Arequipa – kaum einer schwärmt nicht von ihr. Sie liegt auf 2300 m über dem Meeresspiegel und bietet damit einen idealen Anfang, bevor es in die höheren Anden geht. Dennoch ist auch der Strand nur einen Tagesausflug entfernt. Als zweitgrößte – und nach den Arequipeños auch zweitwichtigste – Stadt Peru's nach Lima, präsentiert sie sich auch stolz gegenüber Touristen und Einheimischen gleichermaßen.
Ich hatte mir von Arequipa viel erhofft und wurde nicht enttäuscht. Außerhalb des Zentrums – wie jede südameirkanische Stadt – geplagt von furchtbarem Verkehr, bietet sie nichtsdestotrotz den beeindruckensten Plaza de Armas, seinen Hauptplatz, den ich bisher in Peru zu Gesicht bekam.
Die Gebäude sind (oder waren es zumindest mal) weitgehenst weiß, geschaffen aus Vulkanstein, denen die Stadt zugrunde liegt. Der Steinbruch von Sillar lässt sich sogar besichtigen! Die Gebäude sind oftmals kunstvoll verziert, mit einer Mischung aus europäischen und indigenen Elementen.
Ein Eindruck erwehrt sich mir dadurch nicht: Arequipa ist in seinem Ursprung keine peruanische, sondern eine europäische Stadt. Europäer haben zur Kolonialzeit diese Stadt errichtet und sich dabei nicht lumpen lassen.
In der Stadt gibt es abgesehen von jeder Menge Museen, auch zahlreiche Kirchen. Sogar mich als Antichrist haben sie in zwei hineingebracht: Die Basilika am Hauptplatz, die einfach nur durch ihre schiere Größe auffällt (im ernst!). Interessanterweise ist sie innen viel kleiner, als es von außen den Anschein hat – hier wurde ordentlich getrickst, nichtsdestotrotz ist die Architektur beeindruckend.
Nach einigem Hin- und Her besuchte ich schließlich auch das Monasterio Santa Catalina. Ich lief einfach ständig daran vorbei und sie ist nunmal eines der Sehenswürdigkeiten direkt in der Stadt. Also, ab ins Kloster! Weniger als die Geschichte, hat mich erneut die Architektur gefesselt. Das Konvent ist eine ganze Stadt – innerhalb einer Stadt!
In Arequipa kann man sich einfach durch die Straßen treiben lassen. Läden, Restaurants und Cafés säumen das Stadtbild. Am Aussichtspunkt Yanahuara hat man einen tollen Aussicht auf die Stadt und seine Vulkane – wenn es nicht gerade bewölkt ist.
National Reserve Arequipa
Die Vulkanaussicht bekam ich dennoch, als ich am dritten Tag von Arequipa aus ins Nationalgebiet bin. Auf einer Höhe von über 4400 m ging es zuerst zu einem Salzsee, der in der Regenzeit Wasser enthält. Große Fläche – geringe Tiefe. An seiner tiefsten Stelle in der Mitte misst der See gerade mal 2 m! Daher bietet es sich hier auch an wilde Flamingos zu betrachten, die im Wasser herumstaksen.
Auch auf frei lebende Vicuñas trafen wir, doch als wir uns zu sehr annäherten, ergriffen sie zögerlich die Flucht. Besser so!
Das Skurillste im Nationalpark war definitiv der Mini-Vulkan. Lava spuckt der kleine Hügel nicht, doch durch seine im Untergrund verborgene Hitze wird ein Teich, nur wenige hundert Meter weiter erhitzt. Es ist kalt in dieser Höhe, ich bin mit Anorak ausgestattet. Doch auf 4400 m in eine warme Quelle zu hüpfen? Das wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen! Das Wasser ist angenehm, beim schwimmen geht einem sofort die Puste aus. Tja und kaum raus aus dem Teich, bin ich dank des Windes auch in Null-komma-nichts schon wieder trocken :-) Brrrr!
Der Tagesausflug war anstrengend (danke Höhenluft), daher bin ich froh, als ich wieder in Arequipa bin. Meine beiden persönlichen Highlights der Stadt waren übrigens:
Mundo Alpaka
Das ist nicht nur ein Alpakaladen mit sündhaft teurer, aber hochwertiger Ware, nein! Sie bieten eine freie Rundtour mit Erklärungen und Geschichte an. Vom Alpaka bis zum fertigen Produkt habe ich mir – sogar zweimal – die Schritte erklären lassen. Auch wie man bereits vor hunderten von Jahren die Stoffe gefärbt hat und ein Museum mit Textilien der Paracas, Nasca, Inca uvm. Ist mit dabei. Doch wem mache ich etwas vor – im Hinterhof grasen friedlich Alpakas. Als ich da war, gab es gerade sogar zwei Babys! :-)
Chocolate Factory
Jeder der mich kennt, kennt auch meine Liebe zu Schokolade. Mal ganz davon abgesehen, dass sie in diesem Café wirklich ganz ausgezeichnete Kuchen, Torten und Drinks spendieren, gibt es auch einen Workshop obendrauf.
Obwohl mit 70 S/. nicht ganz günstig, schrieb ich mich natürlich sofort ein. Wer wenig Zeit hat, sollte sich jedoch vorher anmelden, um auch in eine englische Gruppe zu gelangen. Der Dude, der den Workshop über ca. 2 ½ Stunden gegeben hat, war übrigens ein wahrer Entertainer. Mit Wissen und Witz ging es von der Kakaobohne bis hin zum fertigen Produkt. Ich sortierte mir meine eigenen Bohnen aus, stampfte sie fein und lauschte angestrengt.
Die Erklärungen waren - trotz Spanisch - eingehend. Wusstet ihr zum Beispiel, dass oftmals Schokolade im Laden verkauft wird, obwohl es sich gar nicht um Schokolade handelt? Kakao, Kakaobutter, Milch und Zucker – mehr darf es nicht sein, wenn es echte Schokolade sein soll! (Toppings natürlich ausgeschlossen).
Deutschland ist übrigens mit 2,5% Kakaoanteil von allen Ländern am weitesten. Soll heißen: 2,5% Kakao und es darf in Deutschland Schokolade heißen. Ausgeschlossen von weißer Schokolade (wo kein Kakao enthalten ist), müssen es laut Schokogesetz mindestens 25% für Vollmilch- und min. 43% für Bitterschokolade sein. Spannend, oder?
Nagut, für jemanden der Schokolade nicht verfallen ist, vielleicht nicht. Ich hatte meine helle Freude am Probieren, am Unterscheiden echter von unechter Schokolade und natürlich am fertigen meines ganz eigenen Produkts!
Die leckere Stärkung war auch bitter nötig – nach Arequipa ging es nämlich direkt auf einen 3-Tages-Trek in den Colca Canyon!
Kommentar schreiben