögern in das Maul des riesigen Drachen und drückte die Zähne des Ungeheuers sorgsam auseinander. Iris konnte nicht anders als sie für ihre Kühnheit zu bewundern. Ohne weiter Zeit zu verlieren, sprang sie vor um das rinnende Blut in die Öffnung zu träufeln. Sie ahnte dass es nicht reichen würde und schnitt sich kurzentschlossen auch in den anderen Arm. Kohaku hatte die Augen geschlossen, ertrug den Anblick nicht länger, sang jedoch tapfer weiter.

Am Morgen verdeckte ein Blätterdach
das Licht an dem heimlichen Ort
Der Glanz ihrer Farben erhellt die Nacht
und seither verweilen sie dort

 „Es ist gut jetzt!“, rief ihr Ganesha zu und erst jetzt erkannte Iris, dass sie weinte. Ihrer Kraft beraubt fiel sie in die Knie und verfärbte den Schnee dunkelrot. Verschwommen erkannte sie wie die Elfe aus dem Maul des Drachen hüpfte und diesen gewaltsam zudrückte. Woher nahm sie nur diese Kraft? Myrskykylmae riss die Augen auf, blanker Schmerz war in seinen Abgründen zu erkennen. Ein lautes Brüllen erklang und verscheuchte alles Leben, das nicht längst geflohen war.
 „Haben wir etwas falsch gemacht?“, fragte sich Iris in Gedanken, war jedoch zu benommen vom Blutverlust um die Worte laut erklingen zu lassen. Gerade richtete sie all ihren Willen darauf bei Bewusstsein zu bleiben. Offenbar hatte sie mehr Blut gegeben, als gewollt. Ganesha erkannte die aufkommende Gefahr rechtzeitig, packte den schlaffen Körper des Vampirs und zog sie blitzschnell außer Reichweite. Kohaku hingegen, der weiterhin nasse Tränen im Gesicht hingen, wurde hart von der Schwanzspitze des Drachen getroffen. Es riss sie von den Füßen und lediglich ein Baum bremste unsanft ihren Flug. Myrskykylmae flog jedoch nicht davon. Stattdessen wand und krümmte sich das schlangenartige Wesen, bis es schließlich etwas hervorwürgte das aussah wie ein schwarzer unförmiger… Klumpen. Es rauchte und stank fürchterlich, doch kaum hatte er den Brocken ausgespuckt, beruhigte er sich und seine noch offenen Wunden begannen sich langsam zu schließen.

 Sie hatten es geschafft. Der Drache heilte. Iris konnte kaum denken, der Blick verschwamm ihr immer wieder vor ihren Augen, doch sie wagte es nicht die Lider gänzlich zu schließen in der Befürchtung unter Umständen nicht mehr aufwachen zu können. Der Drache heilte. Sie hatten es geschafft. Dieser Umstand war tief in ihrem Herzen verankert, aber… warum stürmte es dann immer noch?

 Myrskykylmae brüllte laut und näherte sich schließlich vorsichtig seinem Blütenmädchen. „Kohaku.“ Die Stimme des Drachen hallte laut wieder, doch es klang mehr wie ein Widerhall in ihrem eigenen Kopf. „Verzeih mir… ich war von Sinnen. Wie sehr habe ich dich verletzt?“ Iris versuchte ihren Blick zu verschärfen, wollte wissen was vor sich ging. Lächelte Kohaku? Sie schien die Hand nach ihrem Freund auszustrecken, doch Iris‘ Blick war zu verschwommen, als dass sie sich sicher sein können.
 „Bleib ruhig liegen. Bleib wach.“, murmelte die Elfe und lehnte den zierlichen Körper von Iris sanft an einen Baum. Erst jetzt wurde dem Fräulein bewusst, dass Ganesha sie aus der Schusslinie gebracht hatte. Sie beobachtete stumm, wie die Elfe sich den beiden näherte, sich höflich vor dem Winterdrachen verbeugte, sich offenbar vergewisserte das sich Kohaku keine ernsten Verletzungen zugezogen hatte. Wovon sprachen sie? Trotz ihres guten Gehörs verstand Iris nichts, lediglich ein unangenehmes Rauschen hallte in ihren Ohren wider.
 Myrskykylmae machte eine langsame Kopfbewegung hin zu dem Brocken, den er hervorgewürgt hatte. Was sagte er? Sie wollte es doch hören… hatte sie nicht bewiesen, zu was sie bereit war? Wäre ein einfaches Danke nicht angebracht gewesen? Iris beobachtete wie Ganesha sich dem Klumpen zuwandte. Was auch immer es war, es hatte erst einmal ein Loch in den Boden gebrannt und den umliegenden Schnee weggeschmolzen.
 „Berühr es nicht.“ Worte die sie verstand, doch es hätten auch ihre eigenen Gedanken sein können. Ganesha zog ein Tuch hervor und seine Webkunst musste magischer Natur sein, denn es verbrannte nicht, als sie den schwarzen Stein damit umwickelte. Was hatte sie damit vor? Es war gefährlich, sie mussten es los werden, schnell, nur… wie? Ihr Kopf schmerzte bei dem Versuch einen klaren Gedanken fassen zu wollen.
 „Ihr habt einen dunklen Magier unter euch.“, sagte der Winterdrache mit tiefer, brummender Stimme und seine Augen waren voller Eis, als er fortfuhr: „Ich werde niemals vergessen was mir hier angetan wurde. Fürs erste werde ich mich zurück in den Himmel ziehen, als Ausgleich für eure Bemühungen, die ich sehr zu schätzen weiß und als Dank für eine langwährige Freundschaft.“ Sein Blick wurde sanfter, als er zu Kohaku herabsah. „Wenn ich das nächste Mal anreise wird mein Winter jedoch kalt und grausam sein. Meine Warnung ist ein Geschenk an euch. Nehmt es an.“ Der Drache knurrte erzürnt. Seine Krallen hatten tiefe Furchen im Boden hinterlassen. Er trat an Iris heran, was bei seiner Körpermasse lediglich eine kleine Bewegung ausmachte.
 „Ich werde dein Blut in Ehren halten, kleiner Vampir.“, sagte er und Iris wusste, dass er nun ausschließlich zu ihr sprach, „Hab Dank für deinen Mut.“ Die dunklen, von Frost ummantelten Augen trafen die Heterochromie von Iris, ehe Myrskykylmae sich abwandte, sich schließlich vom Boden abstieß und seinen Weg in den Himmel suchte.

 

 

 

Es war Wochen später als Iris dem Blütenmädchen erneut begegnete. Kohaku stand am Rande der Walinsel und blickte der untergehenden Sonne entgegen, als Iris herantrat.
 „Haben alle Drachen so unaussprechliche Namen?“, erkundigte sich das Mädchen schwach interessiert, während sie Kohaku’s Blick in die unendliche Weite folgte.
„Ich weiß es nicht.“, gestand Kohaku ohne sich vom Horizont abzuwenden, „Ich habe ihn nie gefragt.“
 Iris nickte leicht. „Es ist eine sehr alte Sprache, nicht wahr?“
 Nun richtete Kohaku ihren Blick doch auf Iris, denn sie war milde erstaunt über diese Aussage.
 „Kennst du seine Übersetzung?“, fragte das Blütenmädchen vorsichtig. Iris nickte abermals.
 „Er fiel mir einige Zeit darauf ein.“
 Beide schwiegen, denn sie empfanden es als nicht notwendig das Offensichtliche auszusprechen.
 „Wenn er wieder kommt, müssen wir uns wahrlich auf einen kalten Sturm gefasst machen.“, sagte Kohaku und Bedauern lag in ihrer Stimme.
 „Du denkst er wird seine Ankündigung wahr machen?“, fragte Iris.
 „Er hat keinen Grund es nicht zu tun.“, entgegnete sie und verabschiedete sich schließlich vom Tag, als die Sonne schlussendlich hinter dem Horizont verschwand.
 „Vermutlich nicht, nein.“, erwiderte Iris, „Möchtest du ein Glas Tomatensaft?“
 „Gern.“ Kohaku nickte und nahm die Einladung dankend entgegen. Zusammen gingen die beiden Mädchen zu Iris‘ Turm. Als das Vampirmädchen die Tür hinter sich schloss, rieselte die erste Flocke vom Himmel und kündigte den nahekommenden Winter an. 

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