Writing Prompts

Ein Thema - Eine Geschichte.

 

Writing Prompts findet man zur Genüge - wenn man danach sucht. Es ist auf jeden Fall eine spannende Sache ein Wort oder einen Satz vorgegeben zu bekommen und darum eine Story zu basteln. Ob man sich nun den Inktober der Künstler zur Vorlage nimmt oder etwas ganz anderes - ganz egal! Hauptsache der Kopf raucht und es wird geschrieben, nicht wahr?

Daher bleibt mir nur eines zu sagen: Viel Spaß beim Lesen!


I AM

 

Ich bin nicht länger auf der Flucht. Ich bin lange gerannt. So ganz und gar auf einen Weg fokussiert, den ich nicht bewusst gewählt habe. Mich irgendwann in einem Wald völlig verlaufen, drehe hektisch den Kopf einmal nach links, einmal nach rechts, auf der Suche nach dem Pfad, der mich weiter vorantreiben würde. Dabei weiß ich noch nicht einmal wonach ich suchte. Wie war ich überhaupt hierher gekommen? Welche Abzweigung auf meiner Reise hat mich hierher geführt? Es ist nicht schlimm hier, aber ein wenig unheimlich ist mir doch. Sollte ich zurück gehen? Finde ich den Weg denn wieder? Ist das überhaupt möglich? Ich kann doch keine Schritte zurück nehmen, die bereits gegangen sind. Aber den Weg vielleicht... zurück, bis ich mich wieder auskenne, dann überlegen wohin ich stattdessen gehe. Am besten auf dem Weg schon darüber nachdenken. Es war ja auch ein langer Weg, oder? Abzweigungen sind mir so bewusst zwar nicht aufgefallen, aber das lag bestimmt nur daran, weil ich so schnell gelaufen bin. Ein wenig wie das Weiße Kaninchen in Alice in Wunderland.

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Wer bist du?

Wer bist du?

 

Er stand in einem leeren Raum. War es überhaupt einer? Oder befand er sich einfach im Nichts? Alles um ihn herum war schwarz – vorne, hinten, unten, oben. Schwärze. Dunkelheit.

Cedric sah sich um, niemand. Bis plötzlich – jemand.

Seine Schwester. Alessa.

„Wer bist du?“, flüsterte sie. Sie sah ihn nicht direkt an, schien vielmehr durch ihn hindurch zu sehen. Als wäre er gar nicht da. Nicht wirklich jedenfalls. Cedric öffnete den Mund, doch keine Worte kamen heraus.

„Wer bist du? Mein Bruder bist du nicht. Er würde sich mehr Mühe geben, das hat er schon immer gemacht, seit ich klein war. Hat mir jeden Wunsch nachgegeben und immer mal wieder vorbei gesehen. Du tust das nicht. Du hast das schon sehr lange nicht mehr getan. Bin ich etwa nicht länger die kleine Prinzessin? Warum schaust du nicht länger vorbei? Wer bist du und was hast du mit meinem Bruder gemacht?“

Die Worte kamen über ihn wie ein Schwall eiskalten Wasser. Cedric blieb der Mund offen stehen vor Entsetzen. Seine Augen hatten sich geweitet, doch hatte er keine Widerworte einwenden können. Alessa hatte in völliger Ruhe gesprochen – mit einer Ernsthaftigkeit, wie sie nur die Wahrheit tragen konnte. Das kann nicht sein. Das stimmt nicht, ich-

Sie war weg.

Nick stand vor ihm, der Blick ebenso leer, nicht direkt auf ihn gerichtet, stattdessen... an ihm vorbei. Oder hindurch. Ced wusste es nicht.

„Wer bist du?“ Seine Stimme klang ebenso unbelebt wie die seiner Schwester. „Mein bester Kumpel bist du nicht. Der hätte mich nie einfach so hängen lassen. Oft genug hab ich ihn rausgeholt aus seinem Schneckenhaus, ihn aufgemuntert. Aber auf die Idee gekommen, dass es auch andersrum mal ganz gut sein könnte, bist du nicht. Du bist ein Arsch. Mein bester Freund warst du wohl nie wirklich. Wer also bist du überhaupt?“

Ein Schlag in die Magengrube. Es war als könnte er den Schmerz förmlich spüren – jenen, den Reue und Schuldgefühle ihm erbrachten. Ced wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Es stimmte. Es war wahr. War es das nicht? Ah, das konnte es nicht sein oder? Hör zu, ich wollte das nicht, ich- Nick war verschwunden, noch bevor Cedric seinen Gedanken zu Ende bringen konnte.

Alice machte seiner Stelle Platz.

„Wer bist du?“ Ihre Stimme klang dünn und zart. Ihr Auge zierte ein Veilchen, auf ihrer Haut waren überall blaue Flecken zu sehen. Ihr Bauch war kugelrund. „Ein Freund bist du nicht. Ein echter Freund hätte die Misshandlungen gesehen, hätte erkannt was geschieht. Insbesondere wenn die Gewalt vom eigenen Bruder ausging. Wer bist du, dass du so blind durch die Weltgeschichte wandelst, es dir erlaubst die Augen vor allem zu verschließen?“

Der Grauen packte ihn. Das blonde Mädchen sah fürchterlich aus. Wie hatte er das nur zulassen können?

„Alice, ich-“, krächzte er, doch die Gestalt der Schwangeren war längst verschwunden.

Simon funkelte ihn an.

„Wer bist du?“, knurrte er, „Mein Zwilling bist du nicht. Der hätte mich verstanden. Der würde mich niemals hinterfragen und sich mir nicht in den Weg stellen. Was geht dich das alles denn an? Wer bist du, wenn du nicht mein Bruder bist?“

Die Aggression kam bei Cedric an, selbst hier, in diesem luftleeren, finsteren Raum ohne Grenzen. Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß. Ja, wer war er für Simon überhaupt noch? Für irgendwen?

Cedric schloss für einen Moment die Augen. Er wollte sie nicht sehen, keinen von ihnen, nicht so. Nicht mit all der Verachtung, der sie ihm entgegenbrachten.

„Wer bist du?“, die Stimme war leise. Er wollte nicht aufsehen, sich nicht weiter mit dem auseinandersetzen, doch er hatte keine Wahl. Er kannte diese Stimme. So gut.

„Mein Verlobter bist du nicht. Der hätte mich nicht so schnell aufgegeben. Er hätte mich verstanden und mir keine Vorwürfe gemacht! Du hast mir den Rücken zugekehrt. Wer bist du wirklich und was hast du mit meinem Liebsten gemacht?“

Schuldgefühle packten ihn, ertränkten ihn. Er sah ihr Gesicht, Ran's Gesicht, doch auch ihr Blick war ausdruckslos. Als wäre sie selbst zu müde, sich dem Ärger und dem Frust noch weiter hinzugeben. Es hätte anders werden können, zwischen ihnen. Hätte es das? Die Gewissheit, dass dies noch nicht ausgestanden war, nagte an ihm, während ihr trauriges Gesicht in der Dunkelheit verblasste.

Lass mich aufwachen. Lass mich einfach nur aufwachen.

„Wer bist du?“ Ein Hauch nur.

Sein Herz setzte aus.

Doch es spielte keine Rolle, nicht hier, nicht wahr?

Er wollte es nicht, wollte es nicht hören, doch es brachte nichts, die Ohren zu verschließen. Sie sprach. Noita. Mit einer Stimme so leer, als befände sich kein Leben mehr darin. Als hätte er es ihr genommen.

„Kannte ich dich je wirklich? Hast du die ganze Zeit nur mit meinen Gefühlen gespielt? Für mich war es echt, weißt du? Ich verstehe das nicht. Wer bist du wirklich, wenn du nicht der bist, für den ich dich hielt?“

Er wollte schreien, doch kein Laut kam über seine Lippen. Wollte zu ihr, doch wich ihre Gestalt stets im selben Maße vor ihm zurück, gleitend, unnatürlich, wie ein Geist. Er erreichte sie nicht. Er würde sie nie mehr erreichen. Er hatte alles verloren, denn er war nicht mehr der, der er einmal war. Richtig. Doch wer war er dann noch?

Niemand.

Noita's Gesicht bekam einen Riss.

Niemand von Bedeutung.

Ein Riss, der sich ausbreitete, bis sie brach. Als wäre sie nur eine leere Hülle aus Porzellan.

Niemand, der sich kümmert.

Doch die Hülle war nicht leer. Unter der Schicht, die wirkte wie bemaltes Glas, kam die Silhouette von Ran zum Vorschein.

Niemand, der kämpft.

Sie brach, an anderer Stelle, doch ebenso leicht, ebenso fragil.

Niemand, der hinsieht.

Sie kamen alle zum Vorschein – leer, zerbrochen, kaputt. So wie er selbst auch die Beziehung zu all diesen Menschen zerstört hatte.

Niemand, der zuhört.

Ein groteskes Bild von übereinanderliegender Trümmerteile.

Niemand, an den man sich erinnern will.

Ihm wurde der Boden unter den Füßen weg gezogen. Nicht im literarischen Sinne, wortwörtlich. Die unendliche Finsternis, in der er sich befand, gab ihm nun keinen Halt mehr – sie verschluckte ihn.

Niemand, der es verdiente zu leben.

Cedric fiel. Er fiel und ließ das kaputte Frack an Personen zurück. Der Anblick wurde immer kleiner, doch bevor es gänzlich verschwand, zersplitterte die Figur in tausend Einzelteile. Menschen waren doch so überaus gläsern. So zerbrechlich, so fragil. Es brauchte nur einer Unachtsamkeit, um eine Wunde zu schlagen, die sich nicht wieder rückgängig machen ließ.

In wie viele Einzelteile er wohl zerschlagen würde?

Der unendliche Fall.

Er musste sich der Frage stellen, oder? Jener, wer er wirklich war? Wenn er nicht der war, für den sie ihn hielten, wenn er nicht der war, für den er sich selbst noch glaubte, wer war er dann? Zu wem war er geworden? Was von ihm war noch übrig?

Cedric schloss die Augen – ein lächerlicher Akt im Angesicht der durchdringenden Dunkelheit um ihn herum.

Er wusste es nicht. Klar war nur, er musste eine Antwort auf diese Fragen finden, denn nur so konnte es ein Weiter für ihn geben. Einen Weg, dem er folgen, den er gehen konnte. Und die Zeit wurde knapp, wenn er erhalten wollte, was vielleicht noch zu retten war.

Beeil dich.

Ced fürchtete den Aufprall.

Wer war er?

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Writing Prompt #02

"You say this is what you want but your eyes are telling me a different story.”

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Writing Prompt #01

"I never thought you’d hurt me but I was wrong. You hurt me the most.”

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Writober #09: Swing

Sie mochte diesen Platz. Er befand sich hoch oben, einen Hügel hinauf, sodass man einen wunderbaren Blick auf die Stadt hatte. Der Weg hierher war ein wenig unwirtlich, denn es gab nur einen schmalen Pfad, ja, ein Trampelpfad gleich und ihre hübschen, feinen Schuhe dankten es ihr nicht. Dabei zog sie stets ein Paar mit relativ flachem Absatz an, wenn sie sich hierher aufmachte! Als sie an diesem Tag an der Hügelkuppe ankam, bemerkte sie eine Veränderung. Kein großes Geheimnis, nein, ganz offensichtlich: Am Ast der großen Eiche hing eine Schaukel herab. Es war eine ganz einfache Schaukel, zwei Seile und ein Stück Holz – und sie schwang noch ein wenig. Wie seltsam. War es nun der Wind, der diese Schaukel zum schwingen brachte oder war bis eben noch jemand hier gewesen? Zögerlich näherte sie sich dem und sah sich um. Es war ein merkwürdiges Gefühl, jemand anderen hier zu wissen – denn irgendjemand musste die Schaukel an diesem Baum ja befestigt haben – da sie bisher nie jemanden hier erblickt hatte. Sollte sie besser wieder gehen? Fast fühlte sie sich ihrer Privatsphäre angetastet, doch das war natürlich Unsinn. So schüttelte sie merklich den Kopf, ehe sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen legte. Dann ergriff sie entschlossen nach dem Seil, setzte sich auf das Brett in ihrer Mitte und begann erst langsam, dann kräftiger hin und her zu pendeln. Zu dieser Stunde ging auch die Sonne unter und sie wollte sich vorstellen, irgendwann den Sternenhimmel zu erreichen, wenn sie weiter so durch die Lüfte schwang. Wer auch immer diese Schaukel hier angebracht hatte, sie war ihm zu Dank verpflichtet und hoffte jener Person eines Tags zu begegnen.

 

 

Was sie nicht wusste war, das Jener die Schaukel für sich als Grabe errichtet hatte. Die friedliche Hügelkuppe, von der man einen solch schönen Ausblick über die Stadt hatte, fiel in einer steilen Klippe ab. Sie hatte das nie gesehen, denn etwas hatte sie stets davon abgehalten, über den Rand zu blicken. Jemand wollte fliegen – und fiel stattdessen tief. Zurück blieb nur die Schaukel, die in der Stille schwang.

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Writober #4: Freeze

Ein Klingeln verriet, das die Ladentür geöffnet wurde, ein Zweites, das sie sich auch wieder schloss.
Der alte Mann sah auf, ließ die Zeitung sinken, als er einen Jungen von blasser Gestalt erblickte.
"Ich will mein Herz einfrieren.", erklärte dieser in ruhigem, sachlichen Ton. "Man sagt, das ist hier möglich." Er sah erschöpft aus. Müde Augen, die so gar nicht in das Gesicht eines Kindes passen wollten.
"Warum willst du das tun?", fragte der alte Mann, denn es stimmte, das dieser heruntergekommene Laden für derlei Anfragen spezialisiert war.
Der Junge fasste sich an die Brust, die Mimik nun verzweifelt. "Ich halte all das einfach nicht mehr aus!"
Der alte Mann nickte bedächtig. "Du wirst Kummer, Schmerz und Enttäuschung hinter dich lassen. Aber ebenso jegliche Chance auf neue Hoffnung und Glück."
Der Junge sah zu Boden, schwieg eine Weile. dann fragt er: "Was wird das kosten?"
Nun spiegelte sich Mitleid in den Augen des Mannes. "Mein Kind, wenn du das tust, dann hast du längst bezahlt."

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Writober #3: Bait

Ich spürte es und wollte es doch nicht wahrhaben. Wie eine Maus, die dem Käse in der Falle nachsetzt und ein Fisch den Wurm am Haken nicht widerstehen kann, wollte ich diesem Gefühl nachgehen. Ich konnte die Richtung genau ausmachen, roch es förmlich, das da etwas war, etwas, das ich haben musste, etwas, das mir fehlte. Doch ich wusste auch, das ich dem nicht nachgeben durfte. So viel meiner Selbst war mir noch geblieben.

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